Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit
und annehmen, blockiert sie uns nicht länger, denn indem wir uns selbst vergeben, dass wir uns aufgeopfert haben, machen wir einen Schritt nach vorn auf eine neue Ebene des Gebens und Empfangens.
Wenn wir die Aufopferung ebenso aufgeben wie das, was sich darunter versteckt, gelangen wir vorwärts. Wenn wir die Opferhaltung und das, was wir damit kompensieren, integrieren, kommt es zu einer neuen Ganzheitlichkeit und zum Frieden. Wenn wir uns entscheiden, uns für uns selbst zu engagieren, gewinnen wir verlorene Teile unserer selbst zurück und können den nächsten Schritt machen. Das führt, wie erwähnt, zu einem freieren und größeren Energiefluss und damit auch zu mehr Erfolg und Intimität.
Die freie Wahl, wahres Geben und echte Vergebung sind die natürlichen Gegenmittel für Aufopferung und die Rollen, die daraus erwachsen. Wir fühlen uns dann lebendig statt ausgelaugt und legen die Panzerungen ab, die uns von anderen trennen.
Verbrenne Omas Liebestöter
Sally hatte an einer Reihe von Workshops teilgenommen und war jetzt mit ihrem Mann Harry zu einer privaten Coaching-Sitzung gekommen. Ihr größtes Problem waren die ständigen Schwierigkeiten, die sie mit ihrer sechzehnjährigen Tochter hatte. Obwohl sich die Tochter gegen sie auflehnte, spürte Sally, dass diese sie brauchte, fühlte sich selbst aber, als ob sie ihre Tochter ablehne.
Das war ein so klassisches Muster, dass wir mithilfe ihrer Intuition gleich zur Wurzel des Themas gehen konnten. Sally fand rasch zu der Zeit zurück, in der sie als zwei Monate alter Embryo im Schoß ihrer Mutter war und die Mutter, damals erst achtzehn Jahre alt, Sally als »kleine Überraschung« in sich entdeckte. Später machte ihre Mutter Sally Vorwürfe mit Bemerkungen wie: »Deinetwegen musste ich deinen Vater heiraten und konnte in meinem Leben nicht das machen, was ich wollte.«
Es war offensichtlich, dass Sallys Mutter ihre Tochter abgelehnt hatte. Ich fand heraus, dass Sally nun in denselben Schuhen marschierte wie ihre Mutter und ihrer Tochter gegenüber ein ähnliches Gefühl hegte. Ich wies sie darauf hin, dass eine Reihe von Geschichten und Verschwörungen sie gefangen und von ihrem höchsten Ziel fern hielten, dem Erwachen. Das nämlich hatte sie zu Beginn der Sitzung als ihr höchstes Ziel bezeichnet.
Die erste Falle war, dass sie noch Opfergeschichten aus ihrer eigenen Zeit im Mutterleib mit sich herumtrug. Diese Opfergeschichten versteckten die Ereignisse, bei denen sie ihre Mutter abgelehnt und sich in die Unabhängigkeit begeben hatte. Und das war auch der Grund, warum sie keine Verbundenheit mit ihrer Tochter aufbauen konnte. Ihre Tochter und ihre Mutter hatten Geschichten der genüsslichen Schwelgerei ausgelebt und nur »Party machen« wollen. Die beiden lebten das für Sally aus, weil Sally diese Anteile in sich selbst unterdrückt hatte.
Ich zeigte Sally auf, dass ihre größte Geschichte die »Superverantwortlich-sein-Geschichte« war. Sally war auch schon ein »Superkind« gewesen. Ich zog sie ein bisschen damit auf, dass sie bereits im zweiten Schwangerschaftsmonat begonnen hatte, ihr Business aufzubauen. Teil der Ursache, warum ihre Mutter und sie nie so recht miteinander klar gekommen waren, sei also gewesen, dass ihre Mutter nicht nur Sally, sondern auch noch deren Büro gebären musste.
Jetzt war Sally Eigentümerin und Geschäftsführerin einer Firma und weiterhin superverantwortlich, während ihre Tochter gegen jede Anpassung rebellierte. Sally handelte verantwortungsvoll, war erfolgreich und genoss ihr Leben, aber ihre sechzehnjährige Tochter fand das alles langweilig, einförmig und uninteressant.
Ich sagte Sally, dies sei einer der Gründe, warum es so viele Selbstmorde unter Teenagern gibt. Die Jugendlichen heute haben keine Lust, sich vor den Pflug spannen zu lassen und das zu führen, was sie ein dumpfes Leben nennen.
Die »Superverantwortlich-sein-Geschichte« nennt man auch Aufopferungsgeschichte. Das finden Kids nicht sehr spannend. Ich sagte ihr im Spaß mit meiner erotischsten Stimme, dass sie die »Superverantwortlich-sein-Geschichte« ja zugunsten der »Supereinfühlsam-sein-Geschichte« aufgeben könne. Sally und ihr Mann fanden den Scherz lustig, und da wir in noch viel schwierigere und tiefere Themen einsteigen mussten, fuhr ich mit der gleichen Leichtigkeit fort.
»Sally,« sagte ich, »schon bald nach der Hochzeit hast du, da du ja superverantwortlich bist, all deine Bikini-Slips aufgegeben und stattdessen
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