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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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mein Buch. Nie wieder würde ich ein Wort an sie richten, schwor ich mir.
    »Hi, Mädels!« Claas stand tropfnass in seiner Badehose vor uns und sah auf uns hinunter. Tammy schob sich die Sonnenbrille aufs Haar und lächelte ihn an. »He, du machst mich nass!«
    Er schüttelte die Hände auf sie aus, worauf sie geziert aufschrie. Er lachte.
    Mein Gott, wie albern. Tammy wollte mich doch bloß ärgern, indem sie auf Claas’ halbstarke Späße einging. Er war, nein, er konnte doch gar nicht ihr Typ sein – aber vermutlich war ihr so offen entgegenbrachte Bewunderung von jedem männlichen Wesen recht.
    »Komm mit ins Wasser!«, forderte er sie auf. »Es war noch nie so frisch und blau!«
    »Es sieht nur blau aus, weil sich der Himmel darin spiegelt und das Becken mit blauen Mosaiken ausgelegt ist«, bemerkte ich, ohne meine Nase aus dem Buch zu nehmen.
    »Melody ist ja so klug«, sagte Tammy spöttisch.
    »He, Mel, komm mit ins Wasser!« Claas versuchte abzulenken.
    »Ich weiß gar nicht, ob das so eine gute Idee ist, Claas. Kann Melody überhaupt schwimmen?«
    Claas stand einfach nur da und sah von einer zu anderen.
    Ich klappte mein Buch zu und zwang mich, cool zu bleiben. »Melody kann schwimmen. Und Melody ist klug. Zu klug für euch.« Langsam erhob ich mich, nahm mein Handtuch und ging.
    Oben im verdunkelten Zimmer streckte ich mich auf dem Bett aus und überlegte, wie ich am besten von hier wegkäme.
    Später kam er, Claas, und kniete sich neben mich aufs Bett. Ich konnte die Sonnencreme riechen, den Tag Sonne auf seiner Haut, das Chlor. Ich wartete darauf, etwas zu empfinden. Sehnsucht nach Berührung, nach Nähe, nach … nach mehr, aber er war mir nur noch fremd.
    Ich wollte, dass er wieder ging.
    »Was war denn mit dir los, vorhin?«, fragte er. »Ich finde, du hast da total überreagiert.«
    »Findest du das? Na und!« Ich fuhr hoch und er wich mit dem Oberkörper zurück.
    »Es war nur ein Spaß, Mel. Tammy hat einen Spaß gemacht. Mehr nicht.« Er versuchte ein Lächeln, aber ich glaube, er war nicht mal selber davon überzeugt, was er sagte.
    »Klar!«, sagte ich. »Hier ist alles nur ein Spaß! Das Unterwassertauchen von Julian, Tammys fiese Bemerkungen – hast du gesehen, wie sie mich angestarrt und gemeint hat, ich habe ihren iPod genommen?«
    »Mel, ich glaube, du steigerst dich da in was rein«, fing er an und setzte so etwas wie einen zärtlichen Blick auf.
    Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. »Gib doch zu, dass sie dir gefällt!«
    »Was soll denn das wieder heißen?« Er klang ja so lau!
    »Du kannst einfach schlecht lügen, Claas, lass es doch einfach! Meinst du, ich bin blind? Schlaf nur vor ihrem Bett! Vielleicht stolpert sie dann mal über dich und bemerkt dich endlich.«
    Seine Miene erstarrte. Ich hatte ihn getroffen. Bingo!
    »Und jetzt lass mich endlich allein, ich will ein bisschen schlafen.«
    »Man kann nicht mit dir reden, Mel.«
    »Stimmt«, sagte ich und konnte es kaum erwarten, dass er endlich die Tür hinter sich schloss.
    Ob es die Hitze war oder meine Wut, mich hatte eine seltsame Lähmung befallen.

11
    Als ich mir am späten Nachmittag Mineralwasser aus dem Kühlschrank holen wollte, war keines mehr da.
    Auch in der Vorratskammer hinter der Küche fand ich weder Flaschen noch Kanister. Jetzt war uns also auch noch das Wasser ausgegangen. Ich nahm mir eine warme Flasche Cola.
    Mir war heiß. Die warme Cola klebte mir eher den Mund zu, als dass sie erfrischte. Lust auf eine Dusche mit dem modrigen Wasser hatte ich auch nicht gerade. Wenn wenigstens ein bisschen Wind ginge. Ich schleppte mich wieder hoch ins Zimmer und schaltete den Ventilator an. Nichts. Er tat keinen Mucks.
    »Verfluchtes Ding!«, schimpfte ich. »Du gehst doch mit Strom und nicht mit Wasser, oder?«
    Im selben Augenblick schrie Tammy von unten: »Scheiße, der Kühlschrank geht nicht mehr!«
    Julian checkte die Sicherungen. Doch an ihnen lag es nicht, dass wir keinen Strom mehr hatten.
    Er rief wieder Vincent an, der ihm erklärte, dass er heute den ganzen Tag bei seiner Mutter irgendwo auf dem Land verbringe, mehr verstand Julian nicht.
    Uns blieb also keine Wahl, wir würden einfach abwarten müssen.
    Tammy war genervt, Claas stöhnte.
    Und ich wurde einen Gedanken nicht los: Gab es einen Grund, warum das alles passierte?
    Hatte sich das Schicksal gegen uns verbündet? Oder waren das nicht bloß Kleinigkeiten? Wir hatten einfach nur keinen Strom und kein Wasser. So was passierte an anderen Orten

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