Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit
Bemühen auf zu verhindern, dass sich eine schwierige Situation noch weiter verschlimmert, und das erschöpft uns so sehr, dass die Persönlichkeitsaspekte beziehungsweise Selbstanteile, die dabei beteiligt sind, unbewusst werden können.
Diese unbewussten Selbste, die an einer oder mehreren Stellen des Körpers gehalten werden, liegen bildlich gesprochen auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Das hat denselben Effekt, wie wenn die Verbindungsdrähte in unserem Herzen, im Kopf und manchmal auch in den Geschlechtsorganen durchtrennt wären. Der fehlende Kontakt, der durch ein unbewusstes Selbst entsteht, erzeugt Aufopferung. Das kaschieren wir manchmal durch eine Rolle, die so wirkt wie der betreffende Selbstanteil, bevor er ins Koma gefallen ist, um zu verbergen, dass etwas fehlt. Doch dieser Abwehrmechanismus kann auch zur Verstärkung von Leblosigkeit und Abspaltung beitragen.
Selbste, die unbewusst geworden sind, können wir auf die gleiche Weise finden wie abgestorbene Selbstanteile, und wir können sie auch auf die gleiche Weise heilen. Setzen Sie einfach Ihre Intuition ein, um herauszufinden, wie viele unbewusste Selbste Sie haben. Fragen Sie sich, wie viele Komas aufgetreten sind, weil Sie all Ihre Reserven aufgebraucht hatten und vor Erschöpfung nicht mehr weiter konnten, und wie viele unbewusste Selbste aufgrund von traumatischen Schockerlebnissen entstanden sind. Suchen Sie diese Selbstanteile auf, in welchem Körperteil Sie sie auch begraben haben mögen, und hauchen Sie ihnen wieder den heiligen Atem des Lebens ein. Dann nehmen Sie diese Selbste an, vergeben ihnen, segnen sie und integrieren sie wieder in Ihre Ganzheit.
Selbstmordgefährdete Selbste
Es kann auch Persönlichkeitsaspekte in Ihnen geben, die zu Selbstmord neigen und abgespalten wurden, weil Sie nicht wussten, wie Sie mit ihnen umgehen sollen. Würden Sie sich wegen dieser selbstmordgefährdeten Selbstanteile verdammen wollen? Falls ja, würde Ihre Verurteilung sie nur noch vergrößern und stärker machen. Wenn Sie diese Selbste jedoch akzeptieren, wenn Sie ihnen vergeben und sie segnen, können Sie diese Anteile wieder in sich verschmelzen und so eine ganz neue Dimension von Ganzheitlichkeit erschaffen. Außerdem bekommen Sie auf diese Weise eine Art »Schutzimpfung« gegen künftige Probleme auf diesem Gebiet. Im Allgemeinen handelt es sich hier um Selbstanteile, die sich entweder wertlos oder sinnlos fühlen oder die emotional völlig verzweifelt sind.
Sie können immer Ihr höheres Selbst fragen: »Was ist mein Sinn, meine Bestimmung, mein Wert? Welchem Zweck dient mein Leben?« Die Antwort wird entweder Sinnerfüllung oder Selbstwert mit sich bringen – je nachdem, was Sie brauchen. Der Schlüssel liegt darin, diese Selbstanteile anzunehmen, ihnen zu vergeben und sie zu segnen.
Lassen Sie alle Bindungen daran los und lieben und integrieren Sie diese Anteile endlich wieder. Integration heilt Schmerz und Leid und wenn diese Selbste wieder mit Ihnen verschmolzen sind, sorgen sie für mehr Ganzheitlichkeit, Frieden und Zuversicht sowie für einen höheren Energiefluss.
Verlorene Selbste
Es gibt Teile unseres Bewusstseins, die aufgrund eines Traumas oder einer Bewertung verloren gegangen sind oder fortgeworfen wurden. Stellen Sie sich Ihr Leben wie ein Mosaik vor, aus dem bestimmte Steinchen herausgefallen sind oder herausgebrochen wurden und dann verloren gegangen sind. Anstatt also ein ganzes Bild so zu haben, wie es hätte sein können, stellen Sie fest, dass ein Mosaik nach vielen solchen Verlusten gar nicht mehr so ansprechend aussieht. Es wirkt eher wie eine groteske Karikatur Ihres Lebens.
Vor Kurzem leitete ich in einem Workshop, in dem es um tiefe Erfahrungen ging, die Teilnehmer an, zu jedem einzelnen traumatischen Erlebnis zurückzugehen, das sie bisher hatten. Ich fragte sie, wie viel Prozent von sich selbst sie aufgrund jedes Ereignisses verloren oder weggeworfen hatten. So schlimm ein Erlebnis auch sein mag: Wenn wir deswegen Teile unserer selbst fortwerfen, macht das alles leider nur noch schlimmer. Wir sind dann nämlich weniger fähig, an der nächsten Weggabelung die richtige Entscheidung zu treffen.
Die Frau, mit der ich in dieser Gruppe als Beispiel arbeitete, hatte mehr als drei Dutzend schmerzhafte oder traumatische Erlebnisse. Das erste war die Geburt ihrer Schwester, bei der sie 30 Prozent ihrer selbst verlor. Dann wurde sie mit zwei Jahren sexuell missbraucht und verlor weitere 40 Prozent.
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