Wenn es Nacht wird in Manhattan
ergriffen, aber dieses Mal war das Gefühl noch viel schlimmer.
“Tippy!”, rief er, während er sich neben sie kniete und den Finger auf die Halsschlagader legte. Seine Hand zitterte.
Ein paar entsetzliche Sekunden lang dachte er, sie sei tot. Er konnte ihren Herzschlag nicht spüren. Doch plötzlich bemerkte er eine Reaktion – ein kaum fühlbares, unregelmäßiges Pochen.
“Sie lebt!”, rief er zu Peter hinüber. Er riss das Handy hervor und wählte den Notruf.
Sie war immer noch bewusstlos, als der Rettungswagen vorfuhr. Gleichzeitig trafen die Polizisten ein, begleitet von zwei Männern in Zivil. Bis dahin hatte Peter ihre Utensilien ebenso weggeschafft wie den schwarzen Arbeitsanzug, den Cash getragen hatte. Es sollten keine Indizien gefunden werden, die die beiden Männer mit dem Schauplatz des Verbrechens in Verbindung hätten bringen können. Allerdings würden sie auch nicht die Waffe finden, von der die Kugel im Oberschenkel des größeren Kidnappers stammte.
Unterdessen hatte Cash bereits in Tippys Apartment angerufen, um die Männer vom FBI über die Ereignisse in Kenntnis zu setzen. Deshalb waren sie zur gleichen Zeit wie die Polizei eingetroffen.
Der größere der beiden Männer im Anzug verzog die Lippen, als er Cash auf dem Boden des Lagerhauses erkannte. Cash hielt Tippys blutüberströmten Kopf im Schoß, als die Sanitäter mit der Trage herbeieilten. Uniformierte Polizisten sicherten die Eingänge, und die Männer von der Spurensicherung hatten bereits mit ihrer Arbeit begonnen.
“Jetzt weiß ich wieder, wo ich Sie gesehen habe”, meinte der hochgewachsene Beamte zu Cash.
“Das tun Sie nicht”, erwiderte Cash mit Bestimmtheit.
Der Mann blickte finster. “Jetzt hören Sie mal zu …”
“Nein, Sie hören zu!”, fiel ihm Cash ins Wort. “Diese Männer haben meine Verlobte entführt. Nicht eine Sekunde lang wäre es mir in den Sinn gekommen, mich neben das Telefon zu setzen und zu warten, bis es läutet. Dummerweise habe ich die Schießerei verpasst. Die war schon in vollem Gange, als wir hier eintrafen.”
“Sie können sich doch nicht ohne Weiteres in die Ermittlungsarbeiten von Regierungsbeamten einmischen.”
“Und ob ich das kann”, erwiderte Cash knapp. “Versuchen Sie doch, mich davon abzuhalten.”
“Ich verständige die Zentrale, und spätestens morgen früh haben sie Sie beim Arsch”, sagte der FBI-Agent wütend.
“
Ich
verständige die Zentrale, und dann können Sie ab morgen Bleistifte auf dem Broadway verhökern”, entgegnete Cash schlagfertig.
Der jüngere Agent zog seinen Kollegen beiseite und wisperte aufgeregt in sein Ohr. Der größere gab schließlich klein bei. “Morgen früh möchte ich Sie hier nicht mehr sehen.”
“Das werden Sie auch nicht”, erwiderte Cash gelassen. Er konzentrierte sich wieder auf Tippy, der es immer schwerer fiel zu atmen.
Die beiden Agenten traten einen Schritt näher und betrachteten das Werk der Kidnapper. “Warum zum Teufel haben sie das getan?”, fragte der Ältere aufgebracht. “Sie war doch überhaupt keine Bedrohung für sie.”
“Dem Typen, der angeschossen wurde, gefällt es, Frauen zu quälen”, sagte Cash ohne aufzublicken. Das Bild von Stanton, der mit einer zerbrochenen Flasche über Tippy stand, als Cash das Lagerhaus betrat, ging ihm nicht aus dem Kopf.
“Ach, wirklich?” Der Beamte trat zu dem Mann, der seinen Oberschenkel mit einem Fetzen von seinem Hemd verband, um die Blutung zu stillen.
“Besorgen Sie mir einen Krankenwagen, Sie Dummkopf”, verlangte Sam Stanton selbstbewusst. “Ich bin angeschossen worden. Einer dieser komischen maskierten Typen hat auf mich gefeuert.”
“Das hat Zeit, Jungs, es ist keine schlimme Sache”, rief der Beamte den Sanitätern zu. “Kümmert euch erst um sie.”
“Verdammter Mistkerl”, stöhnte Stanton.
Cash warf dem Agenten einen Blick zu. “Danke”, sagte er mit rauer Stimme.
Der andere Mann zuckte nur mit den Schultern.
Während Tippy auf die Trage gelegt wurde, begann der Notarzt bereits mit der Untersuchung. Cash kletterte ins Auto und hielt ihre Hand. Er hatte wahnsinnige Angst um Tippy und bemühte sich, es nicht zu zeigen. Er dachte an Rory, der ganz allein war. Er hatte die Beamten nicht gefragt, was sie mit dem Jungen gemacht hatten. Er hoffte inständig, dass sie ihn zu den Nachbarn gebracht hatten, den Eltern seines Freundes.
Doch als der Krankenwagen in die Notaufnahme rollte, wartete Rory bereits mit zwei FBI-Agenten.
Cash
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