Wenn Frauen nicht mehr lieben
späteren Beruf zum Inhalt haben, während Mädchen signifikant häufig von einem Prinzessinnenstatus Tagträumen, von Angestellten, von Schönheit und Luxus. Und das im letzten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts.
Wenn Männer ein solches Heft zufällig in ihren Händen halten, interessieren sie sich vielleicht für die gute Figur oder das Dekollete, sie würden sich aber kaum allein deshalb an einen Kiosk begeben. Entweder kaufen sie direkt Pornohefte oder interessieren sich für Sport-reportagen und Politik, aber kaum für intime Details der oberen Zehntausend. Diese Schnüffelei in der Privatsphäre anderer war schon immer die Sache von Frauen. Weil der private Bereich seit jeher die Domäne war, in der die Frau ihre Stärken entwickeln, ihre Machtansprüche befriedigen und ihre Schwächen am unauffälligsten leben konnte und heute noch kann.
Es sind auch Frauen, die die Kleider der Lady Di abkauften und die versuchten, sie in ihrem Aussehen bis aufs letzte Detail nachzuahmen. Kunststück, werden Sie sagen, das können ja ohnehin nur Frauen qua ihres Geschlechts tun. Aber käme es Ihnen als Mann in den Sinn, einen Winston Churchill oder einen John F.
Kennedy äußerlich nachzuahmen oder seine Kleider ersteigern zu wollen? Wohl kaum. Käme es Ihnen in den Sinn, ein Boulevardblatt zu ergattern, um die neueste Lovestory der Caroline von Monaco zu erfahren? Sicher nicht. Als Mann haben Sie weniger unter dem Neid, der Eifersucht und der weiblichen Gier zu leiden. Indirekt aber haben Sie doch darunter zu leiden, wenn sie an dieser Wiß- und Neugier der Frauen beteiligt werden, indem man 22
sie als Mann nun beschuldigt, Sie seien ein skrupelloser Voyeur. Sie haben eventuell das eingeholt, was die Frauen von Ihnen haben wollten: die Informationen. Denken Sie daran, daß Sie als Ausläufer für fremde Zwecke gebraucht wurden? Als Mann, den man an die sogenannte heiße Front schickt, so wie Männer schon immer in die Gefahrenzonen des Lebens vordringen mußten, während die Frauen im Hintergrund geschützt waren? Damit nicht die Frau, sondern Sie als Mann die Verantwortung dafür zu tragen haben, so wie der Übermittler einer schlechten Nachricht auch immer zuerst gestraft wird, die Drahtzieher dahinter aber ungeschoren davonkommen? Dieses Licht ist Ihnen als Mann noch nicht aufgegangen? Dann ist es höchste Zeit.
Sie wären zumindest mit der Feststellung der notorischen Schuldzuweisung von Frauen an Männer nicht ganz allein. Denn immerhin hat sich eine einzige, mir bekannte Frau zu diesem Thema in aller Öffentlichkeit geäußert. Zur Kenntnis genommen wurden ihre Fest-stellungen aber nicht. Die Wirtschaftsprofessorin Gertrud Höhler, eine bekannte Buchautorin und Unternehmensberaterin, hat in einem 1996 gehaltenen Vortrag in der Aula der Universität Zürich den dreisten Satz formuliert, daß es seit jeher ein althergebrachtes Kulturgut sei, daß Frauen den Männern für etwaiges Unglück oder Ungeschick die Schuld in die Schuhe zu schieben pflegen.
Niemand hat sich empört, niemand protestiert. Der eine oder andere Mann mag durch dieses unverhofft geteilte Verständnis einer Frau erleichtert aufgeatmet haben.
Ansonsten wird man mit Leichtigkeit über einen solchen weiblichen »Fauxpas« hinwegschauen, damit keiner auf die Idee kommt, sich ernsthaft mit diesem Tatbestand zu beschäftigen.
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Was sich im Laufe der Jahrtausende an Schuldzuweisungen bei den Männern angesammelt hat, das haben die Männer tapfer und weniger tapfer zu tragen verstanden. Sie hatten auf der anderen Seite auch die »Wohltat«
der Idealisierung der Frauen ihnen gegenüber als fortwährenden Genuß für sich gebucht. Die Realität aber, daß nämlich Idealisierung nicht gleich Liebe ist, konnten nur die wenigsten sehen, weder früher noch heute. Und daß die Kehrseite der Idealisierung immer auch die Entwertung mitbeinhaltet, das ist zumindest unter Psycho-analytikern unbestritten. Im Klartext. Wer zur Idealisierung neigt, der trägt unbewußt auch entsprechende Entwertungstendenzen mit sich herum.
Seit den siebziger Jahren unseres Jahrhunderts geht es nicht mehr um Schuld allein, sondern vielmehr darum, den Männern den Krieg anzusagen, ihre »schlechten«, weil
»männlichen« Eigenschaften allesamt herauszupicken, zu hinterfragen, sie den Männern unter die Nase zu reiben oder ihnen den Kehraus zu machen, eine Angelegenheit, die nicht überall ohne psychisches Blutvergießen vonstatten ging. Viele dieser Männer haben gottlob
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