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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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»Mädchen fahren voll auf dich ab, wenn du kochen kannst«, erklärt er Paolo.
    »Mir ist es lieber, wenn Kerle Karate können«, sag ich.
    »Du bist nicht repräsentativ«, widerspricht Kolja.
    »Und was ist mit Brigitte? Der Chef kann kochen.«
    »Uschi ist auch nicht repräsentativ.«
    »Aber Mia.«
    »Genau.«
    Ich flüchte zum Tagblatt. »Maria, lass uns reden. Und bitte, zwing mich nicht zum Essen. Ich kann nicht mehr.«
    »Pst, Tilly, hör mal.« Sie dreht das Radio lauter. »Da wart ihr drei doch in der letschten Woche. Oder?«
    Ich höre eine Frau sagen: »Mitglieder der Vereine Freunde der Spreewaldbahn und Biergarten e.V. haben unterm Bahndamm der stillgelegten Spreewaldbahn menschliche Überreste gefunden.«
    Der Polizeisprecher: »Wir können zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht bestätigen, ob die Funde im Zusammenhang mit dem Verschwinden der fünfjährigen Alma Goedel und ihres Kindermädchens Julie Thompson vor zehn Jahren stehen.«
    »Wollen wir in den Garten?«, frage ich nach diesen Nachrichten Maria benommen.
    Wir setzen uns in den Schatten und sehen den Schwalben zu. Furcht kriecht mir den Rücken herauf. Von meiner Stirn läuft kalter Schweiß herunter. Brechreiz schüttet Säure in meine Kehle. Goedel wird einen Zusammenhang zu uns herstellen und zurückschlagen! Meine Rettung ist bloß eine jämmerliche Illusion. Eine harte Ladung Hass trifft mich mitten in die Brust, kalte Wut tobt sich an mir aus, schlechter Atem, Suff, Fontänen vernebelnder Gifte wabern um mich herum. Auf mir liegen Steine, schwer und scharfkantig, und ich verschwinde im Dunkel.
    Jemand drückt ein nasses Tuch auf meine Stirn.
    »Tilly, was machsch du denn für Sachen«, murmelt Maria. »Bleib liegen. Der Paolo kommt.«
    Ich liege im Gras, muss vom Gartenstuhl gekippt sein. Ein übler Gestank steigt mir in die Nase.
    »Du hosch gschpuckt. Kein Wunder kannsch nix essen.«
    Ich will mich hochrappeln, aber es geht nicht.
    »Warte.« Paolo hilft mir. Er nimmt Maria den Spaten aus der Hand und gräbt mit tiefen Spatenstichen, was ich am Rand des Blumenbeets von mir gegeben habe, unter. »Kann ich den Schlauch nehmen?«
    Maria nickt. Er spritzt mich ab und meine Lebensgeister kommen protestierend und in Scharen zurück.
    »Jetzt gibt’s Kamillentee.« Maria stellt eine Kanne auf den Gartentisch.
    Widerspruch ist zwecklos. Ich setzte mich in die Sonne, trinke Tee und trockne vor mich hin.
    Dann brechen Paolo und ich auf. Er hat noch keine Nachrichten gehört. Als ich es ihm erzähle, packt er meine Hand und zieht mich hinter sich her. Wir rennen die Oberstraße hoch.
    »Was habt ihr denn vor?« Der Chef muss zwischen den Bohnenstangen versteckt sein. Ich sehe ihn nicht.
    »Ich muss Tilly ’ne Matheseite zeigen!«, lügt Paolo, zerrt mich in seine Bude und fährt den Computer hoch. Sein Krempel liegt überall verstreut im Zimmer. Chaos. Ich kommentiere es nicht und gehe erst mal Zähneputzen.
    Die Nachricht ist bereits auf Spiegel online.
    Ein Mediendonnerwetter bricht los. Neue Berichte werden mit knapp zehn Jahre alten unterfüttert. Victor Georg Goedels Bild ist überall in den Nachrichten.
    »Hast du’s gelesen? Sie haben die Leiche identifiziert. Es ist eindeutig Julie Thompson. Jetzt suchen sie nach den sterblichen Überresten von Alma Goedel. Ha! Da können sie lange suchen!« Paolo wirft sich auf mich.
    Ich falle rückwärts aufs Bett. Er liegt auf mir, seine Hände unter meinem T-Shirt, seine Lippen auf meinen.
    »Und, wie fühlst du dich?«, flüstert er.
    »Sehr lebendig.« Ich lächle.
    Plötzlich lässt er mich los und steht auf. Wilde Sprünge im Treppenhaus, die Tür wird aufgerissen, und als Kolja mich anstiert, sitze ich bereits ein bisschen verkrampft, aber aufrecht auf Paolos Bett.
    »Jetzt ist Goedel dran!«, keucht Kolja. »Der Mann ist fertig.«
    »Wenn es Gerechtigkeit gibt«, schränkt Paolo ein.
    »Pass auf, dass der Chef nichts mitkriegt«, warne ich ihn.
    »Warum sagen wir es ihm nicht?«, fragt Kolja.
    »Bist du irre? Das darf niemand wissen!« Ich brülle.
    »Dann sei du auch mal ein Phon leiser«, sagt Paolo. »Ich druck die Nachrichten aus. Könnt ihr mal kucken, ob schon im Fernseher was dazu läuft?«
    Kolja und ich schieben ab und machen die Kiste an.
    »Wieso soll es der Chef nicht wissen? Es würde dich doch vor Goedel schützen, wenn bekannt wäre, dass du Alma bist und lebst?«
    »Bin mir sicher, dass ich genau das nicht lange überleben würde.«
    »Das könnte selbst Goedel nicht

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