Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
Vom Netzwerk:
Paolo. »Ich mach keine Mund-zu-Mund-Beatmung.«
    »Ich mach’s«, sagt Kolja und grinst, obwohl auch er nervös ist.
    Paolo gibt mir und Kolja je einen mehrseitigen Ausdruck.
    Und ich lese.
    Familienname : Yaren / Vorname : Seyma / Vermisst seit : Freitag, 02.01.2004
    Personenbeschreibung zum Zeitpunkt des Verschwindens: Alter : 7 Jahre / Gewicht: 26 kg / Größe: 130 cm / Haare : schwarz, glatt, schulterlang
    Bin ich vielleicht eine Türkin? Hat mich Daniela deshalb nicht verstanden? Nein, der Eintrag löst keine Erinnerung bei mir aus. Ich überspringe den Rest und lese weiter.
    Familienname : Pohl / Vorname : Elke / Vermisst seit : Dienstag, 02.03.2004
    Personenbeschreibung zum Zeitpunkt des Verschwindens:Alter : 8 Jahre / Gewicht: 27 kg / Größe: 131 cm / Haare : braun, glatt, kurz
    »Acht ist, glaub ich, zu alt.« Ich werde immer aufgeregter.
    Familienname : Kowalska / Vorname : Ewa / Vermisst seit : Donnerstag, 18.03.2004
    Personenbeschreibung zum Zeitpunkt des Verschwindens: Alter : 7 Jahre / Gewicht: 24 kg / Größe: 128 cm / Haare : blond, gewellt, lang
    Blond, nein, denke ich, als ich auch schon über den nächsten Eintrag stolpere.
    Familienname : Goedel / Vorname : Alma / Vermisst seit : Dienstag, 30.03.2004
    Personenbeschreibung zum Zeitpunkt des Verschwindens: Alter : 5 Jahre / Gewicht: 21 kg / Größe: 120 cm / Haare : schwarz, gelockt, schulterlang
    Bekleidung : blaue Wollhose, blau-weiß gestreifter Wollpullover, blaue Daunenjacke, weiße Mütze, graue gefütterte Schnürstiefel
    Sachverhalt: Seit Dienstag, 30.03.2004, 1 Tag vor ihrem 5. Geburtstag, wird Alma GOEDEL aus Alt-Bodow, Spreewald, vermisst. Victor Georg GOEDEL, der Vater des Mädchens, hat sie zuletzt um 17 Uhr in Begleitung ihres Kindermädchen Julie Thompson im Garten des Herrenhauses Flusshorst gesehen. Seitdem sind das Mädchen und das Kindermädchen verschwunden. Die Polizei schließt nicht aus, dass sich das Kindermädchen mit dem Kind im Ausland aufhält.
    Mir rutschen die Blätter aus der Hand.
    »Sagt dir das irgendwas?«, fragt Paolo mit rauer Stimme.
    Mir wird flau, übel. Schnell klaube ich die Seiten wieder auf. »Gibt es Bilder?«
    »Bestimmt. Muss danach googeln.«
    »Bist du schon bei Alma Goedel? Das sagt mir was.« Kolja springt auf und umrundet die Eiche. »Ich komm gleich drauf.«
    Im Panik-am-Polarkreis-Buch klebt sein abfotografierter Gästebucheintrag vom 28. Dezember 2011 aus dem Aurora Linna Icehotel . Als ich damals die violette Tinte und die Schrift gesehen habe, hat es mich schlagartig aus den Latschen gehauen. Ich hatte keine Ahnung, warum.
    Ich halte Paolo und Kolja die Seite hin.
    What a warm welcome in this icy paradise!
    Salute! Victor Georg Goedel
    Kolja sieht Paolo über die Schulter. »Was is’n das? Das hab ich doch …« Er greift nach dem ganzen Buch, aber ich zieh es weg.
    »Du hast es fotografiert.«
    »Victor Georg Goedel war in Lappland, ganz in unsrer Nähe!« Paolo schüttelt den Kopf. »Das können nicht viele von sich sagen. Zufälle gibt’s, aber vielleicht gibt’s da auch einen Zusammenhang. Was ist das für ein Buch, Tilly?«
    »Eins meiner Panikbücher. Ich kann mich an nichts erinnern, aber manchmal denke ich, ich werde verfolgt, sehe Bilderfetzen, Bruchstücke, grauenhaftes Zeug. Das schreib ich da rein.«
    »Wir gehen heim. Tu einfach, als hättest du alle Tassen im Schrank. Glaub mir, wir finden alles über diese Sache heraus«, sagt Paolo und drückt mich an sich.
    »Kein Alleingang mehr, Tilly. Der Scheiß ist ’ne Nummer zu groß und gefährlich für einen allein.« Kolja fährt mir über den Kopf und zieht mir die Mütze über die Augen.
    Die harten Kanten der Landschaft sind plötzlich weich. Die Sonne geht unter und färbt die Wolken orange, was der Landschaft einen goldenen Glanz gibt. Alles wirkt wie ein Versprechen. Sogar das Hoflicht strahlt heller.
    »Bin gerade fertig«, ruft der Chef aus der Küche. »Hab Hühnersuppe gekocht.«
    Die Herren des Hauses löffeln um die Wette.
    SCHLÜRF. SCHMATZ. Ich krieg nicht viel runter.
    »Voito Riski hat euch für die Pfingstferien nach Lappland eingeladen«, sagt der Chef in die gefräßige Stille hinein.
    Er hat einen beiläufigen Ton angeschlagen. Ich könnte wetten, dass es ihm entgegenkäme, wenn wir uns über Pfingsten verziehen würden. Kurzer Check, den Jungs ist es auch nicht entgangen.
    »Klar! Wir hätten sonst bloß blöd für die Prüfung gebüffelt. Die fängt einen Tag nach deinem Geburtstag an und

Weitere Kostenlose Bücher