Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Leute ungeachtet deiner Weiblichkeit von deiner Geschäftstüchtigkeit überzeugen kannst?«
»Du hast es genau auf den Punkt gebracht. Wenn es klappt, werden sowieso weitere Treffen folgen, die kann ich dann alleine managen. Es wäre nur der eine Abend.«
Hans drückte ihr einen Golfschläger in die Hand. »Hier, fang mit den kürzeren Distanzen an, das bringt mehr Selbstvertrauen.«
Samantha schlug den Ball meterweit am Loch vorbei. Nur ihre gute Erziehung verhinderte, dass sie den Schläger wütend auf den Rasen warf. Ihr Bedarf an Golf war für heute gedeckt.
»Was ist nun, überlegst du es dir?«, fragte sie mit beherrschter Stimme.
»Dein Problem ist längst gelöst«, sagte Hans fröhlich. »Warum hast du nicht gleich gesagt, dass es einfach nur irgendein Mann sein muss? Nimm doch Benedikt mit, der wollte sowieso morgen vorbeikommen.«
*
»Natürlich gehe ich mit«, sagte Benedikt begeistert, als Samantha ihn noch am selben Abend anrief und ihm ihr Dilemma schilderte. »Das klingt ja richtig aufregend!«
»Schön, dass du der Sache was abgewinnen kannst«,meinte Samantha resigniert. »Wir machen es so: Du kommst um fünf Uhr her, wir trinken kurz Kaffee zusammen und fahren anschließend gemeinsam los. Wir treffen uns mit den Russen im Chez Ludovic , ich habe einen Tisch bestellt. Danach dann die Oper, und zum Abschluss ein Stündchen ins Alte Bergwerk .«
»Was soll ich anziehen? Einen Anzug?«
»Natürlich. Aber auf keinen Fall dieses giftgrüne Ding, mit dem du neulich auf Babettes Geburtstagsparty warst.«
»Das war ein echtes Designerstück von Vivienne Westwood«, sagte Benedikt beleidigt. »Und kein Mensch sieht dem Teil an, dass ich es für ein paar Piepen bei Ebay ersteigert habe.«
»Stimmt«, sagte Samantha. »Aber es sieht schwul aus.«
»Wenn du Schwierigkeiten damit hast …«
»Ich habe nicht die geringsten Schwierigkeiten damit, und das weißt du genau. Aber vom Erfolg dieses Abends hängt meine berufliche Zukunft ab. Mit einem tuntigen Outfit könntest du mir alles verderben. Deshalb möchte ich, dass du dich ebenso bieder anziehst wie ich. Gedeckte Farben, und auch keine schrillen Accessoires. Du hast doch einen tadellosen Smoking. Zieh den an, ja? Und keine Ringe.«
»Ein bisschen klarer Nagellack? Ganz dünn aufgetragen?«
»Auf keinen Fall«, sagte Samantha unerbittlich.
Benedikt lachte herzlich. »Das war ein Scherz, Schwesterchen. Wann hast du eigentlich das letzte Mal so richtig gelacht, hm? Wusstest du nicht, dass jeder Mensch mindestens einmal am Tag laut lachen sollte, um gesund zu bleiben?«
Samantha schwieg für ein paar Sekunden. Wann hatte sie das letzte Mal laut gelacht? Sie konnte sich nicht erinnern.Heute nicht, und gestern auch nicht. Und wahrscheinlich auch vorgestern und die ganze vergangene Woche nicht.
»Ich lache, wenn ich den Posten habe. Dann habe ich einen Grund dazu. Zieh dich anständig an und guck nicht dem Kellner hinterher. Alles andere wird sich schon finden.«
Was den Rest betraf, so wusste Samantha, dass sie sich voll und ganz auf ihren Bruder verlassen konnte. Benedikt war kultiviert, intelligent, eloquent, gebildet und charmant – kurz: Einen besseren Tischgenossen als ihn konnte man sich für ein Geschäftsessen kaum vorstellen. Davon abgesehen würde er mit seiner netten, unangestrengten Art ganz zwanglos dafür sorgen, dass Samantha nicht die ganze Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Jedenfalls nicht in der Art von Aufmerksamkeit, von der sie nichts wissen wollte. Onkel Herbert hatte ausdrücklich gesagt, dass dieses erste Treffen nur zum gegenseitigen Beschnuppern dienen sollte.
»Wie seid ihr überhaupt an die Leute gekommen?«, wollte Benedikt neugierig wissen.
»Übers Internet. Sie sind auf unsere Homepage gestoßen und haben sich von uns ein Angebot erstellen lassen.«
»Ah, ich sage es doch immer wieder«, schwärmte Benedikt. »What a brave new world! Tausende von Kilometern verschwinden auf einen Tastendruck hin, ohne dass der Mensch auch nur einen Schritt vor die Tür tun muss!«
»Dieses Geschäft lässt sich aber nicht wie ein Einkauf bei Ebay abwickeln«, warnte Samantha ihren Bruder. »Glaub ja nicht, dass Bruckner die einzige Firma ist, die in die nähere Auswahl gezogen wird. Bei einem Auftrag dieser Größenordnung werden diese Leute sich auf jeden Fall ein persönliches Bild machen. Und zwar gründlich.«
»Keine Sorge, ich werde mein Bestes geben.«
»Sei pünktlich.«
»Versprochen.«
Als es am
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