Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
rumgerechnet hast, war das nur eine Frage der Zeit, bis es dir wieder passiert.«
»Du meinst, dass ich irgendwie anfällig dafür war?«
»Nicht anfällig, sondern fällig.« Babette seufzte. »Ich verstehe dich. Meine biologische Uhr tickt inzwischen so laut, dass ich manchmal glaube, alle im Gerichtssaal müssten es hören. Willst du das Kind denn haben?«
»Ja«, sagte Samantha fest.
Sie dachte daran, wie Eddie mit Andi, Evita und Leon zusammen im Sandkasten gesessen hatte. Das Herz schnürte sich ihr zusammen. Ihr Kind würde in eine große und ziemlich merkwürdige Familie hineingeboren werden. Aber es würde einen liebevollen Vater haben. Und eine Mutter, die es nicht minder liebte, sogar schon jetzt. Was konnte ein Kind heutzutage mehr verlangen?Eltern, die zusammen waren? Das gab es doch nur noch im Märchen.
»Ziemlich mutig von dir«, befand Babette. »Hast du es schon deiner Mutter gesagt?«
Samantha duckte sich. »Bist du verrückt? Das hat Zeit. Mindestens neun Monate. Mit Ben rede ich demnächst schon noch. Aber zuerst mit Eddie. Schließlich ist es ja seins.«
»Na ja, immerhin hast du die Gewissheit, dass er ein guter, erfahrener Vater ist«, meinte Babette lakonisch. »Übrigens redet Giovanni in letzter Zeit auch öfter von kleinen Kindern. Sein Bruder hat zwei, und seine Schwester erwartet im Januar ihr drittes. Er ist verrückt nach Bambini .«
»Und was denkst du darüber?«
»Ich würde der Sache aufgeschlossener gegenüberstehen, wenn ich nicht ständig die Vision hätte, dass ich einen Sohn kriegen könnte, der zur Einschulung ein Kleidchen anziehen möchte.« Sie betrachtete Samantha forschend. »Wann sprichst du mit Eddie-Joseph?«
»So bald wie möglich.«
Ein offizieller Grund dafür hatte gestern in ihrem Briefkasten gelegen. Dmitris Anwälte hatten die ersten Vertragsentwürfe geschickt. Noch vor Ende des Jahres sollten alle Verträge unterzeichnet sein und bereits im Januar mit der Produktion begonnen werden. Samantha musste sich also wohl oder übel daran machen, zumindest die Produktionsstätte näher in Augenschein zu nehmen und eventuell nötige Vorbereitungen in Auftrag zu geben. Außerdem musste sie Zubehörteile bestellen und den Einsatz der Arbeitskräfte koordinieren. Zuallererst musste sie jedoch abklären, ob Eddie überhaupt noch an der Durchführung des Projekts interessiert war. Und bei dieser Gelegenheitkonnte sie ihn auch gleich fragen, ob er sich vorstellen konnte, bei der Geburt anwesend zu sein. Es hieß, dass Väter auf diese Weise eine wesentlich bessere Verbindung zu ihren Kindern aufbauen konnten.
Bevor sie an diesem nasskalten, diesigen Nachmittag Ende November zu Eddie fuhr, stellte sie sich vor den Spiegel und sprach sich Mut zu.
»Du liebst ihn nicht«, sagte sie gelassen zu ihrem Spiegelbild. »Du musst lediglich ein gutes Verhältnis zu ihm pflegen, weil er der Vater deines Kindes ist. Du musst von Anfang an hinterher sein, dass er mit deinem Baby genau so oft zum Spielplatz geht wie mit Andi und den beiden anderen. Du musst darauf achten, dass er nicht zu früh mit der Sauberkeitserziehung anfängt, das kann zu lebenslanger Verstopfung führen.«
Samantha betrachtete prüfend ihr Äußeres. In den Augenwinkeln hatten sich ein paar winzige Fältchen eingenistet, die im Sommer noch nicht da gewesen waren. Samantha redete sich ein, dass das vom vielen Laufen an der frischen Luft herrührte, aber ab und zu argwöhnte sie dann doch, dass sie allmählich alt wurde.
Abgesehen davon fand sie nichts an sich auszusetzen. Die beginnende Schwangerschaft ließ ihre Haut klarer und durchscheinend rosig wirken, und in ihren Augen stand ein besonderes Leuchten, das sie selbst in dieser Form bisher nie an sich wahrgenommen hatte.
»Du stehst mir gut«, sagte sie mit großer Entschiedenheit zu ihrem ungeborenen Kind.
Vor dem Fabrikgebäude verließ sie dann doch beinahe wieder der Mut, zumal der Jeep nicht draußen parkte, sondern zwei alte Kombis, die sie vorher noch nicht gesehen hatte.
Hatte Eddie sich einen anderen Wagen zugelegt? Samanthablieb unschlüssig vor der Tür stehen. In jedem Fall war er nicht allein, sondern hatte Besuch. Vielleicht sollte sie lieber ein anderes Mal wiederkommen.
Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen. Gerade, als sie zu ihrem Wagen zurückgehen wollte, wurde die Haustür aufgerissen, und eine aufgebrachte Blondine schrie sie an.
»Das wurde aber auch Zeit! Wo warst du so lange?«
Samantha prallte zurück. »Ich …
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