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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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jemand meinen Bikini abgehängt?«, rief ich ins Haus.
    Yannis war gerade gegangen. Julian kehrte die Scherben im Wohnzimmer auf und sah mich so verständnislos an wie eben Claas. Und Tammy – natürlich, ich hätte es mir denken können – verzog höhnisch den Mund und sagte: »Ich hab meinen eigenen, schon vergessen?«
    Ich lief nach oben ins Zimmer. Hab ich ihn vielleicht aus Versehen in den Rucksack gepackt oder in eine Schublade gelegt?
    Ich glaube, es wäre mir lieber gewesen, ich hätte mich selbst dabei ertappt, ihn gedankenlos irgendwo versteckt zu haben, anstatt nach einer halben Stunde Suche zu der Erkenntnis zu gelangen, dass er nicht da war. Jemand hatte meinen Bikini gestohlen.
    Hört sich harmlos an, oder?
    Der Bikini war nicht mal besonders neu und auch nicht besonders teuer gewesen. Aber ich hatte ein unangenehmes Gefühl. War hier ein Stalker unterwegs? Ein Triebtäter? Und: Was würde als Nächstes passieren?
    Seltsam, ich kann es nicht erklären, aber schon zu diesem Zeitpunkt glaubte ich, dass dies alles erst der Anfang eines gruseligen Spiels war, dessen Ende niemand absehen konnte.

10
    Um halb elf kamen der Gärtner Vincent mit seinem Sohn Patrick vorbei und öffneten den Zulauf eines Zweieinhalbtausend-Liter-Reservetanks, der neben der Garage in die Erde eingelassen war. Das Wasser war zwar weder zum Trinken noch zum Kochen geeignet, weil es nicht regelmäßig benutzt wurde, aber zum Duschen und für die Toilette war es okay, erklärte Vincent.
    Das Auffälligste an Vincent waren nicht sein Lispeln, seine hagere Gestalt mit der Hakennase und auch nicht sein ausgeprägter Akzent dieser Gegend, sondern seine Augen. Während das linke sich ganz normal bewegte, rutschte sein rechtes immer nach außen weg, sodass man nicht wusste, in welches man blicken sollte. Sein Sohn hatte diesen Fehler nicht geerbt, fiel mir gleich auf, obwohl er seinen Blick sowieso meistens auf seine Füße richtete. Na ja, dachte ich, er ist mit seinen vierzehn oder fünfzehn wahrscheinlich gerade in der Pubertät.
    Vincent runzelte die Stirn, als Julian ihm von dem Einbruch erzählte, sagte aber nichts dazu. Er war ganz offensichtlich kein Freund vieler Worte.
    »Wann kriegen wir denn wieder normales Wasser, ich meine aus der Leitung?«, wollte Tammy in ihrem holprigen Französisch wissen, sie hatte die Arme in die Taille gestemmt und wirkte ziemlich angepisst. Patrick schien sogar ein bisschen Angst vor ihr zu haben, jedenfalls senkte er sofort den Blick, wenn sie ihn ansah.
    Tammy war wütend, obwohl Vincent weder für die Sache mit dem Wasser noch für den Einbruch etwas konnte. Doch in ihrer verqueren Logik trug offenbar er die Verantwortung für das, was in der Gegend passierte, allein deshalb, weil er hier lebte. Er sah Tammy nur mit hochgezogenen Brauen an, hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Er tat es so deutlich und langsam, dass er sich jeden weiteren Kommentar dazu sparen konnte.
    Als Vater und Sohn für die Fensterscheibe Maß genommen hatten und schließlich zusammen abzogen, schüttelte Tammy den Kopf. »Die sind ja auch nicht besonders hell.«
    Ich versuchte, die Sache mit dem Bikini zu vergessen, sie nicht überzubewerten, mich abzulenken.
    »Wenn ihr ein Fahrrad für mich habt, fahr ich runter und kauf ein paar Sachen ein. Außerdem will ich mal zum Strand«, sagte ich.
    Ich hätte sagen sollen: Ich will allein sein.
    Claas meinte, das sei eine gute Idee, er käme mit. Und zuerst sah es aus, als wollte Julian auch dabei sein. Was mich ehrlich gesagt wunderte. Seit dem Einbruch strich er um Tammy herum und versuchte, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Natürlich würde er sie nicht allein lassen, er hatte die letzte Nacht vor ihrer Tür verbracht – während er um mich einen großen Bogen machte.
    Nur ein Blick, einer dieser Augenblicke wie letzte Nacht und ich würde ihm – ja, auch wenn es pathetisch klingt – zu Füßen liegen! Und er würde seinen Arm um mich legen, mich zu sich ziehen und … alles Wunschdenken! Seit letzter Nacht schaffte er es ja noch nicht mal mehr, mir in die Augen zu sehen oder in meiner Nähe zu sein.
    Aber, wenn er jetzt doch mitkäme … hoffte ich dann, als sein Blick zu mir herüberflackerte. Ich hielt die Luft an. Und dann sagte er: »Nein, ihr müsst allein fahren. Ich kann Tammy nicht allein lassen und die Scheibe ist ja noch nicht repariert.« Er räusperte sich und lief, mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zu Tammy hinauf.
    Der Wind

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