Wenn ein Wuestenprinz in Liebe entbrennt
stimmte. Schließlich stieß er einen tiefen Seufzer aus. „Scheich Muhammad wird nicht glücklich darüber sein, wenn du seine Tochter nicht heiratest. Möglicherweise wird er uns unterstellen, dass es unserem Reich an Ehre mangelt. Bist du bereit, mit diesem Vorwurf zu leben, Jamal?“
Jamal schüttelte den Kopf. „Ich rede mit dem Scheich, und wenn es sein muss, werde ich das Land durchkämmen, um einen würdigen Ersatz zu finden. Aber auf gar keinen Fall werde ich seine Tochter heiraten.“
Der König neigte würdevoll den Kopf, bevor er einige Papiere von seinem Schreibtisch aufnahm. „Vielleicht wird es gar nicht nötig sein, dass du dich nach einem Ersatz umsiehst. Fatimah sind ein paar Gerüchte zu Ohren gekommen, die unter den Bediensteten kursieren. Du weißt ja, dass sie ihre Quellen hat.“
„Und was erzählt man sich?“ Jamal war der ärgerliche Gesichtsausdruck seines Vaters nicht entgangen.
„Man munkelt, dass Prinzessin Raschida schwanger ist. Das ist auch der Grund, warum der Scheich sie so schnell verheiraten will.“
„Wie bitte?“, fragte Jamal bestürzt. „Ich hätte sie geheiratet und nicht gewusst, dass das Kind nicht von mir ist?“
„Ja“, erwiderte der König verdrossen. „Offensichtlich haben sie gehofft, dass niemand dahinterkommt, weil Raschida noch nicht sehr lange in anderen Umständen ist.“
„Ich kann nicht glauben, dass Scheich Muhammad zu so etwas fähig sein soll“, rief Jamal erzürnt.
„Er wollte sich und seine Tochter vor einer peinlichen Situation bewahren, das ist alles, Jamal. Trotzdem stimme ich dir zu, dass sein Handeln unehrenhaft ist.“ Der König sah auf die Papiere in seinen Händen. „In diesem Bericht steht alles. Als Fatimah mir von den Gerüchten erzählt hatte, habe ich meinen Geheimdienst darauf angesetzt. Die Prinzessin hat wohl eine heimliche Affäre mit einem hochrangigen Offizier in der Armee ihres Vaters gehabt.“
„Der soll sie ruhig haben!“, rief Jamal, erschüttert darüber, wie dicht er davor gewesen war, hereingelegt zu werden. „Ich glaube, du solltest wissen, Vater“, fügte er nach einer Weile hinzu. „Es ist durchaus möglich, dass Delaney von mir schwanger ist.“
Sein Vater sah ihn mit großen Augen an. „Bist du sicher?“
„Nein.“ Jamal schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihr, seitdem ich Amerika verlassen habe. Es ist so ein Gefühl, mehr nicht. Aber ich habe auf jeden Fall vor, zu ihr zu gehen und es herauszufinden. Außerdem will ich sie bitten, meine Frau zu werden und mit mir zurückzukehren.“
„Und wenn sie das nicht will?“
„Dann werde ich sie eben irgendwie überreden müssen – das wird mir schon gelingen.“ Jamal wusste, dass er sehr überzeugend sein konnte.
„Ich würde eine Schwiegertochter bevorzugen, die aus unserem Land stammt“, gestand der König. „Aber natürlich hast du recht, denn Liebe hat nichts mit der Hautfarbe, Nationalität oder Religion eines Menschen zu tun.“
„Habe ich also deinen Segen, Vater?“
Bedächtig senkte der König den Kopf. „Ja, den hast du, Sohn, obwohl du diese Frau wohl auch ohne meinen Segen heiraten würdest. Trotzdem muss ich sie kennenlernen, bevor ich sie als Frau an deiner Seite anerkennen kann, denn sie wird eines Tages unser Volk mitregieren. Das ist alles, was ich von dir verlange.“
„Ich danke dir, Vater. Ich werde dir Delaney so bald wie möglich vorstellen.“
In einer plötzlichen Anwandlung von Zuneigung schloss der König seinen Sohn in die Arme, und Jamal erwiderte die Umarmung. Dann verließ er das Arbeitszimmer seines Vaters.
„Delaney, bist du sicher, dass es dir gut geht?“, fragte Tara sie zum dritten Mal an diesem Tag. „Ich will dir ja nicht auf die Nerven gehen, aber du siehst nicht gut aus.“
Delaney konnte ihr da nur zustimmen. Sie fühlte sich auch nicht besonders gut, aber das würde noch viele Tage der Fall sein. Nachdem sie heute Morgen einen Schwangerschaftstest gemacht hatte, wusste sie, dass sie von Jamal schwanger war.
Delaney hatte vor, ihr Wort zu halten und es ihn wissen zu lassen. Aber noch wollte sie warten, bis sie den ersten Arzttermin in ein paar Wochen hinter sich gebracht hatte.
Auch wenn ihr die Morgenübelkeit seit einigen Tagen zu schaffen machte, der Gedanke, Jamals Kind unter ihrem Herzen zu tragen, machte Delaney glücklich. Zumindest so glücklich, wie eine Frau sein konnte, die sich im Stillen noch immer nach dem Mann verzehrte, den sie liebte.
Jeden Tag
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