Wenn es ploetzlich Liebe ist
Haley hatte zweifellos genug vom Rätselraten.
„Genau.“ Ehe sie sich versah, stand er vor ihr und nahm ihre Hände. „Haley Rollins, hätten Sie etwas dagegen, die Mutter meines Kindes zu werden?“
2. KAPITEL
Die Welt schien für Sekunden stillzustehen, und Haley war, als ob ihr Herz auch stillstand. Hatte sie richtig gehört? Hatte Luke Garnier sie eben wirklich gefragt, ob sie ein Kind von ihm bekommen wollte?
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte jedoch nichts hervor. Die Stimme versagte ihr. Nachdem er seine Kriterien für die perfekte Frau aufgezählt hatte, konnte Haley nicht glauben, dass er damit sie beschreiben wollte.
Luke lachte auf. „Aus Ihrem ratlosen Gesichtsausdruck schließe ich, dass Sie damit nicht gerechnet haben.“
Im Leben nicht, dachte Haley.
„Sie müssen mir jetzt keine Antwort geben“, fügte er hinzu.
Was für eine Ironie! Sie war sowieso nicht in der Lage, einen vernünftigen Satz zusammenzubringen, und wenn es ihr Leben gekostet hätte.
Er gab ihr einen freundlichen Händedruck. Dann ließ er sie los und wandte sich zum Gehen. „Schlafen Sie darüber. Und da Sie sich morgen ja freigenommen haben, haben Sie noch den ganzen Tag Zeit, darüber nachzudenken. Morgen Abend hole ich Sie um sieben ab. Dann gehen wir essen, und Sie können mir sagen, wie Sie sich entschieden haben.“
Haley befand sich noch immer in einer Art Schockstarre und sah ihn nur an. Wieder umfasste er ihre Hände, half Haley auf und geleitete sie an die Tür. Während er sie durch den Flur zog, dachte sie nicht einmal daran, sich dagegen zu wehren.
Als er schon an der offenen Tür stand, drehte er sich noch einmal um und strich Haley sanft durch die wilden Locken.
„Gefällt mir gut. Sie sollten Ihr Haar häufiger so tragen.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging er hinaus.
Haley kam es vor, als wäre sie in jenes berühmte Kaninchenloch gefallen und wie Alice mitten im Wunderland gelandet. In weniger als vierundzwanzig Stunden war ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt worden. Erst kam dieser Mann auf die abenteuerliche Idee, sich einen Erben zuzulegen, und plötzlich sollte sie die Einzige sein, die dafür infrage kam, dieses Kind zur Welt zu bringen, das hieß, von dem Mann zu empfangen, von dem sie jahrelang geträumt hatte!
Seufzend schloss sie die Tür und kehrte auf ihre Couch zurück. Erschöpft ließ Haley sich darauf fallen. Dann sah sie sich in ihrem Wohnzimmer um, als könnte sie nicht glauben, dass alles hier noch genauso an seinem Platz war wie vorher, während alles ringsherum aus den Fugen geraten war.
Erst allmählich wurde sie sich der Tragweite von Lukes Vorschlag bewusst. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen! Sie konnte Luke doch unmöglich bei seinem irrsinnigen Plan unterstützen. Das konnte man einem Kind nicht antun. Ihrem Kind – das war der springende Punkt.
Unwillkürlich dachte sie an die Haushälterin ihres Vaters. Wenn jemand wie verrückt darauf erpicht war, ein Kind zu bekommen, hatte die Frau es immer „Babyfieber“ genannt. Haley überlegte. Davon konnte bei ihr keine Rede sein. Sie war achtundzwanzig und konnte sich demzufolge noch viel Zeit lassen, bevor sie an Kinder dachte, ohne dass sie dabei jenes bedrohliche Ticken der biologischen Uhr zu fürchten brauchte. Allerdings hatte Haley schon daran gedacht. Einige ihrer Freundinnen hatten in der Zwischenzeit geheiratet und Kinder bekommen. Erst kürzlich war wieder eine Geburtsanzeige in ihrer Post gewesen. Als sie die frohe Nachricht ihrer früheren Zimmergenossin vom College gelesen hatte, war Haley doch ein bisschen traurig geworden. Eine Art Leere hatte sich bemerkbar gemacht und ihr zu Bewusstsein gebracht, dass etwas in ihrem Leben fehlte – eine glückliche, eigene Familie.
So ein kleines Wesen auf dem Arm zu halten, alles verfolgen zu können – das erste Lächeln, die ersten Schritte, die ersten Worte … Wenn Haley sich das vorstellte, trieb es ihr die Tränen in die Augen. Dagegen war kein Kraut gewachsen. Wer wünschte sich nicht seine kleine heile Welt, in der man einem Menschen seine ganze Liebe und Fürsorge schenken konnte? Es war für Haley undenkbar, dass es jemanden gab, der solche Sehnsüchte nicht kannte.
Doch all das suchte Luke Garnier nicht. Er wollte einen Erben, der sein Lebenswerk, also Garnier Construction weiterführte. Er wollte keine Familie, in der gelacht und geweint, geliebt und füreinander eingestanden wurde. Vielleicht war es altmodisch von
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