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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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Traum von der gemeinsamen Zukunft hatten. Aber als ich begann, diesen Traum in die Realität umzusetzen, brach unsere Beziehung auseinander. Je mehr wir uns einem bürgerlichen Leben annäherten, desto weniger konnte sie damit anfangen. Manchmal denke ich, sie hat mich verlassen, weil sie mich nicht mehr bemitleiden konnte.
    Warum sich Russell von Monica angezogen fühlte
    Russell war durch die besonderen Umstände seines bisherigen Lebens in keinerlei Hinsicht darauf vorbereitet, emotional oder selbst körperlich für eine liebevolle, enge Beziehung da zu sein; denn die meiste Zeit seines Lebens war er nur auf der Jagd nach einem Gefühl von Stärke und Sicherheit gewesen, das er zu erlangen suchte, indem er weglief oder sich auf gefährliche Abenteuer einließ. Durch diese ständig Spannung erzeugenden Aktivitäten versuchte er, sich von seiner eigentlichen Verzweiflung abzulenken. Er benutzte die Verwicklung in gefährliche Situationen, um die Gefühle von Schmerz und Hilflosigkeit nicht aushalten zu müssen, die entstanden waren, weil seine Mutter ihn emotional alleingelassen hatte.
    Als er Monica kennenlernte, war er von ihrem reizvollen, sanften Äußeren und ihrer fürsorglichen Haltung ihm gegenüber fasziniert. Statt ihn als einen «schlechten» Menschen anzusehen und zurückzuweisen, reagierte sie auf seine Probleme mit aufrichtigem Interesse und tiefem Mitgefühl. Sie ließ ihn von vornherein wissen, dass sie bereit war, für ihn da zu sein, und schon nach kurzer Zeit stellte er ihr Belastungsvermögen auf die Probe. Als er verschwand, reagierte Monica mit geduldigem Warten. Sie schien genug Liebe, Standfestigkeit und Ausdauer zu besitzen, um mit allem fertigwerden zu können, egal was Russell in Zukunft anstellen würde. Aber ihre Duldsamkeit gegenüber Russell und seinem Verhalten war nur dem Anschein nach groß. Keiner der beiden erkannte, dass sie nur so lange für ihn da sein konnte, wie er nicht für sie da war. Solange er von ihr getrennt war, hatte Russell in Monica eine perfekte Partnerin, die ideale Sträflingsfrau. Bereitwillig wartete sie auf ihn, in der Hoffnung, er würde sich ändern und dann könnten sie endlich zusammen sein. Sträflingsfrauen wie Monica zeigen vielleicht am deutlichsten, was es heißt, zu sehr zu lieben. Sie sind unfähig, überhaupt Nähe zu einem Mann zuzulassen; stattdessen leben sie mit der Phantasie, mit dem Traum von einer Liebe. Diese Liebe wird sich in dem Augenblick erfüllen, wo der Partner sich geändert hat und endlich für sie da sein kann. Echte Nähe können sie nur in ihrer Phantasie leben.
    Als Russell das nahezu Unmögliche schaffte, sein Leben in Ordnung zu bringen und sich in keinerlei kriminelle Aktivitäten mehr verwickeln zu lassen, entfernte sich Monica von ihm. Seine Gegenwart forderte von ihr ein zu bedrohliches Maß an Nähe; daher fühlte sie sich wesentlich unwohler als während seiner Abwesenheit. Außerdem hatte sie so lange einem idealisierten Bild ihrer gegenseitigen Liebe nachgehangen, dass der alltägliche Umgang mit Russell einem Vergleich nicht standhalten konnte.
    Strafgefangene reden oft im Scherz über ihren Cadillac, der an der nächsten Straßenecke auf sie wartet – damit meinen sie die eigene idealisierte Vorstellung von dem Leben nach ihrer Entlassung.
    In der Vorstellung von Sträflingsfrauen wie Monica hingegen steht vielleicht nicht der Cadillac als Symbol für Reichtum und Macht an der Straßenecke, sondern eine Kutsche mit sechs weißen Pferden als Symbol für romantische Liebe. Wie sie lieben und sich lieben lassen werden – das ist ihr Traum. Wie ihre Ehemänner im Gefängnis finden auch sie es gewöhnlich einfacher, mit dem Traum zu leben, als sich darum zu bemühen, dass er wahr wird.
    Wichtig für unser Verständnis ist dabei folgendes: Russell schien nicht in der Lage zu sein, wirklich zu lieben, während Monica mit all ihrer Geduld, all ihrem Mitgefühl die eigene Liebesfähigkeit doch deutlich demonstrierte. Tatsächlich war jedoch beider Fähigkeit zu lieben gleichermaßen ungenügend. Deshalb wurden sie Partner, als sie nicht zusammen sein konnten, und deshalb musste ihre Beziehung enden, als das Zusammenleben schließlich möglich war. Die Feststellung, dass Russell bis heute keinen neuen Lebenspartner gefunden hat, ist aufschlussreich: Auch er muss darum kämpfen, echte Nähe ertragen zu können.
    Tyler: 42  Jahre alt; Geschäftsführer; geschieden, keine Kinder
    Als wir noch zusammen waren, erzählte ich

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