Wenn es plötzlich Liebe ist
Hall-Stiftung. »Wir sind in ihrem Büro. Oberster Stock.«
»Okay. Und was ist mit diesem Fest?«
»Ganz normale Promi-Party. Ungefähr fünfhundert Leute. Ich habe mit Marks gesprochen.Wenn du es sicher genug
findest, werden seine Jungs überall herumschwirren. Falls du Rückendeckung brauchst.«
»Gut.Was meinst du?«
Smith prustete frustriert. »Ich weiß nicht. Die Opfer sind alle zu Hause umgebracht worden, und ich bin ziemlich sicher, dass der Typ alleine arbeitet. Du musst dir die Räumlichkeiten ansehen und dann selbst entscheiden. Wenn du meinst, du kannst sie da ausreichend beschützen, würde das für sie viel bedeuten.«
»Kann ich dich erreichen?«
Smith hatte das hin und her überlegt.Wenn er nicht mehr damit beauftragt war, dann sollte er auch nicht im Hintergrund herumhängen. Nur ein einziger Mann konnte diese Verantwortung tragen. Außerdem konnte er nicht gut die zweite Geige spielen, nicht einmal bei Tiny. Nicht in einer Situation mit Grace. Das Beste für ihn war, sofort aus der Stadt zu verschwinden, aber er konnte sich noch nicht dazu durchringen. Erst wenn das Fest vorbei und sie am nächsten Morgen gesund und munter aufgewacht war.
»Ich habe ein Hotel in der Nähe gebucht. Du kannst mich jederzeit erreichen. Ich kann in zehn Sekunden da sein, falls etwas schiefgeht.«
»Klingt gut.«
»Vic …« Smith hielt inne. Eigentlich benutzte er Tinys richtigen Namen nie. »Pass gut auf sie auf.«
In der Leitung knackte und knisterte es. Dann sagte sein Freund: »Also, ich muss dich das vorher fragen. Was bedeutet dir diese Frau?«
Alles , dachte Smith.
»Sie ist bloß eine Klientin.« Er drückte den Zigarillo aus.
»Ach ja, Boss. In den fünf Jahren, seit ich mit dir zusammenarbeite, habe ich dich aber noch nie so erlebt.«
»Sorg einfach bloß dafür, dass ihr nichts passiert, ja? Dann kannst du sogar mit einer Beförderung rechnen.«
»Zu was denn?«
»Vielleicht fange ich an, dich Medium zu nennen und nicht mehr Tiny.«
Tiny lachte.
Nach diesem Anruf drückte Smith sofort eine weitere Nummer. Senator Prynes Privatanschluss wurde unmittelbar von seiner erfahrenen Assistentin beantwortet.
»Smith hier«, sagte er. »Wann will er abfahren?«
»Könnten Sie übermorgen in Washington sein?« Smith wurde fast übel bei dem geschäftlichen Tonfall der Frau, von ihrer Wortwahl und der Ausstrahlung von politischer Macht.
»Jawohl.«
»Gut. Der Senator wird sich freuen. Sie haben sehr gute Referenzen, Mr. Smith.«
Smith beendete das Gespräch. Er spürte ein Ziehen in der Brust, als hätte man auf ihn geschossen.
Am nächsten Morgen traf Grace eine Entscheidung. Sie würde Blair anrufen und sie bitten, sich das Büro ihres Vaters anzusehen.
Ihr Büro. Es war Zeit, den Raum für sich zu beanspruchen. Vielleicht ein paar Vorhänge anbringen …
Sie hatte bereits einen anderen Schreibtisch bestellt. Es würde zwei Monate dauern, ihn anzufertigen, aber er war genau so, wie Grace ihn wollte: aus hellem Eibenholz, mit klaren Linien und den Schubladenelementen auf Rollen, damit sie sich nicht jedes Mal die Schulter ausrenkte, wenn sie etwas suchte. Der Stuhl würde ebenfalls Rollen haben und mit hellem Leder bezogen sein.
Außerdem hatte sie noch ein paar andere Dinge geplant. Sie hatte sich immer einen Hund gewünscht.
Einen Golden Retriever, dachte sie. Ein großes, fröhliches Tier.
Ihr Vater hatte Hunde abgelehnt, außer für die Jagd. Ihre Mutter lehnte alles ab, das Lärm machte und Schmutz ins Haus brachte, und Ranulf hatte sich alles verbeten, was die Aufmerksamkeit von ihm ablenkte.
Genau das wollte sie. Einen Hund.
Sie malte sich schon die Schlappohren aus, die freundlichen braunen Augen und erkannte, dass sie endlich ihr Leben selbst in die Hand nahm. Nach den Veränderungen der letzten Zeit überprüfte sie nun alles, was sie einst einfach als gegeben hingenommen hatte, weil man das eben so machte. Mit demTod des Vaters war auch dessen dominierende Hand verschwunden, und inzwischen stellte Grace alles in Frage, was sie jemals geglaubt hatte. Langsam lernte sie auch, der Mutter die Stirn zu bieten. Und aufgrund der Dinge, die John über Ranulf und die Sharones herausgefunden hatte, konnte sie jetzt vernünftige Scheidungsbedingungen festlegen.
Die Verluste der letzten Zeit waren sehr schwer zu ertragen gewesen, aber sie wurden durch ein Gefühl ausgeglichen, dass alles unvermeidlich und lange überfällig gewesen war. Sie hatte sicherlich in jedem Fall die harte
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