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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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magisch sein würde –, er diente momentan noch als Lagerraum.
    Der Kessel begann leise zu pfeifen, und ich spülte eine Tasse unter dem Wasserhahn aus, gab ein paar Löffel, genau genommen zwei Löffel, Instantkaffee hinein: Ich brauchte das Koffein.
    Auf Höhe des Pontons sah ich ein Paar Schuhe durch das Bullauge, und kurz darauf hörte ich, wie jemand vom Deck rief: »Genevieve?«
    »Ich bin hier unten. Das Wasser kocht schon – willst du was trinken?«
    Kurz darauf kam Joanna die Treppe herunter und in die Kabine. Sie trug einen Minirock, dicke Socken und schwere Stiefel mit offenen Schnürsenkeln am Ende ihrer dünnen Beine. Obenrum hatte sie zum Ausgleich einen dunkel blauen Pulli von Liam an, der voller Sägespäne, kleiner Zweige und Katzenhaare war. Ihr Haar hing in wirren, verschiedenfarbigen Locken herunter.
    »Nein, danke – wir gehen sowieso gleich wieder. Ich bin nur vorbeigekommen, um zu fragen, wann wir kommen sollen. Was hältst du davon, wenn wir außer dem Käsekuchen noch eine Lasagne mitbringen? Liam meinte, dass er von der Grillparty noch ein paar Bier übrig hat und die auch mitnimmt.«
    Sie hatte einen Bluterguss auf der Wange. Joanna schminkte sich nicht – sie machte sich nichts daraus –, und so prangte ein ins Violette spielender pfenniggroßer Bluterguss unter ihrem linken Auge.
    »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    »Ach, hör bloß auf! Ich habe mit meiner Schwester gestritten.«
    »Sag bloß!«
    »Komm an Deck – ich brauche eine Zigarette.«
    Der Wind pfiff immer noch, also setzten wir uns auf die Bank vor dem Steuerhaus. Die Sonne versuchte, sich durch die dahinjagenden Wolken zu kämpfen, doch es gelang ihr nicht. Auf der anderen Seite des Hafens sah ich Liam, der Kartons und Tüten in den zerbeulten Ford Transit lud.
    Joanna zog ein Päckchen Tabak aus der Tasche ihres Mini rocks. »Ich finde, sie sollte ihre verdammte Nase nicht in meine Angelegenheiten stecken«, sagte sie.
    »Deine Schwester?«
    »Sie hält sich für was Besseres, nur weil sie mit zweiundzwanzig schon eine Hypothek hat.«
    »So toll sind Hypotheken auch wieder nicht.«
    »Genau!«, sagte Joanna mit Nachdruck. »Das habe ich ihr auch gesagt. Ich habe alles, was sie auch hat, aber keine Schulden, und ich muss keinen Rasen mähen.«
    »Und darüber habt ihr euch gestritten?«
    Joanna schwieg einen Augenblick, ihr Blick schweifte zum Parkplatz, wo Liam die Hände in die Hüften gestemmt hatte, demonstrativ auf die Uhr sah und in den Wagen stieg. Über die Hafengeräusche hinweg – den Bohrer aus der Werkstatt, das Radio unten in der Kabine und das ferne Dröhnen des Verkehrs auf der Autobahnbrücke – war das Knattern eines angelassenen Dieselmotors zu hören.
    »Verdammt, ich muss los!«, sagte sie. Sie verstaute das Päckchen Tabak in ihrer Tasche und zündete sich die schmale Zigarette an, die sie soeben selbst gedreht hatte. »Gegen sieben oder acht? Wann?«
    Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. So gegen sieben? Lasagne klingt gut, aber mach dir keine Umstände.«
    »Ich mach mir keine Umstände. Liam hat sie zubereitet.«
    Joanna winkte mir noch einmal zu, sprang eilig von der Brücke auf den Ponton und rannte trotz ihrer schweren Stiefel über die grasbewachsene Uferböschung zum Parkplatz hinauf. Der Ford Transit machte kleine Sätze nach vorn, so als könnte er es kaum erwarten wegzufahren.
    Um vier Uhr war die Kabine endlich fertig. Ein leerer Raum, aber zumindest ein holzgetäfelter. Die Wände waren verklei det, die Schlafkoje an der hinteren Wand unter dem Bullauge eingebaut. Dort, wo die Matratze hinsollte, befanden sich zwei Falltüren mit runden Öffnungen im Holz,, die zu einem Lagerraum führten. Der Rest war mit hellem Holz verkleidet, Fußleisten verdeckten Verbindungsstücke und Winkel. Wenn es erst mal einen richtigen Anstrich hat, wird es auch nicht mehr so nach Sauna aussehen, dachte ich. Schon nächstes Wochenende würde es einen ganz anderen Eindruck machen.
    Die Beseitigung des Mülls meiner letzten Schreineran strengungen dauerte länger als gedacht. Für das Werkzeug hatte ich Kisten. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, sie wegzuräumen, seit ich vor Monaten mit dem Schlafzimmer begonnen hatte.
    Ich zerrte sie unter dem Bug hervor und durch eine Luke in den höhlenartigen Raum darunter. Drei Stufen. Ich achtete darauf, mir den Kopf nicht an der niedrigen Decke zu stoßen, und verstaute die Kisten am Rand.
    Erst auf meinem letzten Gang, als ich den schwarzen Plastiksack

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