Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
Vom Netzwerk:
andere Menschen leiden, kann ich das nachempfinden. Davor bin ich ganz behütet
aufgewachsen. Alles war in Ordnung. Wenn ich was essen wollte, war immer Reis da.«
    Sara und ich arbeiteten gut zusammen, und ich befreundete mich mit ihrem Onkel, ihrer Tante und ihrer Familie, die in Asirimou lebten, einem Nachbarort von Aileu neben der Highschool, wo ihnen ein kleiner Laden am Markt gehörte.
    Wenn ich etwa zwanzig Minuten den Berg hinauffuhr, sodass man einen Blick auf Dili hatte, bekam ich ein Funksignal für mein australisches Mobiltelefon, ansonsten hatten wir in Aileu keine Telefonverbindung außer den Satellitentelefonen der UN. Zu dieser Zeit versorgte Telstra Osttimor noch mit Telefondiensten. Es war bizarr. Ich hockte am Berg mit Blick auf Dili, manchmal bei strömendem Regen, umgeben von neugierigen Dorfkindern und strohgedeckten Hütten, und versuchte, ein Flugticket zu bestellen oder etwas mit einer australischen Behörde zu regeln. Einmal musste ich so lange warten, bis meine Batterie leer war, und so blieb mir nichts anderes übrig, als den Berg wieder hinunterzufahren, darauf zu warten, dass wir Strom hatten, die Batterie aufzuladen und am nächsten Tag einen neuen Versuch zu starten.
    Ich hatte beschlossen, meinen Vertrag mit OIKOS nicht zu verlängern, da sich die Organisation bald aus Aileu zurückziehen wollte. Sara, meine Freundin und Übersetzerin, hatte ein Stipendium für ein Lehramtsstudium an der University of Newcastle bewilligt bekommen und würde bald nach Australien gehen. Die Maryknoll-Schwestern meinten, sie würden sich freuen, wenn ich mit ihnen in der Klinik Uma Ita Nian arbeiten würde, also wandte ich mich
an PALMS, eine australische Freiwilligenorganisation mit Verbindungen zur katholischen Kirche, um zu sehen, ob sie mich unterstützen würden. Sie willigten ein, und ich kehrte nach Australien zurück, um Weihnachten mit meiner Familie zu feiern und im Januar 2001 an einem Orientierungskurs von PALMS teilzunehmen.
    Der Vortragende, der über die Probleme der Aborigines sprach, schien keine Ahnung von deren Lebenswirklichkeit zu haben und vermittelte uns nur Plattitüden. Ein anderer Redner warnte davor, andere Kulturen »retten« oder ihnen »westliche Konzepte« überstülpen zu wollen. In Osttimor hatte ich Mühe gehabt, genügend Helfer zu bekommen. Würde man hier auf »westliche Konzepte der Verlässlichkeit von Zeitangabe und Arbeit« verzichten, hieße dies, dass Leute, die weite Entfernungen zurückgelegt hatten, vergebens auf das Eintreffen der mobilen Ambulanz warten könnten. Wenn die Mitarbeiter nicht kamen, gab es keine Ambulanz - und die Menschen starben an behandelbaren Krankheiten.
    Das Nebeneinander von Reichtum und schwerer Armut hatte dazu geführt, dass sich unter den Timorern Enttäuschung breitmachte, verbunden mit dem Gefühl, verraten worden zu sein. Die Haltung gegenüber den malaes oder Ausländern veränderte sich während meines Aufenthalts, weil die gewöhnlichen Leute das Gefühl hatten, Außenstehende machten jede Menge Geld bei der UN, während die Timorern leer ausgingen. Das Wort malae klang bald schon wie ein Schimpfwort. Mutter Teresa war klug gewesen, von uns zu verlangen, dass wir arm unter Armen waren und so dicht wie möglich an den Menschen lebten. Die hoch bezahlten
UN-Angestellten standen im Ruf, ineffizient und verschwenderisch zu sein.
    Ich hatte meinen Pick-up, bepackt mit Büchern, einem Fahrrad und Küchenutensilien, mit dem Frachtkahn von Darwin nach Osttimor geschickt. Ich würde im Wohnbereich der Lehrer unterkommen, den die Schwestern wiederaufgebaut hatten: zwei aus Zement gebaute Doppelhaushälften mit einem Vorderzimmer, zwei Schlafzimmern und einer kleinen Küche. Mein Haus verfügte wie alle anderen über einen Tank im Badezimmer für das Wasser, das im gesamten Haushalt benötigt wurde, und eine Toilette. Die Wasserversorgung war dennoch schwierig.
    Meine Jahre als MN hatten mich zu einer Expertin darin gemacht, sparsam mit Wasser umzugehen. In Dili kaufte ich mir einen Gaskocher, und Männer aus der Schreinerei der Schwestern bauten mir ein Bett und Schränke, sodass ich gut ausgestattet war.
    Als ich bei den Schwestern zu arbeiten begann, war die Klinik noch immer provisorisch in einem beschädigten Schulgebäude untergebracht. Nach und nach nahmen wir die verschiedenen Tätigkeitsbereiche der Klinik wieder auf, die vor 1999 erfolgreich gearbeitet hatte. Mit dem Personal kam man gut zurecht, und es war sehr motiviert,

Weitere Kostenlose Bücher