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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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lassen. Voll übertrieben. Letztes Jahr sind daran vielleicht vier Leute gestorben. Da ist es wahrscheinlicher, vom Auto angefahren zu werden …«
    Â»Er sollte sich lieber gegen Herpes impfen lassen«, sagt Lindsay kichernd, aber so leise, dass ich es nur höre, weil ich direkt neben ihr stehe. »Allerdings ist es dafür wahrscheinlich schon zu spät.«
    Â»Ich weiß nicht«, sage ich zu Brianna. »Ich habe geschwänzt.«
    Ich starre Alex an, um zu sehen, wie er reagiert. Ich bin mir nichtsicher, ob er bemerkt hat, wie Lindsay und ich heute vor Hunan Kitchen standen und hereingelinst haben. Sieht nicht so aus.
    Er und Katie hatten die Köpfe über gräulichem Fleisch, das in einer Plastikschüssel erstarrte, zusammengesteckt, genau wie ich es erwartet hatte. Lindsay hatte reingehen und sich mit ihnen anlegen wollen, aber ich hatte damit gedroht, ihre neuen Steve-Madden-Stiefel vollzukotzen, wenn ich auch nur einen Hauch des scheußlichen Fleisch-und-Zwiebel-Gestanks da drin einatmen müsse.
    Als wir aus dem Eiscafé kamen, waren sie bereits weg gewesen, und wir sahen sie nur noch mal kurz in der Raucherlounge. Sie gingen gerade, als Lindsay sich eine anzündete. Alex gab Katie einen flüchtigen Kuss auf die Wange und wir beobachteten, wie sie in verschiedene Richtungen davongingen: Alex zur Schulmensa und Katie zum Kunstgebäude.
    Als Lindsay und ich Nikotin-Nazi auf ihrer täglichen Patrouille begegneten, waren sie längst weg. Heute waren sie nicht erwischt worden.
    Und Brianna weiß nicht, wo er wirklich in der sechsten Stunde war.
    Plötzlich rücken alle Teile an ihren Platz – all die Ängste, die ich zurückgedrängt habe –, eins nach dem anderen, wie Dominosteine. Ich kann es nicht länger leugnen. Sarah Grundel hat den Parkplatz bekommen, weil wir zu spät dran waren. Deshalb tritt sie immer noch im Halbfinale an. Katie und Alex haben sich nicht gestritten, weil ich Lindsay überredet habe, weiterzugehen. Deshalb sind sie nicht in der Raucherlounge geschnappt worden und deshalb hängt Brianna an Alex, anstatt im Bad zu weinen.
    Das ist kein Traum. Und auch kein Déjà-vu.
    Es passiert wirklich. Es passiert noch mal .
    Mir kommt es vor, als würde mein ganzer Körper in diesem Augenblick zu Eis. Brianna plappert darüber, dass sie noch nie geschwänzt hat, und Lindsay nickt und sieht gelangweilt aus, und Alex trinkt sein Bier, und dann bekomme ich wirklich keine Luft mehr – Angst umklammert mich wie ein Schraubstock und ich habe das Gefühl, ich könnte hier und jetzt in eine Million Stücke zerspringen. Die Kälte durchbohrt mich. Ich möchte mich hinsetzen und meinen Kopf zwischen die Knie nehmen, aber ich fürchte, dass ich anfange auseinanderzubrechen – der Kopf vom Hals bricht, der Hals von den Schultern –, sobald ich mich bewege oder die Augen schließe oder so was, dass ich mich in nichts auflöse.
    Ich spüre Arme, die sich von hinten um mich legen, und Robs Mund in meinem Nacken. Aber noch nicht mal er kann mich wärmen. Ich zittere unkontrolliert.
    Â»Sexy Sammy«, singt er und dreht sich zu mir um. »Wo bist du nur mein ganzes Leben lang gewesen?«
    Â»Rob.« Ich bin überrascht, dass ich noch sprechen kann, überrascht, dass ich noch denken kann. »Ich muss dringend mit dir reden.«
    Â»Was ist los, Süße?« Seine Augen sind trüb und rot. Vielleicht liegt es daran, dass ich so große Angst habe, aber bestimmte Dinge kommen mir schärfer vor denn je, deutlicher. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass die sichelförmige Narbe unter seiner Nase ihn irgendwie bullig aussehen lässt.
    Â»Hier nicht. Wir müssen … wir müssen irgendwo anders hin. In ein Zimmer oder so. Irgendwo, wo wir allein sind.«
    Er grinst und lehnt sich an mich, bläst mir seinen Alkoholdunst ins Gesicht, während er versucht, mich zu küssen. »Schon verstanden. Diese Art von Gespräch.«
    Â»Ich mein’s ernst, Rob. Mir geht’s …« Ich schüttele den Kopf. »Mir geht’s nicht gut.«
    Â»Dir geht’s nie gut.« Er löst sich von mir und runzelt die Stirn. »Irgendwas ist immer, weißt du?«
    Â»Wovon redest du?«
    Er schwankt ein bisschen, dann imitiert er mich: »Ich bin heute so müde. Meine Eltern sind oben. Deine Eltern werden uns hören.« Er schüttelt den

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