Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Ahnung, wovon sie redete, aber es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Er war beschäftigt.
»Eddie, es ist dir vielleicht nicht aufgefallen, aber deine H-Hand ist unter meinem Kleid«, flüsterte Samantha.
»Das ist Absicht. Du willst es doch auch, oder?«
»Der Taxifahrer guckt schon die ganze Zeit.«
Eddie zog die Hand zurück und versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass er gerade versucht hatte, auf dem Rücksitz eines Taxis einer Frau an die Wäsche zu gehen. Er hatte es schon an allen möglichen abenteuerlichen Orten getan, aber noch nie in einem Taxi.
Sie waren vor dem Haus angekommen, in dem er wohnte.
Der Taxifahrer starrte Eddie im Innenspiegel an. »Zwanzig Euro.«
Eddie zog sein Portemonnaie aus der Brieftasche und drückte dem Fahrer einen Zwanziger und einen Fünfer in die Hand. »Stimmt so.«
Samantha hatte ein paar Probleme beim Aussteigen, weil die Straße wieder angefangen hatte, sich zu bewegen, aber dann hielt Eddie sie fest, und sie kam ganz gut damit klar, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Er wohnte in einem komischen Haus, fand sie. Es war ein ziemlich vergammelt wirkendes, riesiges Ziegelgebäude mit teils blinden, teils eingeschlagenen Fenstern. Ein paar der Öffnungen waren auch mit Brettern vernagelt. Nur die Fenster im ersten Stock sahen neu aus. Vor dem rostigen Stahltor lag haufenweise Schutt herum. Geborstene Betonklötze, verbogene Eisenträger und zerfetzte Wellpappe gaben sich im Vorhof des Gebäudes ein trostloses Stelldichein.
»Hier liegt eine Menge Zeug rum«, meinte Samantha.
»Das war mal eine Fabrik«, sagte Eddie. »Hab ich vor vier Jahren von einem alten Kerl übernommen. Wir haben ab und zu zusammen Musik gemacht.« Er machte eine Geste, mit der er das ganze Gebäude umfasste. »Unten stehen noch die ganzen Geräte, damit hat er bis zuletzt seine Lattenroste gezimmert. Den ersten Stock hab ich mir zum Wohnen ausgebaut. Hier draußen muss noch ein bisschen aufgeräumt werden, und die Maschinen muss ich irgendwann mal verkaufen. Aber oben ist alles tipptopp.«
»Cool«, murmelte Samantha. »Ein Loft. Wollte ich schon immer mal sehen.«
Sie fühlte sich merkwürdig. Ihre Füße waren schwer wie Blei, aber dafür war ihr Kopf leicht wie ein Ballon. Es kam ihr so vor, als würde Eddie sie mehr schleifen, als dass sie aus eigener Kraft ging. Er führte sie durch eineSeitentür und zog sie eine breite, ziemlich neu wirkende Stahltreppe hoch.
»Da sind wir.«
Samantha kniff die Augen gegen die plötzliche Helligkeit zusammen und betrachtete ihre Umgebung. Auf den ersten Blick sah sie nur blendendes Weiß. Auf den zweiten auch. Die Wohnung war riesig. Genau genommen bestand sie nur aus einem einzigen Raum. Alle Wände waren weiß gestrichen. In einer Ecke lag eine Matratze, in einer anderen stand ein Schreibtisch und daneben eine Hantelbank mit verschiedenen Gewichten. Von der Decke hing ein Sandsack für Boxübungen. Mitten im Raum gab es außerdem ein knallgelbes Sofa und einen knallrot lackierten Schaukelstuhl, grelle Farbkleckse vor den strahlend weißen Wänden. Irgendwo in weiter Ferne glaubte Samantha so etwas wie eine Küchenzeile zu erkennen. Das heißt, sie hätte sie vielleicht erkennen können, wenn die Wand nicht plötzlich angefangen hätte, sich zu bewegen. Samantha blinzelte und hielt sich an Eddie fest. »Schöne Wohnung. Bisschen unruhig. Wo ist das Bad?«
Eddie deutete auf eine nackte, weiße getünchte Wand. »Da.«
Samantha setzte sich schlingernd und summend in Bewegung, um das Geheimnis der fehlenden Badezimmertür zu ergründen. Gleich darauf stellte sie fest, dass man um die Wand herumgehen konnte und praktisch mitten im Bad stand, das nur durch eine einzige, zwei Meter hohe Mauer vom Rest des Raums abgeteilt war.
»Du darfst aber nicht gucken«, rief Samantha in Eddies Richtung, bevor sie sich auf dem Klo niederließ.
»Keine Sorge.« Eddie legte eine Kuschelrock-CD ein und dimmte das Licht auf Kerzenstärke. Er überlegte kurz, ob er noch eine Flasche Prosecco köpfen sollte – für solcheFälle hatte er immer eine Flasche im Kühlschrank –, entschied sich aber dann dagegen. Sie war auch so schon reichlich abgefüllt. Am Ende schlief sie ihm noch mittendrin ein.
Samantha wusch sich unterdessen die Hände und begutachtete das Badezimmer aus professioneller Sicht. Jedenfalls so weit sie dazu noch imstande war. Irgendwie hatte das Licht nachgelassen, sodass man nicht mehr allzu viel sah. Aber Samantha hatte ein
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