Wenn es Nacht wird in Manhattan
Fernsehen. In meiner Abteilung arbeitet ein Kollege, der mal eine witzige Bemerkung über Männer mit diesem Hobby gemacht hat. Inzwischen geht’s ihm aber wieder gut”, fügte Cash hinzu. “Sein neuer Schneidezahn sieht aus wie echt.”
Peter lachte, während er den Wagen in eine Gasse steuerte. “Wohin fahren wir denn überhaupt?”
“Zu einer kleinen Kneipe namens ‘La Corrida’.”
“Die kenn ich doch!”, rief Peter. “Der Besitzer, Alavaro Montes, kommt aus Spanien. Sein Vater war Stierkämpfer. Er ist in der Arena gestorben – so, wie er es sich immer gewünscht hat.”
“Ist er ein Gauner?”
“Nein”, antwortete Peter. “Aber einige aus seiner Familie sind nicht ganz astrein. Dazu gehört sein nichtsnutziger Sohn”, ergänzte er kalt. “Der Kerl müsste dringend mal sein Verhalten ändern.”
“Komisch, dass du ihn erwähnst”, sagte Cash. “Das ist genau der Typ, hinter dem wir her sind.”
“Was du nicht sagst!” Peter grinste. “Dann wollen wir Papa Montes mal einen Besuch abstatten. Vielleicht kann er uns sagen, wo sein Sohnemann eine Geisel verstecken würde, wenn er eine in seiner Gewalt hätte.”
“Hör mal, ich habe aber überhaupt keine Lust auf eine Kneipenschlägerei …”
“Die wird’s auch nicht geben”, versicherte Peter ihm. “Wart’s nur ab.”
Sie betraten die kleine, schummrige Kneipe. Ein hochgewachsener Mann mit grauen Strähnen in seinem schwarzen, lockigen Haar schaute auf, als sie auf den Tresen zusteuerten. Bis auf einen alten Mann an einem Ecktisch war das Lokal leer.
“Peter”, begrüßte ihn der Besitzer mit einem freundlichen Lächeln. “Ich habe gar nicht gewusst, dass du wieder in der Stadt bist.”
“Nur für ein paar Tage, Viejo”, erklärte Peter und erwiderte das Lächeln. “Das ist mein Freund Grier.”
Der Besitzer der Kneipe zögerte. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, während er Cash musterte. “Ich habe von Ihnen gehört”, sagte er ruhig.
“Das geht vielen so”, erwiderte Peter leichthin. “Eine Freundin von ihm ist entführt worden.”
“Und jetzt kommst du zu mir.” Der alte Mann schloss die Augen und seufzte schwer. “Da brauche ich dich natürlich nicht mehr nach dem Grund zu fragen. Es ist mein Cousin, der Mann aus dem Süden, der uns diese ganzen Schwierigkeiten macht. Letztes Mal war es Waffenschmuggel. Ist es wieder so was Schlimmes?”
“Wenn nicht sogar noch Schlimmeres”, antwortete Peter. “Du wüsstest vermutlich, wo er sich versteckt hält, wenn er eine Geisel hätte?”
“Eine Geisel!” Der Mann schloss die Augen. “Ja, ja, ich weiß, wo er hingehen würde”, sprach er langsam weiter. “In ein Lagerhaus, wo ich meinen Schnaps und die guten Weine aufbewahre”, sagte er nach einer Pause. “Ein paar Blocks von hier entfernt.” Er gab Peter die Adresse. “Passt du auf, dass du meinen Sohn nicht damit hineinziehst?”
“Ihr Sohn steckt schon mittendrin”, schaltete Cash sich mitleidlos ein. “Und wenn dieser Frau auch nur das Geringste zustößt, wird er es bereuen.”
Der alte Mann zuckte zusammen. “Ich bin immer ein guter Vater gewesen”, sagte er bedrückt. “Ich habe alles getan, um ihm den Unterschied zwischen Gut und Böse beizubringen und ihn von Freunden fernzuhalten, die auf der falschen Seite des Gesetzes standen. Aber als er von zu Hause fortging, habe ich die Kontrolle über ihn verloren, verstehen Sie? Haben Sie Kinder?”, fragte er Cash.
“Nein”, sagte Cash in einem Tonfall, der keine weiteren Fragen duldete. “Ist sonst noch jemand bei Ihrem Sohn – außer Ihrem Cousin?”
Der Mann schüttelte den Kopf. “Sein Bruder ist Anwalt. Vielleicht eine glückliche Fügung. Mein anderer Sohn hat mir niemals Sorgen gemacht. Er war immer ein guter Junge.”
“Ich bin lange genug bei der Polizei, um zu wissen, dass Kinder auf die schiefe Bahn geraten können, selbst wenn ihre Eltern alles richtig machen. Das ist meistens eine Frage der Persönlichkeit und nicht der Erziehung”, erklärte Cash.
“Gracias”, sagte der Kneipenbesitzer ruhig.
“Bis bald, Viejo”, verabschiedete Peter sich. “Und vielen Dank.”
Der alte Mann nickte nur. Er wirkte sehr bekümmert.
“Er ist ein anständiger Kerl”, sagte Peter, als sie wieder im Wagen saßen. “Er hat viele Opfer gebracht, um seine Jungen richtig zu erziehen. Die Mutter ist bei der Geburt des jüngsten gestorben. Sie war ebenfalls eine gute Frau.”
“Das ist Tippy auch”, knurrte Cash wütend.
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