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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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Melanie …«
    Paolo: »Weil sie alles runterläuft. Kuck sie doch an. Und dann ist sie auch noch brauner als ich.«
    In vorwurfsvollem Ton, als hätte ich ihm was von seiner italienischen Mafia-Herkunfts-Bräune abgekratzt.
    So ist das eben, ich bin dunkler und »krieg halt keinen Sonnenbrand wie deine edlen Schlossrosen.«
    Kolja schüttelt den Kopf und grinst. »Tilly ist eifersüchtig.«
    Paolo sieht mich aus Augenschlitzen an, mit Wimpern wie ein Mädchen. Wir könnten Geschwister sein.
    Ich: »Schafft was zu trinken ran. Ich hab’s Futter besorgt.«
    Sie motzen, stehen, gehen, holen.
    Die Büsche vorm Fenster zeichnen waagerechte Linien, der Zug fährt wahnsinnig schnell, irgendwas klappert. Ich will nicht dran denken, was passiert, wenn sich bei dem Tempo eine Schraube löst. Vor unserem Abteil steht ein Kerl und starrt mich an. Ich starre zurück.
    Ein Schaffner drückt sich an ihm vorbei. »Die Fahrkarte, bitte.« Der Typ grinst mich an und schiebt ab.
    In mir schrillt eine Alarmglocke. Ich bin in einem Daueralarmzustand.
    Paolo knallt Sprudelwasser auf unser Mutter-und-Kind-Tischchen. »Alles okay?«
    Ich nicke und gähne, mehr vor Anspannung als vor Müdigkeit. Trotzdem ansteckend, Paolo und Kolja lassen ihre Zäpfchen tanzen.
    »Alles ist anders geworden, spürt ihr das auch?« Ich sehe die Jungs an. »Auf der Hinfahrt wollten wir noch was rausfinden, jetzt sind wir plötzlich auf der Flucht.«
    »Du hast recht«, sagt Kolja. »Ich fühl mich auch von Goedel gejagt.«
    Und dann dämmern wir bis Mannheim nervös vor unshin, gehen unseren gestressten Fantasien nach und schaffen es gerade noch rechtzeitig über den Bahnsteig in den ICE nach Stuttgart.
    Der Chef holt uns ab und löchert uns mit Fragen. Die Jungs berichten und lassen französische Brocken fallen.
    »Und du, Tilly?«
    Nichts.
    Paolo, ätzend: »Ihr fliegen Sprachen zu.«
    Und Kolja, sehr überflüssig: »Tilly ist eifersüchtig. Wir müssen immer um sie rumtanzen und dabei den Kerlen ausweichen, die sie vergeblich umschwirren wie Motten das Licht.«
    Ich sag nichts.
    Der Chef und Pädagoge fragt neugierig: »Wie sollten denn Jungs sein, dass du dich für sie interessierst?«
    »Warm.«
    »Ich meine, was sollen sie tun?«
    »Atmen«, sag ich und kuck zum Fenster raus.
    »Und abgesehen davon, dass sie am Leben sein sollten?«, fragt der Chef weiter.
    »Das reicht«, sag ich. Hab genug vom lästigen Thema. Paolo kuckt mich wieder komisch an. Wahrscheinlich denkt er an Sandra und Julie Thompson. »Jungs sind nicht mein Problem«, sage ich abschließend und frag den Chef: »Wie war’s bei dir?«
    Er wollte Uschi beim Renovieren helfen.
    »Brigitte und ich haben uns getrennt.«
    Uschi heißt also Brigitte. Ende der Fernbeziehung, die Dritte. Oh nein! Jetzt kocht und backt er wieder gegen seine Rastlosigkeit an und hämmert unablässig auf dem endlos ausbaufähigen Bauernhof herum.
    »Das tut mir leid«, sag ich. »Wann denn?«
    »Heute.«
    Wir sind schuld. Also versuchen wir, den Chef mit unsrer Rückrufaktion zu versöhnen und bereiten ihm friedliche Tage, ohne Konsum illegaler Drogen und ohne Gemotze über seinen Musikgeschmack. Endlos hört er »Candle in the Wind« von Elton John. Da benötigt man starke Nerven oder einen Eimer.
    Ich fühle mich besonders schuldig und wische bei ihm durch. Es müffelt, der Chef braucht frischen Wind.
    »Wo willst du mit den Gladiolen hin?«
    »Die sind vertrocknet. Ich tu sie weg«, sag ich.
    »Die brauchen bloß frisches Wasser.«
    Genau, vom Blumenwasser ist mir was auf den Turnschuh geschwappt. Das stinkt so derbe, die kann ich wegschmeißen. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Uschi-Gebinde. »Chef, die sind so furztrocken, dass ein Geistesfunken sie entzündet und Haus und Hof dem Feuer preisgibt. Ich trau mich nicht mehr zu denken.«
    »Tilly, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du maßlos übertreibst?«
    »Noch nie. Du bist der Erste, der das behauptet«, sag ich.
    In dem Moment trifft mich ein Geistesblitz.
    »Wir müssen ihn hochgehen lassen«, sag ich später zu den Jungs. »Goedel muss verschwinden.«
    »Keine Frage«, sagt Paolo. »Da sind wir uns einig.«
    Von unserem konspirativen Treffpunkt unter der Buche blicken wir über das weite, grüne, satte Abendland. Ein friedliches Bild, wäre mein Gemüt auf Frieden gepolt. Sofühle ich mich wie von fleischfressenden Pflanzen umgeben. Unheimlich, drohend wirkt der nahe Laubwald.
    »Und wie?«, fragt Kolja.
    »Julies Leiche muss gefunden werden,

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