Wenn es daemmert
keine Freunde. Aber Pete vermied es nach Möglichkeit, etwas zu tun, von dem er dachte, dass es für Cedric zum Problem werden konnte. Doug hingegen steuerte direkt darauf zu. Er machte Dreck in der Küche und räumte erst Stunden später auf. Er hinterließ matschige Fußspuren in der Eingangshalle. Er ließ Türen und Fenster sperrangelweit offen stehen. Legte die parallel angeordneten Sofakissen einige Fingerbreit zur Seite oder verschob ein Bild gerade so weit, dass es nicht mehr genau gerade hing.
Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er Cedrics Badezimmer benutzt hatte. Doug hatte es sich zum Sport gemacht, in Cedrics Bad zu gehen und hinterher wieder aufzuräumen, nur um sich zu beweisen, dass er von Cedric unbemerkt alle Räume betreten und nutzen konnte, wie es ihm gerade passte. Niemand, so sagte Doug, konnte ihm Vorschriften machen. Dasselbe galt für Pepa. Doug hatte sich darüber aufgeregt, dass Cedric sie offenbar als seinen Besitz ansah.
»Lässt sich von seinem Daddy jetzt auch noch ’ne Frau besorgen, weil er zu blöd ist, selbst eine Freundin zu finden, oder was.«
Doug war von dieser Idee nicht abzubringen, und insgeheim musste Pete zugeben, dass er Cedrics Vater so etwas zutraute. Lord Darney hatte an seinem Sohn so einiges auszusetzen: Cedric studierte Literatur, was in seinen Augen ein Frauenfach war, feierte keine Partys, hatte keine Freundin. Natürlich hatte Lord Darney Angst, Cedric könnte schwul sein. Er hatte Doug und Pete einmal beiseitegenommen und versucht, aus ihnen etwas herauszubekommen. Kurz darauf war Pepa aufgetaucht.
Und Doug hatte es sich zum Ziel gesetzt, sie zu besitzen. Heimlich natürlich. Obwohl das gar nicht nötig war. Pete hatte sofort gesehen, dass sich Cedric für das Mädchen gar nicht interessierte. Doug war für solche Beobachtungen zu unsensibel. Er hatte sein Ziel einfach anvisiert und war darauf losgesteuert. Hatte Pepa die Stadt gezeigt, war mit ihr ins Kino gegangen, an den Strand. Wie weit er bei ihr gekommen war, wusste Pete nicht. Er war sich aber sicher, dass Doug im Erfolgsfall den Mund nicht hätte halten können.
Doug kam gerade von der Erstversorgung durch eine Krankenschwester zurück. Sie hatten ihm den Fisch abgenommen und ihm stattdessen einen Beutel mit Kühlgel gegeben. Während sie auf einen Arzt warteten, fragte Pete:
»Wo ist Pepa eigentlich?«
Doug zuckte die Schultern und presste sich mit der Dramatik eines Opernstars den Gelbeutel aufs Auge. »Hat vielleicht ein paar Tage freigenommen. Frag Cedric, sie gehört schließlich ihm.«
»Ich hab sie nicht mehr gesehen, seit das mit Matt passiert ist.«
»Du hast Ideen! Frag doch mal die Cops, ob sie noch einen wie dich gebrauchen können.«
»Du hast doch mehr Zeit mit Pepa verbracht als jeder andere, da müsstest du doch wissen, wo sie …«
»Hör mal, Pete, ich bin nicht ihr Kindermädchen.« Doug legte sich über drei der Wartesitze und schwang die Beine über eine Lehne.
»Wir haben der Polizei gar nicht gesagt, dass sie bei uns wohnt.«
»Dann geh zu diesem Chief Inspector, wie hieß er, Brandy oder so was, und sprich mit ihm«, antwortete er genervt. »Kann uns doch egal sein. Wir haben ihm gesagt, wo wir waren, und damit ist es gut.« Ein Arzt kam auf Doug zu. Doug setzte sich wieder auf und fing sofort an, über seine Verletzungen zu jammern.
»Genau das haben wir nicht gesagt«, murmelte Pete, der in Gedanken noch bei Matts Tod war, während Doug mit dem Arzt in Richtung der Behandlungsräume verschwand. Mit einem Seufzer lehnte er sich zurück und sah sich um. Eine junge Krankenschwester ging gerade zur Rezeption. Sie lächelte Pete berufsmäßig freundlich zu, und wie immer, wenn er eine hübsche Frau sah, wurde er unruhig. Er wusste, er starrte sie an und machte wahrscheinlich ein Gesicht wie ein Alkoholiker, der nach zwei Wochen Abstinenz eine Flasche Whisky sieht. Schnell schloss Pete die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken. Etwas, das seine Erregung vertrieb.
Er sagte leise die Titel aller Star-Trek-Filme in chronologischer Reihenfolge auf. Das half manchmal.
10.
Nachdem McCallum gegangen war, saß Mina auf den Treppenstufen im Flur ihres Hauses, hielt das kleine braune Fläschchen mit den Tabletten fest umklammert und wartete, ob sie weinen würde.
Es kamen keine Tränen, natürlich nicht. Was solche kleinen Pillen mit einem Gehirn alles anstellen konnten.
Vorgestern Nacht war sie im Haus eines Mannes gewesen, der jetzt tot war. Sie hatte ihn
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