Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit
anzunehmen und im Leben zu verwirklichen, ist eine einfache Möglichkeit, ein Trauma zu transformieren.
Nehmen wir den Fall von sexuellen Übergriffen, die ein Kind in der Familie erleidet. Auf einer gewissen Ebene ist das Kind versucht, sich selbst aufzuopfern, um die Familie zu retten. Das tun Kinder, indem sie das Leid der Familie auf sich nehmen und ausagieren. Ihr Opfer soll die Schuld und den Schmerz in der Familie »bezahlen«. Das funktioniert selbstverständlich kaum jemals. Manchmal weiß die Familie noch nicht einmal etwas von solchen Übergriffen, und die Person selbst verdrängt sie. Unter ganz seltenen Umständen klappt es aber doch, weil sich die Familie um die verletzte Person schart, sie unterstützt und sich gegenseitig hilft, sodass es zu einer neuen Ebene von Bonding kommt. Dies geschieht manchmal auch im Zusammenhang mit Krankheit. Wenn so etwas jedoch nicht funktioniert, wird es zu einem weiteren Teil des Traumas, der uns vom Leben zurückdrängt, zum Rückzug veranlasst, sodass wir im Laufe dieses ganzen Prozesses uns selbst oder bestimmte Selbstanteile verlieren.
Unter dieser obersten Schicht kann sich eine Ödipus-Verschwörung verstecken, deren Wurzeln so verwickelt zu sein scheinen, dass selbst erfahrene Therapeuten damit nicht klarkommen. Wenn es jedoch Übergriffe und Viktimisierung 19 gegeben hat, dann haben sie in der Regel mit sexuellen Fantasien und Unterwerfungsmustern in der Familie zu tun.
Unter diesem sexuellen Trauma liegen vielleicht die Heilgaben der Vergebung und Erlösung und meistens außerdem die Gaben der Sexualität, der sexuellen Heilung und der sexuellen Führung. Wo Unterwerfungsfantasien auftauchen, gibt es in der Regel die Gabe der Stärke oder der Ebenbürtigkeit. Es kann sich auch um Gaben handeln, die unserer Bestimmung zugute kommen, zum Beispiel die Gabe, ein Heiler zu sein.
Meistens haben wir auf der Seelenebene das Versprechen gegeben, diese Missbrauchstäter vor sich selbst zu retten. Vergebung bewirkt dies, und Gaben zu geben ist eine elegante Form, etwas für jemanden zu geben, also zu vergeben. Wenn wir unsere Gaben annehmen und mit anderen teilen, dann führt uns das zurück in die Fülle des goldenen Lebens.
Bei einer Methode, die ich öfter gebrauche, lade ich die betroffene Person ein, sich auf das einzustellen, was vor dem sexuellen Übergriff passiert war. Dann bitte ich sie, die Gabe zu öffnen, die sie von der Seelenebene mitgebracht hat, um den Täter vor sich selbst zu schützen. Wenn die betroffene Person dann gedanklich und in der Vorstellung diese Gabe mit dem Menschen teilt, der später den Übergriff zu verantworten hat, so erhält sie die Gabe des Himmels, welche der Himmel dem Täter durch sie zukommen lassen will, weil er diese Gabe besonders benötigt.
Diese beiden Gaben – die persönliche Seelengabe und die Gabe des Himmels – heilen und erlösen die Vergangenheit und verwandeln sie in das, was sie hätte sein sollen. Damit wird verhindert, dass aus dem Geschehen das Muster eines sexuellen Traumas wird (außer, wenn ein früheres Trauma die natürliche Heilung dieser Situation blockiert). Und dann helfe ich den betroffenen Personen, all die Lebensgeschichten und Skripte loszulassen, in denen diese Thematik eine Rolle gespielt hat, und lade sie ein sich anzusehen, was an deren Stelle tritt.
Das Wesen des goldenen Lebens besteht darin, dass wir, sobald wir auf einen Mangel stoßen, das zur Verfügung stellen beziehungsweise herbeibringen, was fehlt. Anstatt Vorwürfe zu erheben oder aggressiv zu werden, erkennen wir, was uns helfen, retten und von innen her glücklich machen wird. Das ist die »Formel« des goldenen Lebens. Wir realisieren, dass die Gabe in uns ist. Und auch wenn wir glauben, dass dies nicht zutrifft, liegt sie doch unter Leid, Hader, Schuldgefühlen und Angst verborgen. Aber selbst wenn sie dort nicht wäre, würde der Himmel aufgrund seines Wesens die Gabe bereitstellen, die wir benötigen. Nicht nur die Seelengabe, die wir mitgebracht haben, gleicht also jeden Mangel um uns herum aus, sondern uns steht auch die Gabe des Himmels zur Verfügung, damit wir mit ihr das bereitstellen können, was fehlt. Erst wenn wir diese Gaben nicht nutzen, wird der Mangel real. Dann neigen wir dazu, anderen die Schuld dafür zu geben, dass unsere Bedürfnisse nicht erfüllt werden, und verhalten uns, als erwarteten wir das von ihnen. Dadurch »fangen« wir uns auch den Mangel oder das Leid eines anderen Menschen »ein«, dessen
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