Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
unbestechliches Auge für alles, was mit Badezimmern zusammenhing. Auch für dieses, ob es nun schummrig war oder nicht. Dusche, Waschbecken und Toilette stammten samt und sonders aus dem Baumarkt, waren aber von guter Qualität und fachmännisch installiert. Die Leitungen verschwanden hinter einer vorgemauerten Wand, wie es sich gehörte. Die Fliesen waren Designerware. Samantha fuhr mit dem Zeigefinger über die Fugen. Sauber verlegt, in einem anständigen Mörtelbett. Die Kacheln waren hier und da schadhaft, wahrscheinlich ein günstiger Restposten. Alles in allem ein nettes, solides Bad für wenig Geld. Hätte sie selbst nicht besser einrichten können. Zufrieden umrundete sie die Wand.
»Hast du das Badezimmer selbst gemacht?«, fragte sie, während sie sich nach Eddie umsah. Er war nirgends zu sehen.
»Klar«, sagte Eddie. Er lag auf der Matratze, die Hände hinterm Kopf verschränkt. »Komm her.«
Folgsam ging Samantha zu ihm und blieb neben der Matratze stehen. »Da bin ich.« Sie fragte sich, ob ihre Stimme tatsächlich so nuschelig klang oder ob sie sich das nur einbildete. Wie viel hatte sie überhaupt getrunken? Vier Gläser? Fünf? Auf jeden Fall waren auch ein oder zwei Gläser Wodka dabei gewesen, daran erinnertesie sich genau. Plötzlich waren ihre Füße nicht mehr so schwer wie vorhin. Sie fühlte sich eigentümlich leicht, am ganzen Körper. Fast so, als könnte sie abheben, wenn sie nur einmal tief richtig Luft holte. Probeweise atmete sie tief ein, aber es passierte nichts, außer dass ein Träger von ihrem Kleid abriss. Ihr Oberteil rutschte auf einer Seite runter, und ihre rechte Brust kam zum Vorschein. Samantha kicherte. »He, sieh dir das an! Ohne Netz und doppelten Boden! Dieses Kleid muss man ohne BH tragen, weißt du.«
»Ich sehe es«, sagte Eddie mit belegter Stimme.
»Blöder Träger. Hält nichts aus. Wahrscheinlich hab ich zu viel gegessen.« Samantha drehte sich einmal um die eigene Achse. »Findest du mich sehr fett?«
»Nein.«
Samantha sah ihn an und zwinkerte erstaunt. Hatte er nicht eben noch einen Smoking angehabt? Im Moment trug er jedenfalls keinen. Er war splitterfasernackt. Sie schluckte.
»Du hast dich ausgezogen.«
»Ja, stimmt. Und ich warte darauf, dass du dasselbe tust. Den Anfang hast du ja schon gemacht. Ich sehe dir gerne zu, wenn du willst. Oder soll ich den Rest erledigen? Das mache ich mindestens genau so gerne.«
Samantha war ziemlich betrunken, aber nicht so sehr, um nicht zu wissen, was das zu bedeuten hatte. Sie legte sich die Hand gegen die Stirn und rieb dort einen Punkt, von dem sie hoffte, dass dahinter ihr Denkvermögen lag.
»Du willst mit mir schlafen«, sagte sie schließlich verblüfft. »Klar«, fügte sie dann hinzu. »Und ich hatte mich schon gewundert, wieso wir beide alleine noch mal in das Taxi gestiegen sind!«
Eddie sprang auf. »Du willst es doch auch, oder nicht?Ich meine, du kannst unmöglich so blau sein, dass du nicht gepeilt hast, wieso wir zu mir gefahren sind!«
Samantha starrte ihn an. Von oben bis unten. Sehr gründlich. Und dann wieder langsam zurück. Genau in der Mitte blieben ihre Blicke hängen.
»Oh«, sagte sie mit ersterbender Stimme.
»Was ist?« Eddie trat vor sie hin. »Gefalle ich dir?«
Er wusste, dass es so war. Diesen Gesichtsausdruck hatte er schon mehr als einmal gesehen. Natürlich war sie betrunken. Aber nicht zu betrunken. Darauf hätte er sein letztes Hemd verwettet. Er streckte die Hand aus und zog auch noch den anderen Träger des Kleides runter. Das Oberteil fiel komplett bis zur Taille herab.
»Wahnsinn«, sagte er leise. Sein Finger kreiste um ihre linke Brustwarze.
Samantha gab ein undefinierbares kleines Geräusch von sich, irgendwo zwischen Seufzen und Stöhnen.
»Komm«, sagte Eddie. Dann zog er sie auf die Matratze.
*
Als Samantha aufwachte, war ihr Kopf mindestens einen Kilometer dick. In ihrem Mund befand sich eine aufgequollene, scheußlich schmeckende Gummimatte, die in einem früheren Leben wohl eine Zunge gewesen sein musste.
Sie lag auf dem Bauch und konnte nur auf einem Auge sehen, weil das andere von Haaren bedeckt war. Auf ihrem Rücken und über ihren Beinen lag ein schweres Gewicht. Samantha hatte nicht die geringste Ahnung, woher das kam.
Dann war rechts neben ihr ein leises Schnarchen zu hören. Das musste Hans sein. Komisch, auf die Artschnarchte er sonst nie. Bei ihm klang es eher rasselnd. Dieses hier war eher sägend.
Was war überhaupt los mit ihr? Wieso tat
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