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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Ordnung ist.«
    Einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihm die Sache mit dem Spanner erzählen sollte, aber dann dachte ich, dass wir ja einen anderen Plan hatten. Und so log ich: »Ja, bestens.«
    »Nichts Auffälliges?« Seine dunklen Augen fixierten mich wie letztes Mal auch.
    Wusste er etwas? Ahnte er etwas?
    »Nein, nichts. Wahrscheinlich ist es selbst Einbrechern zu heiß.«
    »Ja, vielleicht.« Er strich mit der Hand über seine Gel-Frisur. »Wenn Ihnen etwas auffällt oder wenn Sie etwas Seltsames bemerken, rufen Sie mich an.« Er griff neben sich und schrieb etwas auf einen Zettel. »Egal wann.« Er sah mir, den Zettel aus dem Fenster reichend, tief in die Augen. »Das ist meine Privatnummer.«
    Ich wollte den Zettel entgegennehmen, aber er hielt ihn länger als nötig fest und überließ ihn mir erst, als ich sein Lächeln erwiderte. Blödmann, dachte ich, aber es war wohl besser, es sich nicht mit einem Polizisten zu verscherzen. Wer weiß schon, wozu man ihn noch brauchen konnte – und wozu so jemand wie Yannis fähig war, wenn er sich an einem rächen wollte. Solche Typen ziehen dann plötzlich Tütchen mit Kokain unter deinem Sofakissen hervor und drehen dir die Worte im Mund herum. Sieht man ja oft genug im Fernsehen.
    »Danke«, sagte ich deshalb höflich, steckte den Zettel ein und hoffte, dass er endlich weiterfuhr. Schon legte er die Hand auf den Schalthebel, als ihm noch etwas einfiel: »Ach und – Sie wollen doch nicht auf den Spuren dieses verrückten Engländers wandeln, oder?«
    Wie kam er dazu? Auf meinen fragenden Blick hin erklärte er: »Meine Schwester hat mir erzählt, dass Sie diese Tarot-Karten gekauft haben.«
    Tja, so ist das wohl in einem Dorf. Jeder weiß alles über jeden.
    »Ich hab sie zufällig gesehen. Ich hab früher mit meiner Großmutter Karten gelegt.« Wieso erzählte ich ihm das?
    »Vielleicht könnten Sie ja mal mir die Karten legen?«
    Ein plumper Annäherungsversuch?
    Da fiel mir etwas ein. »Ach, sagen Sie, wissen Sie, ob jemand in dem Haus unterhalb der Villa wohnt?«
    Er schien zu überlegen. »Nein, da wohnt niemand. Die Besitzer leben in Paris und sind nicht mehr die Jüngsten und etwas kränklich. Soweit ich mich erinnere, waren sie seit drei oder vier Jahren nicht mehr da.«
    »Dann kümmert sich niemand darum?«
    »Nein. Der Gärtner sieht zwar hin und wieder nach dem Rechten. Aber er kriegt kaum Geld dafür, also macht er auch nichts. Warum? Machen Sie sich etwa Sorgen um die Lautstärke Ihrer Musik?« Er lachte.
    »Ja, genau.« Ich lachte auch.
    Schlagartig wurde er ernst, dieser plötzliche Wechsel seiner Miene ließ mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken laufen.
    Er beugte sich noch etwas weiter zum Fenster und sagte etwas gedämpft: »Wenn es Ihnen mal langweilig wird mit Ihren Freunden … ich kenne noch andere Clubs als das La Porte.« Ich fragte mich, wie oft er schon mit dieser Tour und dem dazugehörigen Augenzwinkern gelandet war.
    »Mach ich«, sagte ich kumpelhaft, »ich sag Bescheid! Aber wir sind ja auch nicht mehr lange hier, die Woche ist fast vorbei.« Ich machte Anstalten, mich aufs Fahrrad zu schwingen, und dachte, das müsste ihm deutlich genug signalisieren, endlich abzudampfen. Er warf mir noch einen Blick zu, nickte dann, winkte und gab Gas.
    Nachdenklich, mit einem seltsamen Gefühl im Bauch, ließ ich mich weiter bergab rollen.
    Ich überlegte, wie es wäre, einfach nicht wieder zur Villa zurückzufahren. Ich könnte anrufen und sagen, ich hätte mich entschieden, für die letzten Tage noch woandershin zu fahren, nach Cannes oder Nizza oder vielleicht auch nach Italien. Auf die wenigen Sachen, die ich noch oben in der Villa hatte, könnte ich locker verzichten. Am wichtigsten waren mein Geld, mein Handy und meine Fahrkarte zurück nach Deutschland. Und das alles hatte ich dabei – weil ich zu faul gewesen war, die Sachen aus dem Rucksack zu packen.
    Warum also tat ich es nicht? Das frage ich mich noch heute.
    Stattdessen schlenderte ich am Strand entlang, den Rucksack auf den Schultern, und bemühte mich, alle Gedanken an die Villa und vor allem an Julian zu vertreiben und Sonne und Meer zu genießen.
    Jeder kennt das, oder? Man tut alles dafür, dass eine bestimmte Sache nicht schiefgeht, und dann passiert genau das: Sie geht schief. Und man hat es die ganze Zeit vorher geahnt.
    So ging es mir.
    Ich schaute den Touristen beim Sonnenbaden zu, wie sie am Strand auf und ab stolzierten, beobachtete ein paar Jungs beim

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