Wenn Frauen nicht mehr lieben
Schuldgefühlen unentwegt zu leiden. Das Klagen bei den Mitmenschen, vor allem bei den Männern, bietet aber dennoch Entlas-tung, vor allem, weil die Männer allzu oft bereit sind, einen Teil ihrer sogenannten »historischen Schuld«
freiwillig zu übernehmen und mit entsprechenden Verhal-tensweisen abzuarbeiten. Schließlich wollen auch sie modern, emanzipationsbewußt und den heutigen Lebens-formen angepaßt sein, um so bei den Frauen zumindest auf diesem Gebiet eine Integrationschance zu erhalten.
Es ist wahrlich schlimm geworden. Heute muß ein Mann Angst haben, eine Frau in der Öffentlichkeit anzusprechen, immer riskiert er den Vorwurf der sexuellen Belästigung. Andererseits beklagen sich viele Frauen 10
darüber, daß die Erotik auf den Straßen, sprich der männlich begehrende Blick, immer mehr abhanden kommt. Es soll ihn in Frankreich noch geben, hört man bisweilen. In anderen Ländern aber schauen die Männer bald nur noch gerade aus, während die Frauen sich nach ihnen umzudrehen beginnen. Eine verkehrte Welt?
Jedenfalls mutet es merkwürdig an, wenn Johanna ihren Giovanni breitbeinig an die Häuserwand drückt, um ihn beim nächsten Vorbeifahren einer Straßenbahn im Angesicht möglichst vieler Zuschauer den leiden-schaftlichsten aller Küsse auf den Mund zu drücken, während er passiv gehalten nur noch nach Luft ringen kann (Szene beobachtet im Juli 1997 in einer Schweizer Großstadt). Und es geht weiter in diesem Stil. Kürzlich wurde eine Zürcher Modedesignerin mit dem bezeichnen-den Namen »Amok« preisgekrönt. Wofür wohl? Für die Kreation von Röcken für Männer …
Abgesehen von all dem, muß der Mann heute froh sein, wenn er mit dem Überwesen Frau ein paar ihrer kostbaren Minuten verbringen darf. Sie hat sowieso fast nie Zeit. So kommt es, daß sogar verheiratete Männer mitunter nur noch ein Gastrecht haben bei ihrer Frau. Der Mann ist nicht mehr gefragt, allenfalls als finanzieller Versorger, als Putzkraft oder als Babysitter. Aber auch das hat die Frau im Griff. Trotz Dreifachbelastung ist sie Allround-managerin geworden.
Haushalt, Kinder, Beruf. Alles geht in einem Abwasch.
Und sie findet es wunderbar, wie sie das alles dank Kinderkrippen, Frauenbonus und Frauenpower unter einen Hut bringen kann. Denn Interesse besteht lediglich an der Verwirklichung des eigenen Selbst, nicht an dem der anderen.
Das Schlimmste aber kommt erst. Die Sehnsucht der Frau, sprich Liebessehnsucht nach dem Mann, schreitet 11
auf den Nullpunkt zu. Der Frau schwebt ein Leben ohne Mann vor, keineswegs ein Leben ohne männlichen Schutz und finanzielle Unterstützung, aber ein Leben ohne die Last des Verstehens und der Liebe. Liebe als Gefühls-einstellung und als aktives Verlangen nach dem Anderen, ihrer Natur nach bedingungslos, scheint von der Frauenseite her vom Aussterben bedroht.
Auf diese Weise erscheint der Mann heute von der Frau in der Tat emotional abhängiger denn je. Angebot und Nachfrage als Regelsysteme haben jetzt auch in die Welt alltäglicher zwischenmenschlicher Beziehungen Einzug gehalten. Und die Frau hat ihre Abhängigkeitsproblematik an den Mann delegiert und bekämpft sie dort. Schließlich will Frau keine abhängigen, anhänglichen Männer, sondern selbstbewußte, zufriedene, unterhaltsame und leidenschaftliche Lover, die keine Sorgen mit sich herumtragen.
So ist denn auch nicht mehr von der Hand zu weisen, daß viele Männer durch die feministische und postfeministische Haltung der Frauen in eine Schamecke getrieben werden, aus der sie nur mit viel Mühe wieder herausgeholt werden können. Passiv und resigniert sitzen sie sehnsüchtig auf ihren Plätzen und warten auf bessere Zeiten. Solche Männer – ich nenne sie hier aggressions-gehemmt, Ausnahmen gibt es immer – sind für Frauen dann aber eine bodenlose Enttäuschung. Und diese können mit ihren lahmen Blicken auch keine Frau mehr hinter dem Ofen hervorlocken. In Tat und Wahrheit sind viele von ihnen bereits geschädigte Wesen, in ihrer Natur als Mann umdressiert zu friedlichen, pazifistischen Geschöpfen, die keinem Insektchen mehr ein Flüglein krümmen, ihrer Frau aber auch nicht mehr potent gegenübertreten.
Früher hieß es noch: »Früh übt sich, wer ein Meister werden will«, heute werden schon kleine Jungen in ihrem 12
männlichen Expansionsdrang zurückgestutzt, bis sie nur noch aus schlechtem Gewissen bestehen, sollten sie hinter dem Rücken der Mutter sich doch einmal zu einer schieß-
ähnlichen
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