Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Arme auf und schon verfluchte ich mich, hier heruntergestiegen zu sein. Du bist wirklich so behämmert, Mel! Tammy wird sich freuen, wenn du zerkratzt wieder raufkommst! Aber jetzt war es zu spät. Bildete ich es mir ein oder war da tatsächlich ein Hauch an meiner Wange? Ich fuhr herum – und starrte in die undurchdringliche Finsternis. »Claas?« Erlaubten sich die beiden mit mir einen Spaß? Haben sich die drei gegen mich verbündet und mich hier heruntergelockt?
    Hör auf, Mel!, rief ich mich zur Vernunft.
    Augenblicklich erstarrte ich. Ich war ganz sicher. Da war jemand, kaum zwei, drei Meter von mir entfernt, er kauerte dort in diesem Schatten der Büsche.
    Ich duckte mich und tastete mich weiter. Es knackte vor mir. Ich bewegte mich nicht, obwohl ich etwas unter meinem rechten Fuß spürte. Etwas Festes, aber es fühlte sich nicht wie ein Ast an, eher wie etwas Eckiges. Ich wartete, rührte mich nicht. Da waren Schritte, direkt vor mir. Jetzt erkannte ich einen Schatten. Da war wirklich jemand! Mein Herzschlag beschleunigte sich. Wo, verflucht noch mal, waren Claas und Julian? In diesem Augenblick blieb der Schatten stehen, schon fürchtete ich, er hätte mich entdeckt. Er müsste ja nur den Arm ausstrecken und könnte mich berühren. Doch dann, ich weiß nicht, warum, drehte er sich um und ging davon, die Schritte wurden leiser und nach ein paar Sekunden hörte ich nichts mehr.
    Ich wollte gerade unter meinen rechten Schuh greifen als ein Licht zwischen den Stämmen herumirrte. Zu spät, um wegzulaufen.
    Das Licht blendete mir direkt ins Gesicht. Ich hob den Arm vor die Augen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Claas überrascht.
    »Mann!«, schimpfte ich und erhob mich, »die Lampe!«
    Endlich begriff er und senkte die Taschenlampe. »Wir haben niemanden gesehen«, sagte Julian, der aus dem Dunkel hinter ihn trat.
    Ich bückte mich und hob endlich das Ding auf, auf das ich getreten war.
    »Was hast du da?«, fragte Claas.
    Im weißen Licht der Taschenlampe reflektierte das glänzende Plastikgehäuse eines Handys.
    Wieder hinter der Mauer setzten wir uns auf die Steine und Claas rief die gespeicherten Nummern durch. Aber entweder schalteten sich irgendwelche Mobilboxen an oder es klingelte bloß. Kein Wunder, um diese Zeit.
    »Die pennen jetzt alle«, meinte Claas, »wir probieren’s morgen. Aber, guckt mal hier!« Er pfiff durch die Zähne und grinste. »So einer ist das!«
    Die Fotos zeigten jeweils Mädchen und Frauen, die oben ohne am Strand lagen oder spazieren gingen. Arglos. Sie wussten nicht, dass sie fotografiert wurden. Die nächsten zeigten Aufnahmen, die er offensichtlich heimlich durch einen Spalt oder ein Loch in den Wänden von Umkleidekabinen gemacht hatte: Frauen, die sich auszogen, nackt, halb nackt.
    Und dann kam noch etwas:
    »Das bin ja ich!«, rief Tammy empört.
    Das Foto zeigte Tammy, die sich oben ohne auf einer der Liegen sonnte.
    Claas klickte weiter.
    Auf dem nächsten Foto wechselte Tammy gerade ihre Bikinihose. »Dieses Schwein!«, sagte Julian aufgebracht.
    Es folgten noch zwei weitere von Tammy in ähnlichen Situationen und ich muss zugeben, trotz allem fühlte ich mit ihr.
    Aber das war noch nicht alles. Der Typ hatte es tatsächlich irgendwie geschafft, mich durchs Fenster zu fotografieren. Er musste dabei in einem Baum auf dem Nachbargrundstück gesessen haben. »Mach schon weiter«, sagte ich; dass wir uns zusammen diese Fotos anschauten, war mir ziemlich unangenehm.
    Auf den beiden letzten Fotos standen Tammy und ich am Pool, von uns sah man jeweils nicht viel mehr als unsere Busen.
    »Diese Drecksau!«, fauchte Tammy. »Wir müssen unbedingt rauskriegen, wer das ist. Ich will ihm so in die Eier treten, dass er es niemals vergisst!«
    Claas klickte weiter – und wir alle starrten auf das Display: Julian, Claas, Tammy und ich vor dem Eingang der Höhle. Auf dem nächsten sah man Tammy hinter dem Vorhang aus Ranken und Wurzeln verschwinden.
    Eine Zeit lang waren wir sprachlos, bis Claas sagte: »Wieso beobachtet er uns?«
    »Hat wohl Langeweile.«
    »Ich kann’s nicht ausstehen, wenn mich jemand beobachtet«, Tammy blickte sich um. »Ich wette, der hat mir die Ratte ins Bett gelegt, meinen iPod geklaut – und die Scheibe eingeschmissen.«
    »Leute«, Julian schlug tatkräftig die Handflächen auf die Oberschenkel, »wir schnappen uns den Typen!«
    »Moment mal«, bremste ich, »wir könnten doch auch zur Polizei …«
    »Zu diesem notgeilen Flic?«, fiel mir Tammy

Weitere Kostenlose Bücher