Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
äh … Entschuldigung, aber ich …«
»Oh, tut mir Leid«, sagte die Blonde reumütig, »ich hatte jemand anders erwartet.« Über die Schulter rief sie nach oben: »Iris, es ist gar nicht Eddie!«
Oben an der Treppe erschien eine andere Frau. Sie hatte dunkle Haare, und auf ihrer Hüfte saß ein Baby. Seit dem letzten Mal war es ein bisschen gewachsen, aber Samantha sah sofort, dass es Evita war. Folglich war die Frau mit den dunklen Haaren ihre Mutter. Die Blondine musste Andis Mutter sein, die Ähnlichkeit war unverkennbar. Sie war so hübsch, dass es Samantha vor Neid den Atem verschlug. Immerhin sah die Dunkelhaarige nicht ganz so toll aus. Durch die offene Wohnungstür drang Kindergebrüll nach unten.
»Ich wollte eigentlich zu Eddie«, stammelte Samantha.
»Dann stellen Sie sich mal hinten an«, sagte die Blondine. »Wir warten schon seit einer Stunde auf ihn. Eigentlich wollte er für heute Nachmittag die Kinder nehmen.«
»Dann geh ich mal wieder«, sagte Samantha eilig.
»Soll ich ihm was ausrichten?«
»Nicht nötig. Ich komme ein anderes Mal wieder.«
»Am besten rufen Sie vorher an. Momentan hängt er viel im Studio rum, man weiß nie, ob er zu Hause ist. Nicht mal, wenn man fest mit ihm verabredet ist. HabenSie seine Nummer? Ich glaube, er steht nicht im Telefonbuch.«
»Doch. Ich meine, nein, danke. Wiedersehen!« Samantha zog sich fluchtartig zu ihrem Wagen zurück und sah zu, dass sie Land gewann. Mit einem Mal waren ihre ganzen Vorsätze ins Wanken geraten. War es wirklich eine so gute Idee, Eddie unbedingt mit einbeziehen zu wollen? Sie würde auch allein zurechtkommen. Es gab Kindertagesstätten, Freunde, einen Bruder, eine Großmutter. Letztere wusste zwar noch nichts von ihrem Glück, aber wenn sie als Oma nur halb so vereinnahmend war wie sonst, würde Samantha vermutlich alle Mühe haben, ihr Kind zwischendurch überhaupt einmal zu Gesicht zu kriegen.
Doch dann sagte sie sich, dass sie kein Recht dazu hatte, Eddie auszuschließen. Nicht seinetwegen, sondern um des Kindes willen. Folglich zögerte sie nicht, noch am selben Abend bei Eddie zu Hause anzurufen. Er meldete sich sofort.
»Scheuermann?«
»Eddie?«, fragte Samantha irritiert. Seine Stimme klang ganz anders als sonst.
»Nein, hier ist Joseph Scheuermann.«
»Den wollte ich ja auch sprechen«, sagte Samantha.
»Vielleicht eine Verwechslung«, meinte der fremde Mann.
»Entschuldigen Sie bitte.« Samantha legte auf. Da hatte sie schon vor Monaten eine Telefonnummer herausgesucht und mindestens ein Dutzend Mal ganz knapp davor gestanden, dort anzurufen, und nun stellte sich heraus, dass es gar nicht Eddies Nummer war!
Im Telefonbuch gab es nur einen einzigen Joseph Scheuermann. Er stand ohne Adressangabe dort, weshalb der Irrtum überhaupt erst möglich gewesen war. Folglichhatte Andis Mutter doch Recht gehabt. Eddie stand nicht im Telefonbuch.
Samantha rief kurz entschlossen bei Claire Webers Begleitagentur an.
»Ich habe … ich möchte … Ich war neulich mit Joseph Scheuermann aus«, platzte sie heraus.
»Hoffentlich waren Sie zufrieden«, sagte Claire Weber höflich, aber leicht reserviert.
»Sehr. Ich meine, er ist toll … ähm, sehr männlich und äh … einfach toll. Ich brauche seine Telefonnummer.«
»Warum?«
»Ich muss mit ihm sprechen. Es geht um eine wichtige geschäftliche Angelegenheit.«
»Wir geben die privaten Nummern von unseren Mitarbeitern nicht ohne Rücksprache heraus. Außerdem sehen wir es nicht gern, wenn die jungen Männer außer der Reihe … hm, geschäftliche Arrangements treffen.«
»Es ist nicht diese Art von Geschäft!«, rief Samantha empört.
Claire Weber blieb unerbittlich. »Welches Geschäft auch immer.«
Samantha zählte im Stillen bis drei und bezwang ihren Ärger. »Dann möchte ich hiermit offiziell eine Buchung tätigen. Ich brauche ihn für heute Abend acht Uhr, im Battista . Für exakt eine Stunde. Es ist nur eine Besprechung. Geht das in Ordnung?«
Es ging in Ordnung.
Nicht in Ordnung ging, dass Eddie nicht auftauchte. Es kamen etliche Leute ins Battista , die alle nach und nach die umliegenden Tische bevölkerten, aber Eddie war nicht darunter. Kurz nach acht kam ein nett aussehender junger Mann an Samanthas Tisch und lächelte sie schüchtern an. »Samantha?«
Sie nickte verdutzt. »Ja, warum?«
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie einfach so anspreche, aber ich glaube, wir sind verabredet. Mein Name ist Joseph Scheuermann.« Er gab ihr die Hand. »Nennen Sie
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