Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
Vom Netzwerk:
verhangen.
    »Ist das ’ne Kostümparty?«, tönt Vanessa. »Tilly geht als rote Ampel und ich bin gar nicht verkleidet. Oh weh!«
    Kolja: »Doch. Du gehst als Nutte, egal wohin. Und, nein, das ist keine Faschingsparty, sondern ein Fest, weil Tilly noch lebt.« Pause, grimmig: »Und der Mörder von Sandra nicht mehr.«
    Beck hält ihn fest, weil er drauf und dran ist, auf Vanessa loszugehen. Außer Beck eilt keiner zu ihrer Verteidigung herbei. Das fällt nicht nur mir, sondern auch ihr auf.
    »Mann, das war doch nicht bös gemeint«, so ihre gemaulte Entschuldigung.
    Jana gibt mir natürlich auch noch einen Rat: »Sei doch nicht so empfindlich. Du bist nun mal knallrot im Gesicht …«
    »Verzieh dich«, sagt Paolo ganz ruhig.
    Ich seh nur noch ihren Absatz, und wir feiern.
    Zigmal versichere ich Kolja, dass alles okay ist, dass wir drei nur deshalb so viel Glück gehabt haben, weil er Paolo überredet hat, in der Hütte zu bleiben. Auf dem Eis wären wir chancenlos gewesen und in der Hütte ebenso. Wir tanzen zusammen den Indianertanz. Und dann heulen wir zusammen, weil Sandra tot ist. Und dann trinken wir mit Paolo Beerenpunsch und tanzen und heulen zu dritt.

13
Paolo, Kolja, ich und …
    Am nächsten Morgen sitze ich hinter Beck auf dem Schneemobil und wir fahren hinter Hultmann und Kolja sowie Mieto und Paolo her. Zwei russische Grenzbeamte folgen uns. Es geht über den Fluss. Ich habe wieder den Teint eines Bleichgesichts angenommen, aber davon sieht man eh nichts. Sicherheitshalber hab ich mir den Schal zweimal umgewickelt und die Skibrille auf. Vor und in der Hütte geben wir noch einmal den genauen Ablauf zu Protokoll, abgesehen von der Schutzbehauptung, die Hüttentür sei auf gewesen. Die Jungs demonstrieren, wie sie die Tür verrammelt haben.
    »Der Wahnsinnige hat nicht mal versucht, sie aufzukriegen«, sagt Paolo verstört. »Er ist gar nicht abgestiegen, sondern gleich runtergerast zum Fluss.«
    »Und da hat’s ihn umgehauen, aber er ist sofort wieder aufgestiegen und weiter über den Fluss«, ergänzt Kolja.
    »Der Motor ist immer leiser geworden. Wir haben einen Schrei gehört und dann hat’s gekracht, zweimal hintereinander. Wir haben zwei Schüsse gehört.« Paolo beißt sich auf die Lippen und weicht meinem Blick aus. Es setzt ihm immer noch zu, dass er mich in der Situation alleingelassen hat, genau wie Kolja.
    Mieto hat keine weiteren Fragen.
    Wir fahren weiter. Der eisige Wind fegt losen Schnee über den zugefrorenen Fluss. Ich verstecke mich hinter Becks Rücken. Wir sehen aus wie total vermummte Eskimos bei der Robbenjagd, als wir vor der Einbruchstelle auf noch festem Eis absteigen.
    »Der Kommissar fragt, ob du gewusst hast, dass das Eis hier nicht geschlossen ist?«, übersetzt Hultmann.
    »Bei dem Verhör vor drei Tagen hat Riski so was gesagt. Da waren Sie und Mieto doch auch dabei?« Ich sehe ihn fragend an. »Das war, als ich Ihnen auf dem Plan die Hütte gezeigt habe.«
    »Und warum bist du dann genau da hingelaufen?«, fragt Hultmann weiter.
    »Ich wollte auf die andre Seite rüber, aber man kann das Camp von der Hütte aus nicht sehen. Ich muss im falschen Winkel losgelaufen sein. Ich dachte, ich wäre weiter südlich. Erst als die Leuchtrakete hochgegangen ist, hab ich gesehen, wo ich bin, und sofort die Richtung korrigiert.«
    »Aber zuerst bist du flussaufwärts gelaufen?«
    »Ja.«
    »Worauf wollen Sie bitte hinaus?«, mischt Beck sich ein.
    »Lassen Sie mich die Fragen stellen«, sagt Hultmann.
    »Das war ein traumatisches Erlebnis für Tilly. Suggerieren Sie bitte nicht, dass sie irgendwas falsch gemacht hat!«
    Beck stellt sich entschlossen vor mich. Ich könnte ausflippen, lass mir aber nichts anmerken. »Ich hab gedacht, ich bin auf dem kürzesten Weg rüber auf die andere Seite«, wiederhole ich nur.
    »Hast du den Mann erkannt?«, will Hultmann wissen.
    Ich zuck mit den Achseln. »Würden Sie mich erkennen? Wie soll man unter den arktischen Winterklamotten jemanden erkennen?«
    »Hast du eine Ahnung, wer der Verfolger sein könnte?«
    »Absolut keine«, sage ich, und das ist die reine Wahrheit.
    »Wissen Sie es?«
    Hultmann schüttelt den Kopf.
    »Im Camp geht das Gerücht rum, dass es ein Deutscher sein soll. Wie kommen Sie darauf?«, frage ich weiter.
    »Wer erzählt das?«, fragt Hultmann verärgert.
    Beck schüttelt den Kopf, was so viel heißen soll wie »Ich nicht«.
    »Stimmt es denn?«, hake ich nach. Keine Reaktion von Mieto und Hultmann. »Das würde doch

Weitere Kostenlose Bücher