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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Seite Vokabeln lernen, aber zögert bei solch simplen Entscheidungen.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Du nimmst das Taxi mit den Einkäufen, ich fahre mit dem Rad wieder hoch.«
    Sollte er sich doch abstrampeln. Ich freute mich schon auf seinen Anblick, wenn er völlig erledigt in der Villa ankäme.
    »Du bist so ein guter Mensch, Claas!« Mein Spott war nicht zu überhören.
    »Verarsch mich nicht!«
    »Natürlich nicht.«
    Wir kauften das Nötigste ein. Eier, Milch, abgepackten Schinken und Käse, Joghurt, Brot, Nutella. Nudeln und Getränke waren noch ausreichend im Haus und die Tiefkühltruhe war gefüllt mit Gemüse und Fleisch. Leider führte der Laden nur eine Eissorte, die wir alle nicht mochten.
    Aber andererseits wäre das Eis bis hoch in die Villa längst geschmolzen.
    Mein toller Plan funktionierte nicht: Es kam kein Taxi vorbei. Natürlich nicht, es war ja auch niemand auf den Straßen.
    »Du kannst runter zur Busstation radeln«, meinte Claas, »da stehen vielleicht welche.«
    Ich wusste, wie weit das war – und verzichtete.
    Beladen mit vollen Rucksäcken traten wir in die Pedale und kämpften uns die gewundene Bergstraße hinauf. Inzwischen war es drei und so heiß, dass ich jeden Moment fürchtete, wegen Hitzschlag vom Rad zu kippen.
    Absteigen war auch keine Option, denn mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken das Rad zu schieben, war auch nicht gerade eine angenehme Vorstellung.
    Irgendwann, ich konnte es kaum fassen, sahen wir von ferne die Villa – und ein paar schmerzhafte Pedaltritte später waren wir endlich da. Wir waren beide völlig erledigt, unsere Köpfe glühten.
    Wir verstauten die Einkäufe, duschten – das Wasser roch etwas muffig, aber immerhin war es Wasser –, tranken literweise Wasser aus dem Kühlschrank und warfen uns in den Pool. Es wunderte mich, dass es nicht zischte, als unsere Körper ins Wasser tauchten.
    Claas gab sich Mühe, mir – und vielleicht auch sich – zu demonstrieren, dass wir immer noch ein Paar waren. Doch wenn er versuchte, mich zu umarmen, zu küssen, tauchte ich unter ihm hinweg, bis er schließlich aufgab.
    Ich ließ mich treiben, sah in den Himmel, genoss das Wasser, das meinen Körper streichelte, und fühlte mich einsam. Schrecklich einsam. Morgen, sagte ich mir, morgen fahr ich frühmorgens an den Strand und bleib den ganzen Tag dort unten. Allein.
    Als ich aufblickte, lehnte Julian im Schatten an der Terrassentür, eine Dose in der Hand, und sah uns zu. Für Sekunden ruhte sein Blick auf mir und ich spürte wieder diese Flamme in mir brennen. Ich erwartete, dass er zu uns kommen oder etwas sagen würde, aber er stand nur da, und als ich aus dem Becken stieg, tropfend nass in meinem anderen Bikini, drehte er sich um und ging ins Haus.
    Ich schlang mir ein Badetuch um, legte mich auf eine der weißen Liegen und schlug mein Buch auf. Ich wollte das Kitzeln auf meiner nassen Haut genießen, wenn die Sonne die Wassertropfen aufsaugte, den Zikaden und dem hellen Zwitschern lauschen, das irgendwo aus den Pinienwipfeln herüberwehte. Und vor allem wollte ich an Julian keinen Gedanken mehr verschwenden.
    Aber wenn der Kopf etwas will, heißt es noch lange nicht, dass auch das Herz so fühlt. O-Ton meiner Großmutter, Melody O’Shea.
    Wenig später kam Tammy auf die Terrasse, warf erst ihr Handtuch, dann einen Stapel Modezeitschriften auf die übernächste Liege neben mich.
    »Ihr habt kein Mineralwasser und die falsche Milch eingekauft. Fette statt halbfette.«
    In mir brodelte es, und ohne vom Buch aufzusehen, erwiderte ich: »Wird dich schon nicht gleich fett machen.«
    »Na ja«, sie streckte sich auf ihrer Liege aus, »du kannst dir ja dein Dolmetscherkostüm gleich eine Nummer größer kaufen.«
    Ich versuchte, mich auf mein Buch zu konzentrieren, aber meine Wut nahm Überhand. Schließlich klappte ich es zu. »Was hast du eigentlich gegen mich?«
    Sie lachte auf, die schwarzen Gläser ihrer Sonnenbrille glotzten mich an. »Wie kommst du denn darauf, dass ich was gegen dich habe, Melody? Ich glaube, du liebst es einfach, jedem die Worte im Mund umzudrehen, je nachdem, wie es dir gerade passt.«
    »Dann habe ich mich wohl geirrt. Und übrigens: In Zukunft brauchst du gar nicht mehr mit mir zu reden.«
    Sie zuckte nur leicht mit den Schultern, als sei unser kurzer Schlagabtausch noch nicht mal ein richtiges Schulterzucken wert. Sie blätterte eine Modezeitschrift auf.
    »Schön, dann haben wir das ja endlich geklärt«, sagte ich und öffnete

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