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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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zeigte Hans mir die Klinik, die nichts weiter als ein verfallenes, mit einem Vorhängeschloss provisorisch gesichertes Gebäude mit zugenagelten Fenstern war. »Doctora Fong, Doctora Fong«, stellte Hans mich immer wieder bei unserer Tour durch die Klinik vor. Ich dachte, er habe meinen Namen falsch verstanden, weil Fong weder Colette noch Livermore ähnelte. Aber dann wurde mir klar, dass foun das Tetunwort für »neu« war.
    Die Klinik verfügte über Medizinschränke mit einigen grundlegenden Verbänden, Spritzen, Infusionen und Nadeln sowie Medikamenten und über ein paar alte Betten, aber es gab weder Laken noch Kissen, keine Stühle, Tische oder Regale. Es fehlte selbst an einfachster Ausstattung - keine Maßbänder oder Waagen, um die Babys zu wiegen.
Ich konnte weder einen Mopp noch einen Eimer finden, und ohne fließendes Wasser waren auch die Hygienestandards schlecht; überall lagen schmutzige Instrumente herum. Zwei robust wirkende Krankenschwestern der Klinik, Americo und Rogerio, begrüßten mich herzlich, waren aber im Umgang mit Dr. Hans sehr angespannt.
    »Woher kommen Sie, Doctora?«
    »Aus Australien.«
    »Das ist sehr gut. Sie lange hier?«
    »Ich weiß nicht. Ein paar Jahre, hoffe ich.«
    »Jahre? Gut, gut, besser als ein Monat. Ärzte gehen weg sehr schnell.« Das stimmte mich ein wenig ängstlich, und ich fragte mich, was wohl der Grund für diese Fluktuation sein mochte.
    Meinen ersten Samstagsdienst in der Klinik machte ich allein, ohne Krankenschwestern, und ich hatte Mühe mit der Sprache, da Hans übers Wochenende nach Dili gefahren war. Es war immer unklar, ob die Schwestern samstags arbeiteten, was zu einem ständigen Konflikt mit Hans führte.
    Da die Klinik so schlecht ausgestattet war, war ich froh, dass ich mich gegen den Flughafenbeamten durchgesetzt und meine Arzttasche mit in die Transportmaschine genommen hatte, obwohl mein Gepäcklimit bereits überschritten war. Ich hatte mich mit dem UN-Protokoll für die Behandlung von verschiedenen Infektionskrankheiten gewappnet, insbesondere Malaria. Ein kleines Mädchen, das an diesem ersten Samstag kam, war etwa vier Jahre alt, wog aber weniger als ein australisches Einjähriges und war aufgrund der wiederholten Ausbrüche der Krankheit hochgradig
anämisch. In der Gruppe der wartenden Patienten erspähte ich das vertraute gelbe T-Shirt der Clyde Fenton School in Katherine. Ein kleiner Kerl mit Gastroenteritis trug es wie ein Kleid, denn es reichte ihm bis über die Knie. Dies war wenigstens ein Beweis dafür, dass einige der Dinge, die wir gesammelt hatten, die Menschen erreichten.
    Am Abend verlor ein Junge mit zerebraler Malaria das Bewusstsein. Ich behandelte seine Anfälle und brach dann zum ersten Mal mit ihm zusammen im Ambulanzjeep der Bombeiros auf. Es war eine fürchterliche Fahrt, und ich dachte, er würde unterwegs sterben. Doch wir brachten ihn lebend ins Krankenhaus, und wie ich hörte, hat er auch überlebt.
    Kurz nach meiner Ankunft brach Dr. Hans zu einem »Urlaub« auf. Eine Weile hielt ich mich zurück, etwas Neues einzuführen, da er hier das Sagen hatte und ich ihn jederzeit zurückerwartete. Die Wochen dehnten sich zu Monaten, aber er kam nie zurück. Ich hörte, dass er für Shell arbeitete, bekam aber nie Gewissheit. Americo und Rogerio waren sehr engagierte Krankenschwestern, die während der Okkupation ihr Leben riskiert hatten, indem sie sich um die Leute kümmerten und ihnen eine medizinische Grundversorgung zuteilwerden ließen.
    In Aileu hatte ich an vier Tagen in der Woche Ambulanz und fuhr dann mit dem mobilen Gesundheitsdienst zwei Mal die Woche in die umliegenden Dörfer. Nach etwa einem Monat wurde das Krankenhaus wieder eröffnet, aber Wasser und Strom gab es nur mit Unterbrechungen, und wir hatten noch immer viel zu wenig Betten und Mobiliar. Mithilfe der Krankenschwestern untersuchte ich etwa
hundert Menschen am Tag. Wenn wir mit dem mobilen Gesundheitsdienst unterwegs waren, blieb ein Teil des Personals im Krankenhaus von Aileu. Im Wesentlichen behandelten wir Bronchitis, Wunden, Parasiten, Malaria, Gastroenteritis und Tuberkulose. Ich war viel mit Schwangerschaftsberatung und Entbindungen beschäftigt und führte Listen der Patienten mit Erkrankungen der Augen, des Herzens, mit orthopädischen oder Zahnproblemen oder HNO-Erkrankungen, damit wir, wenn die Teams der Gastärzte, Zahnärzte oder anderen medizinischen Fachkräfte von Australien herüberkamen, wussten, welche Patienten kontaktiert werden

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