Wenn Frauen nicht mehr lieben
Sexobjekt, Gebärmaschi-ne etc. benützt haben sollen.
Daß der Mann – wie die Frau übrigens auch – selbst ein Opfer der Evolution ist und damit der Geschichte der Menschheit, wird gern vernachlässigt. Und kritische Fragen zur Weiblichkeit werden sogleich dem Erdboden gleichgemacht oder dann als Ausdruck von erneuter Unterwerfung unter das Patriarchat abqualifiziert, was so manche Frau erfolgreich davon abhalten dürfte, ihre Meinung offen mitzuteilen und die Männer für ein Mal zu verteidigen.
Für die Schuldzuweisungen an Männer findet man Tag für Tag neues Material. Ein Beispiel aus der neuesten Zeit: 19
Der plötzlich eingetretene Tod der Lady Diana, Princess of Wales, gestorben durch einen Verkehrsunfall am 31.8.
1997 in Paris, hat weltweites Erschüttern, Trauer und Proteste ausgelöst. Die Paparazzi, die sie verfolgt haben, wurden sogleich für schuldig an ihrem Tod erklärt. Wieder einmal Männer, die in ihrer Sensationslüsternheit vor nichts zurückschrecken. Voyeuristen, perverse, nur am Geld interessierte Fotodealer. Natürlich haben sie Lady Di wie ein Wildvieh gejagt. Ich will an dieser Stelle auch nicht die Paparazzi in Schutz nehmen, im Gegenteil. Sie haben sich vor Gericht zu verantworten. Die Tendenz aber, wieder einmal das Gute und das Böse nach Geschlechtszugehörigkeit zu verteilen und nicht nach den
»weiblichen« Hintergründen zu fragen, weil die Frauen immer noch einen Unschuldsbonus genießen, diese Tendenz sollte näher angeschaut werden.
Lady Di-eine von Millionen verehrte, nach ihrem Tod noch mehr heroisierte Frau, wird von vielen bewundert.
Eine der wenigen Frauen auf dieser Welt, die sich nicht unbedingt nur selbstlos, dafür aber um so effizienter und engagiert für die Schwachen und Minderbemittelten dieser Welt eingesetzt hat. Und die trotz königlichem Verhaltens-kodex die Interessen ihrer Kinder an erster Stelle setzte, die Männer nicht verachtete, sondern ihre Abhängigkeit von ihnen zugeben konnte. Eine Frau, die sich auf die Seite der Wahrheit stellte und nicht auf diejenige des schönen Scheins, diese Frau ist in den Augen vieler eine seltene Ausnahme unter Frauen, zumindest in der Öffentlichkeit.
Denn das scheinen auch die Liebes- und Trauer-bezeugungen nach ihrem Tod zu zeigen: ein großes Bedürfnis nach einem positiven weiblichen Vorbild, eine Symbolfigur für Mut, Tatkraft, Macht, Schönheit, Mütterlichkeit und Verantwortungsbewußtsein. Deshalb 20
wird Lady Diana idealisiert, sowohl von Männer- wie von Frauenseite. In der Sehnsucht nach einem weiblichen Vorbild hängt sich die ganze Welt an Lady Di. Für alle ist gesorgt, Selbst die Frauen, die sich als Opfer der Männer sehen, oder als Opfer der Mütter, der Gesellschaft etc., finden hier einen Identifikationsplatz.
Nun zu den Schuldigen des Dramas. Wieder einmal sind es die Männer, die Paparazzi, die die Grenzen in ihrer Geldgeilheit überspringen mußten. Oder ist es die Presse, die solche Fotos veröffentlicht, die männlichen Chef-redakteure? Der alkoholisierte Chauffeur, der vor Lady Di den Macho spielen mußte? Erst ganz zuletzt wird danach gefragt, ob auch die Leser beteiligt sein könnten. Die anonymen Leser der Glückspost, der Frau im Spiegel, des schweizerischen Blickes, der Boulevardpresse im allgemeinen.
Männer tun in der Regel kaum etwas, das nicht in irgendeiner Form den Wünschen von Frauen direkt oder indirekt entgegenkäme. In diesem Bereich mag die Wunscherfüllung der Frauen versteckt, aber dennoch nicht allzu schwer zu entdecken sein. Denn. Wer sind die Leser, die an diesen Photos der Boulevardpresse interessiert sind? Auch ohne klare Statistik dürfte das nicht schwer zu erraten sein. Es sind die Frauen. Frauen interessieren sich für die Privatsphäre der Prominenz. Männer haben dafür allenfalls ein müdes Lächeln übrig. Frauen sind diejenigen, die sich der Geheimnisse anderer Frauen bemächtigen wollen, der intimen Welt einer Prinzessin ohnehin. Und die Liebesgeschichten der Prominenz sorgen für eine Neugierstillung der Frauen, die gierig an den nächsten Kiosk rennen, um zu sehen, wie die neueste Sensation im Leben der Königin aussieht, mit wem sie getanzt hat, wie ihr Kleid und ihr Schmuck aussehen.
Frauen können stundenlang über den guten oder schlech-21
ten Geschmack einer prominenten Frau reden. Den meisten wird es dabei nie langweilig. Aus psychologischen Untersuchungen ist zudem bekannt, daß die Tagträume von Jungen in der Pubertät oft den
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