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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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etwas …?«, begann Mina.
    »Was denn?«, fragte Margaret ungeduldig.
    »Seit wann machen uns diese Schulen zu besseren Menschen?«, fragte Cedric.
    »Kann mich endlich mal jemand aufklären? Kennt jemand von euch den Mann?« Margaret klang mittlerweile fast böse.
    »Sie wollen wissen, wer der Mann ist?«, fragte Cedric zurück.
    »Ja. Ich weiß zwar, dass Sie vorhin mit meiner Tochter etwas unter vier Augen zu besprechen hatten, aber jetzt reden Sie die ganze Zeit über meinen Kopf hinweg, und ich würde gerne …«
    »Das«, unterbrach Cedric, »ist der Mann aus dem Range Rover, der den Stein geworfen hat.«

2.
    Viele Straßen führten nach St. Andrews, aber von dort aus führten sie nicht weiter. Wer dort hinfuhr, hatte diesen Ort zum Ziel. In St. Andrews war niemand auf der Durchreise, man fuhr nicht von X nach Y   über   St. Andrews. Man fuhr nur   nach   St. Andrews. So gesehen konnte Art auch noch eine Weile in der Stadt bleiben, wenn er schon mal da war.
    Er parkte seinen Range Rover auf dem Universitätsparkplatz vor den Naturwissenschaftsgebäuden. Art amüsierte sich jedes Mal darüber, dass diese riesigen, hässlichen Zweckbauten aus der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die schöne Aussicht auf die Nordsee verschandelten, die man sonst von Donaldson Gardens aus gehabt hätte, jenem hübschen, viktorianischen Wohngebiet, in dem Matt gelebt hatte. Auf die Grundstückspreise hatte die getrübte Aussicht allerdings keinen Einfluss gehabt.
    Von hier aus war man in wenigen Minuten am R&A, den Golfplätzen und allen wichtigen Hotels. Warum nicht kurz da vorbeischauen? Die Gelegenheit war günstig. Schließlich war Matt tot, und neue Kunden waren nie verkehrt. Art ging zum Sheldons-Hotel. Es traf sich gut, der richtige Mann war an der Rezeption: Jim. Sie nickten sich zu, und Jim zog einen Umschlag hervor. Art wollte ihn nehmen, aber Jim ließ ihn nicht los. Das alte Spiel. Jim liebte es, er fühlte sich dabei wie in einem Gangsterfilm, deshalb spielte Art jedes Mal mit: Er nickte ernst, holte seine Brieftasche hervor, sah sich rasch um, nahm einen großen Schein heraus und schob ihn konspirativ zu Jim. Nun gehörte der Umschlag ihm.
    »309 und 217«, sagte Jim.
    Er zwinkerte Jim zu und ging in die Bar, wo er sich einen Kaffee bestellte. Dann öffnete er den Umschlag, nahm das zusammengefaltete Blatt Papier heraus und las es durch: eine Namenliste. Hinter jedem Namen: Nationalität, Beruf, Firma, Alter, Zimmernummer, persönliche Anmerkungen von Jim. Zufrieden faltete Art den Zettel wieder zusammen und trank seinen Kaffee. Viele Ausländer. Um die würde sich Jim kümmern. Jim war für die kurzfristigen Vermittlungen vor Ort zuständig. Die Männer fragten diskret nach Begleitung, und Jim leitete die Anfragen an Art weiter, ohne dass er direkt in Erscheinung trat.
    Interessanter waren die Briten, die als langfristige Kunden in Frage kamen. Sie waren Arts Aufgabe.
    309 und 217, hatte Jim gesagt, seien nun ebenfalls in der Bar. Zimmer 309 war Geschäftsführer einer Pharmafirma in Birmingham. Könnte unter Umständen ein guter Kunde werden, war für andere Geschäfte aber nicht unbedingt zu gebrauchen. Mit Drogen hatte Art nichts zu tun. Das lag keinesfalls an seinem Ehrenkodex. Art würde nie ein Geschäft von vornherein ausschließen. Art sah sich um und erkannte ihn: 309 war der Einzige in Arts Alter, der in der fast leeren Bar saß. Später, nach zehn, wenn es zu dunkel war zum Golfspielen, würde es sich füllen. Der Mann war Ende fünfzig, hatte aber schon sehr graue Haare und einen kurzen grauen Bart. Sportliche Figur, aber gestresster Gesichtsausdruck trotz Golfurlaub. Definitiv ein Kunde.
    217 war im Baugeschäft tätig und kam aus Cardiff. Er war nicht auf den ersten Blick auszumachen, denn es gab mehrere Männer Anfang vierzig, sie saßen alle nebeneinander direkt an der Bar. Art las sich Jims Anmerkungen durch: blond, Brille, humpelt leicht. Nur einer der Männer war blond. Er sah vielversprechend aus. Hetero, aber kein Glück bei Frauen. Dummerweise kein Ehering, aber ein goldenes Kreuzchen am Hals: gläubig. Das waren oft die Besten.
    Art wartete, bis der Mann aus Zimmer 217 alleine an der Bar saß. Eine Stunde später hatten sie sich für einen Streifzug durch Edinburgh verabredet. Art wusste, wann er jemanden in der Tasche hatte. Andererseits war der Mann aus der Baubranche ein kleiner Fisch. Er brauchte mehr von den wichtigen Leuten. Viel mehr. Nun, Art hatte Geduld, es würde

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