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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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Jim.»
    «Das ist wahr! Ich stelle die ganze Beziehung immer wieder in Frage, weil ich mich nicht dauernd nach Hal verzehre; weil ich von ihm nicht besessen bin. Ich habe mich schon gefragt, ob ich ihn einfach als selbstverständlich betrachte.» Ann ist nicht mehr wütend, sondern aufgeregt: wie ein Detektiv, der eine heiße Spur entdeckt hat.
    Ich bestätige ihre Aussage. «Sie betrachten ihn wohl tatsächlich als selbstverständlich. Sie wissen, dass er für Sie da ist. Er wird Sie nicht verlassen, Sie können auf ihn zählen. Also gibt es keinen Grund dafür, besessen zu sein. Besessenheit ist nicht Liebe, sondern einfach nur Besessenheit.»
    Sie nickt; sie erinnert sich gut. «Ich weiß! Ich weiß!»
    «Und manchmal», fahre ich fort, «läuft es sexuell sehr gut, wenn wir vom Partner besessen sind. All diese starken Gefühle – Aufregung, bange Vorahnungen, sogar Furcht – ergeben zusammen eine ziemlich explosive Mischung, die dann Liebe genannt wird, obwohl sie alles andere als das ist. Popmusik vermittelt uns dieselbe Botschaft. All dieses ‹Ich kann ohne dich nicht leben, Baby›-Zeug. Kaum jemand schreibt ein Lied darüber, wie unbeschwert und wohltuend eine gesunde Liebesbeziehung ist. Dagegen schreiben alle über Angst und Leid und Verlust und Liebeskummer. Also nennen wir dies Liebe, und wenn uns etwas widerfährt, das nicht verrückt ist, dann wissen wir nicht, wie wir damit umgehen sollen. Kaum beginnen wir, uns zu entspannen, fürchten wir auch schon, dass dies keine Liebe ist, weil wir davon nicht besessen sind.»
    Ann stimmt mir zu. «Ja. Genau das ist geschehen. Ich habe es anfangs nicht Liebe genannt, weil es mir zu angenehm vorkam – und an Angenehmes war ich ja nun überhaupt nicht gewöhnt, wie Sie wissen.» Sie lächelt und fährt fort: «Im Laufe der Zeit ist er mir immer mehr ans Herz gewachsen. Ich hatte das Gefühl, ich könnte mich einfach entspannen, wirklich ich selbst sein, und er würde trotzdem nicht weggehen. Das allein fand ich unglaublich. Ich hatte noch nie erlebt, dass ein Mann mich nicht früher oder später verließ. Wir haben lange gewartet, bevor wir uns auch sexuell aufeinander einließen. Zunächst waren wir einfach nur so befreundet. Ich mochte ihn immer lieber; wenn wir zusammen waren, fühlte ich mich wohl, sogar glücklich. Als wir schließlich miteinander schliefen, war es sehr zärtlich und sanft, und ich fühlte mich furchtbar verletzlich. Ich musste viel weinen. Das passiert mir auch jetzt noch manchmal, aber es scheint ihm nichts auszumachen.» Ann senkt den Kopf. «Wahrscheinlich gibt es im sexuellen Bereich einfach zu viele schmerzhafte Erinnerungen für mich: abgelehnt zu werden, mich verwundbar zu fühlen.» Nach einer kleinen Weile setzt sie hinzu: «Was Sexualität betrifft, mache ich mir im Moment viel mehr Sorgen als er. Er fände es schön, wenn Sex für uns beide aufregender wäre, aber nicht er beklagt sich darüber, sondern ich. Ich weiß doch, wie es sein könnte.»
    «Also gut», antworte ich, «erzählen Sie mir, wie es jetzt zwischen Ihnen beiden
ist

    «Er liebt mich. Das macht mir sein ganzes Verhalten deutlich – die Art, wie er mit mir umgeht. Wenn ich einen Freund von ihm kennenlerne, wird mir schon bei der Begrüßung klar, dass Hal ihm sehr viel Positives über mich erzählt hat. Und wenn wir beide allein sind, ist er so liebevoll, so sehr darauf bedacht, mich glücklich zu machen. Aber ich werde steif, kalt – ich erstarre fast. Anscheinend kann ich ihm gegenüber nicht richtig warm werden. Ich weiß nicht, was mich davon abhält …»
    «Was empfinden Sie, wenn Sie mit Hal schlafen?»
    Sie denkt eine Weile nach. Dann sieht sie mich an. «Vielleicht Angst?» Sie beantwortet die Frage selbst. «Ja, genau. Ich habe Angst, richtige Angst!»
    «Vor …», frage ich nach.
    Wiederum denkt sie nach und sagt dann: «Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht davor, erkannt zu werden. Ach, das klingt so biblisch. Sie wissen doch, wie sie in der Bibel immer darüber reden: ‹Und dann erkannte er sie.› Und irgendwie spüre ich, dass Hal mich wirklich kennenlernen würde, nicht nur sexuell, sondern generell – wenn ich es zulassen könnte. Offenbar bin ich nicht in der Lage, mich ihm hinzugeben, auszuliefern. Es macht mir zu viel Angst.»
    Ich stellte die nahe liegende Frage: «Was würde geschehen, wenn Sie es täten?»
    «O Gott, ich weiß es nicht.» Ann windet sich in ihrem Stuhl. «Wenn ich daran denke, fühle ich mich sehr

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