Wenn es plötzlich Liebe ist
den Freund ging. Aber bei der eigenen Frau?
Jesus!
Er dachte daran, was Marks ihm am Telefon mitgeteilt hatte. Der Mord war ähnlich geschehen wie die vorigen beiden. Keine Einbruchspuren. Hässliche Messerstiche. Keine Fingerabdrücke. Und nach dem Kampf waren die Kleider der Frau sorgfältig wieder hergerichtet worden. Der Mord passte genau in dieses Muster, aber die Reihenfolge war anders. Isadora Cunis wäre als Nächste an der Reihe gewesen, wenn der Killer der Abfolge in dem Artikel gefolgt wäre, aber Smith wusste, dass dies nicht bedeutete, Isadora wäre nun außer Gefahr. Marks hatte gesagt, Cunis und ihr Mann hätten die Stadt verlassen und würden erst für das große Ereignis Ende des Monats zurückkehren.
Mangelnde Gelegenheit hatte offensichtlich die Reihenfolge durcheinandergebracht. Mimi Lauer hatte das mit ihrem Leben bezahlt.
Smith fragte sich, wie der Killer an die Frau herangekommen war. Sie hatte Polizeischutz gehabt. Marks hatte gute Männer. Sie waren im Gebäude selbst gewesen und vor dem Eingang.
Aber verdammt nochmal nicht in ihrer Wohnung.
Er spürte, wie Grace sich von ihm löste. Ihre Augen glänzten von ungeweinten Tränen. Ihre Stimme war ein bloßes Flüstern:
»Ich will heute Nacht nicht alleine sein. Bitte bleib bei mir.«
Smith unterdrückte ein Stöhnen und richtete sich auf. Neben ihr einzuschlafen war genau das, was er ihr nicht geben konnte. Egal, wie elend sie sich fühlte oder wie sehr sie sein Mitleid verdiente, nichts würde etwas daran ändern, wie er sich in ihrer Nähe fühlte. Er wollte ihr helfen, aber die ganze Nacht neben ihr zu verbringen, würde sein Mitleid überfordern.
»Bist du sicher?«, knurrte er.
Als sie nickte und sie zusammen auf den Korridor gingen, redete er sich ein, es gäbe härtere Prüfungen als diese hier.
Tests mit schweren Maschinen oder größeren Geräten. Mit einem Arm auf den Rücken gebunden und beiden Beinen in Ketten.
Aber er konnte ihr den Wunsch einfach nicht abschlagen.
Sie ging ins Bett, und er legte sich neben sie auf die Decke. Er dachte, das wäre nicht so schlimm, solange sie auf ihrer Seite blieb, aber dann glitt sie in seine Arme und rollte sich zusammen wie ein Kätzchen. Allmählich wurde ihr Atem ruhiger, und die Spannung in ihrem Körper löste sich, bis sie genau so wurde, wie er befürchtet hatte: warm, weich und anschmiegsam.
Er spürte ihren Atem auf seinem Arm, ihre Lenden an seinen Hüften. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter.
O Gott!
Er war ein zäher Bursche. Die Spezialausbildung hatte er ohne Probleme absolviert - es war für ihn kaum mehr als ein bisschen Schlamm, Schweiß und Schlafmangel gewesen. Man hatte auf ihn geschossen - war schnell wieder verheilt. Ebenso die Stichwunde oder als ihm mit einer Eisenstange
auf den Kopf geschlagen oder er von einem Chevy angefahren worden war.
Okay, nach der Sache mit dem Auto musste er eine Weile im Streckverband liegen, und bis heute schmerzte sein linkes Knie manchmal, wenn es regnete. Aber das alles war nichts im Vergleich zu einer Nacht, in der er einfach neben Grace liegen musste.
Er überlegte, wann er zum letzten Mal so die Nacht mit einer Frau verbracht hatte. Ohne Sex. Er konnte sich nicht erinnern.Vielleicht hatte er es noch nie erlebt.
Grace regte sich im Schlaf. Sie kuschelte sich an seine Hüfte.
Smith knischte mit den Zähnen. An Schlaf war nicht zu denken. Wenn es schon so schwierig war, bloß neben ihr zu liegen, getrennt von einer Decke und der Kleidung, wie schlimm würde es ihm erst gehen, wenn er tatsächlich mit ihr schlief? Vermutlich wie nach dem Autounfall: benommen und bewegungsunfähig.
Er schloss die Augen und dachte nur, wie schade es war, dass sie sich nicht unter anderen Umständen kennen gelernt hatten.
Aber eine andere mögliche Situation dafür wollte ihm einfach nicht einfallen.
Es war der Freitag vor dem Columbus-Wochenende. Grace rieb sich die müden Augen und reckte sich im Sessel ihres Vaters. Smith saß wie immer am Konferenztisch und telefonierte. Das passierte nun oft, wenn sie zusammen im Büro waren, und sie hatte sich an seine tiefe, rollende Stimme gewöhnt.
Grace betrachtete ihn unauffällig. Sie dachte an die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten. Kurz vor der
Morgendämmerung war sie von dem Gewicht seines Arms wachgeworden, mit dem er sie hielt. Sein mächtiger Körper lag dicht an sie gepresst. Sie hatte sich vorsichtig umgedreht, um ihn nicht zu stören, denn sie wollte sehen, wie er im Schlaf
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