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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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schwer atmend am Waschbecken festklammerteund auf ihre Uhr schaute. Zwei Minuten. Drei Minuten. Wieso brauchte der blöde Sekundenzeiger so lange?
    »Wieso brauchst du so lange?«, rief Eddie.
    Samantha saß auf dem zugeklappten Toilettendeckel und klickte hektisch auf ihrem Handy herum. Während der Opernaufführung hatte sie die Stummschaltung aktiviert und hinterher vergessen, wieder auf laut zu stellen. Es waren zehn Nachrichten in der Mailbox. Zwei davon waren von Hans, sechs von Babette, zwei von ihrer Mutter.
    Sie hörte den ersten Anruf von Hans ab. »Es ist jetzt schon fast eins, und du bist noch nicht zu Hause. Ich nehme an, du bist mit zu deinem Bruder gefahren, um da zu übernachten. Oder zu Babette. Sie wohnt ja in der Nähe der Oper. Ich hatte versucht, sie anzurufen, aber es geht niemand dran. Und dein Bruder hebt auch nicht ab. Hat er vielleicht den Apparat abgeschaltet?«
    Von draußen war ein Hupen zu hören. Erlöst sprang Samantha vom Klo hoch und stakste mit nur einem Schuh rasch in Richtung Ausgang.
    »He, wo willst du hin?«, rief Eddie erstaunt. »Du kannst doch nicht so einfach abhauen! Wir haben noch nicht gefrühstückt!«
    Samantha warf einen Blick über die Schulter zurück. Er war aufgestanden und folgte ihr. Und gewisse Anzeichen deuteten unzweifelhaft darauf hin, dass er mehr im Sinn hatte als Kaffeekochen. Dieser Anblick war zu viel für Samantha. Sie schloss erneut die Augen.
    »Ich muss weg«, sagte sie. »Dringende Termine.« Sie packte die Klinke und riss entschlossen die Tür auf.
    »He, warte mal.« Eddie kam näher und legte ihr die Hand in den Nacken. Sein Daumen bewegte sich hypnotisch hinter ihrer Ohrmuschel auf und ab. »Hast dunicht was Wichtiges vergessen?« Er beugte sich zu ihr und hauchte einen Kuss auf die Stelle, die er gerade gestreichelt hatte.
    »Oh.« Samantha nestelte in ihrer Handtasche herum und fand, was sie gesucht hatte. »Hier, ich hoffe, das reicht. Ich meine, ich weiß ja, dass ich eine Rechnung von der Agentur kriege, aber da ist ja die … die Zusatzleistung bestimmt nicht mit drin.« Sie drückte Eddie einen Fünfhundert-Euro-Schein in die Hand, dann duckte sie sich unter seiner Hand hindurch und raste die Treppe runter. Ihr Abgang wurde ein bisschen dadurch beeinträchtigt, dass sie nur einen Schuh anhatte, aber sie war unten, bevor Eddie irgendwas sagen konnte.
    Sie umrundete ein paar schmutzige Betonbrocken und stolperte anschließend über einen Stapel vergammelter Verschalungen.
    Lauthals fluchend ließ sie sich auf den Rücksitz des Taxis fallen.
    Der Taxifahrer starrte sie mit offenem Mund an. »Ihr Kleid ist kaputt.«
    Samantha zerrte das Oberteil wieder an Ort und Stelle. »Konzentrieren Sie sich bitte aufs Fahren.«
    *
    Eddie zerknitterte den Geldschein in seiner Hand und warf ihn als kleinen, zerknüllten Ball gegen die Wand. Das, was vorhin noch eine viel versprechende Morgenlatte gewesen war, hatte sich beim Anblick des Geldes in ein Anhängsel verwandelt, das er zuletzt an sich gesehen hatte, als er fünf gewesen war. Damals hatte seine Schwester ihn bei zehn Grad Minus in einen Teich geschubst.
    Er stieg in seine Boxershorts, um den Anblick nicht längerertragen zu müssen, dann prügelte er auf den Sandsack ein und versuchte dabei, einfach die letzte Minute zu vergessen und sich nur an den guten Teil zu erinnern.
    »Mann«, sagte er kopfschüttelnd. Er vergrub den Kopf in den Händen. Im Moment wusste er nicht, was er denken sollte. Dafür war alles noch zu frisch.
    Das Telefon läutete. Es war Joe.
    »Wie war’s? Hast du alles gut hingekriegt?«
    »Hm«, sagte Eddie. Er klemmte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter und setzte sich auf das zerwühlte Bett.
    »Was ist? Ihr wart doch aus, oder?«
    »Ja.«
    »Essen? Und hinterher in der Oper?«
    »Ja«, meinte Eddie wortkarg.
    »Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Wie war es?«
    »Es war ganz okay.«
    »Shit«, fluchte Joe. »Da war doch was. So, wie du redest, hast du es versiebt. Sie war unzufrieden. Gib’s zu.«
    »Wenn sie unzufrieden gewesen wäre, hätte sie mir vorhin wohl kaum fünfhundert Mäuse gegeben, oder?«
    »Wieso hat sie dir Geld gegeben? Es wird nie direkt abgerechnet. Das macht Claire.«
    Eddie gab keine Antwort, und Joe brauchte nur eine Sekunde, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. »Warte mal. Du hast gesagt, sie hat dir vorhin das Geld gegeben … Du hast sie mit zu dir nach Hause genommen!«
    Eddie runzelte die Stirn. »Ja, und?«
    »Das ist gegen

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