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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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mit Neid und Missfallen verfolgt und jeden einzelnen ihrer Erfolge beargwöhnt.
    Samantha sah dem Zeitpunkt, in dem Herbert sich aus der Geschäftsleitung zurückziehen würde, mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie hing mit allen Fasern ihres Wesens an Bruckner-Bad. Die Firma war in gewisser Weise ihr Baby, und wenn Georg es in die Finger kriegte …
    »Die Sache ist die.« Herbert räusperte sich, als wollte er eine längere Rede halten. »Du bist kaufmännisch undbetriebstechnisch unschlagbar. Aber Georg ist auch nicht schlecht.«
    Samantha stöhnte innerlich.
    »Er ist vielleicht nicht so ein Ass mit dem ganzen technischen Computerkram wie du, aber er versteht was von Badezimmern. Und er ist kein übler Akquisiteur. Bei den Großkunden hat er bisher immer einen guten Eindruck hinterlassen.«
    Zähneknirschend musste Samantha ihm Recht geben. Georg mochte zuweilen eine tölpelhafte Art an den Tag legen, aber er hatte etwas an sich, das bei den Geschäftspartnern von Bruckner-Bad Vertrauen hervorrief. Georg schien bei Kunden besser anzukommen als sie selbst, obwohl er lispelte, zwanzig Kilo Übergewicht hatte und ständig diese unmöglichen Anzüge trug, in denen er aussah wie eine Wurst in einer zu knapp geratenen Pelle. Und dabei tat Samantha alles, um seriös und kompetent zu wirken. Sie bevorzugte formelle Kostüme und elegantes, aber schlichtes Schuhwerk. Niemals trug sie ihr Haar offen, und ihr Make-up war unaufdringlich und sparsam. Trotzdem hatte sie zu ihrem tiefen Verdruss häufig den Eindruck, dass die Leute sie auf den ersten Blick für inkompetent hielten.
    »Georg ist noch jung, und er ist in der Lage, zu lernen«, sagte Herbert. »Wenn er es nur erst hinkriegen würde, endlich bei seinen Eltern auszuziehen und vielleicht eine eigene Familie zu gründen, würde er sicher noch an Selbstsicherheit gewinnen. Die Routine in der Geschäftsführung käme mit den Jahren bestimmt von allein.«
    »Dann hast du dich also entschieden, dass er deinen Posten übernehmen soll«, stellte Samantha mit unbeteiligter Stimme fest.
    »Das habe ich nicht gesagt, Kind.« Herbert schüttelte schwach den Kopf. »Am allerliebsten wäre es mir, ihrkönntet euch die Geschäftsführung teilen. Aber ich weiß genau, dass das in die Binsen gehen würde. Ihr würdet euch schon nach drei Wochen die Köpfe einschlagen.«
    Samantha zwang sich, möglichst gelassen dreinzuschauen.
    »Also habe ich beschlossen, einem von euch beiden die Alleingeschäftsführung zu übertragen.«
    Samantha starrte ihn überrascht an. »Du meinst – entweder er oder ich?«
    Herbert nickte. »Es geht nicht anders. Zusammen seid ihr beiden wie Hund und Katze.« Er hielt inne und sammelte sich. »Schau, es ist so. Grundsätzlich halte ich dich für die bessere Aspirantin, jedenfalls aus betrieblicher Sicht. Aber es fragt sich, ob du auf lange Sicht in der Lage bist, gute Kunden an Land zu ziehen. Davon lebt letztlich das Unternehmen.«
    Samantha gestattete sich ein halbes Aufatmen. Wenn es nur daran lag – das würde sie schon irgendwie hinkriegen!
    »Aus diesem Grund habe ich mir eine Feuerprobe überlegt.«
    »Feuerprobe?«
    Herbert nickte. »Wenn du sie bestehst, geht die Geschäftsleitung an dich. Wenn nicht, bekommt Georg sie.«
    *
    »Und jetzt hängt meine ganze Zukunft in der Firma von diesen Russen ab«, sagte Samantha zu Hans. Sie stand schon seit über einer Stunde in der sengenden Sonne und feilte nach seinen Anweisungen an ihrer Schlagtechnik. Von zehn Bällen brachte sie höchstens einen in die Luft, doch Hans bewies eine Engelsgeduld.
    »Nimm lieber wieder das Fünfer-Eisen«, empfahl er.»Und denk dran: Der Schläger kommt flach abwärts zum Ball. Dafür musst du im entscheidenden Augenblick dein Körpergewicht nach links verlagern. Dann kommt dein Schwung zum Ball flacher an, damit bringst du mehr Backspin rein.«
    Samantha verstand kein Wort, gab sich aber redlich Mühe. Schließlich wollte sie etwas von Hans.
    »Was ist denn jetzt mit morgen Abend?«, fragte sie.
    »Was soll da sein?«
    »Ich sagte dir doch, dass da das Essen mit den Russen stattfinden soll.«
    »Von einem Essen hast du nichts gesagt.«
    »Na ja, ob es ein Essen wird, muss ich noch sehen. Es war nur die Rede von einem unterhaltsamen Abend. Aber ich denke, dass ein anständiges Geschäftsessen auf jeden Fall dazugehört. Und für hinterher dachte ich an einen Besuch in der Oper. Ich will später noch Karten besorgen. Und zum Abschluss ein Absacker in einer netten

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