Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
alles, was wir hatten, aufzugeben, um Jesus zu folgen. Sie bestätigte das Versprechen Christi, das es keinen gibt, »der ein Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben« (Lukas 18,29-30).
Nach den Gebeten aßen wir zusammen mit der ganzen Gemeinschaft. Nachdem Schwester Regina die Worte »Gelobt sei Jesus Christus« gesagt hatte, ein Satz, der den MNs erlaubte zu sprechen, klatschten die fünf Novizinnen in ihren weißen Saris und riefen »Willkommen«. Während der sich anschließenden Erholung führte Schwester Jasmin einen traditionellen Tanz aus der Region Kerala in Südindien vor, der symbolisierte, wie man sich Gott darbrachte. Sie bewegte sich anmutig und wurde dabei vom Gesang der anderen Novizinnen und dem Gebimmel der Glöckchen begleitet, die an ihren Füßen befestigt waren.
Die Mitglieder der Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe kamen aus vielen Ländern mit unterschiedlichstem Hintergrund. Selbst die indischen Schwestern sprachen verschiedene Sprachen und hatten unterschiedliche Ess- und Tanztraditionen. Die Schwestern Patience und Karina stammten aus Bihar, einem Staat in Nordindien; die Schwestern Jocelyn und Jasmine aus Kerala im Süden. Nur Schwester Annette war Australierin aus der kroatischen Gemeinde in Blacktown. Alle anderen Novizinnen stammten aus Indien und waren nach Australien
geschickt worden, um dort den Kern des Ausbildungshauses zu bilden. Unsere Novizinnen befanden sich außerdem in verschiedenen Stadien der Ausbildung. Schwester Patience und Schwester Jasmin waren am Ende ihres zweiten Jahres und sollten im Mai 1973 ihr erstes Gelübde ablegen; die Schwestern Karina, Annette und Jocelyn hatten gerade erst mit dem zweiten Jahr begonnen und würden sich im Mai 1974 zum Orden bekennen.
Der Gemeinschaftsraum für uns Postulantinnen befand sich neben der Küche, wo wir üblicherweise getrennt von den anderen aßen und unsere Freizeit verbrachten, außer an Donnerstagen und Sonntagen, wenn wir zusammen mit den Novizinnen und Schwester Regina unsere Mahlzeiten einnahmen und uns unterhielten. Wir lernten, vor dem Mittagessen und Abendessen und während der Erholungszeit zu schweigen, bis die Oberin das Codewort »Gelobt sei Jesus Christus« sprach.
Anfangs verhielt Schwester Christine sich uns Postulantinnen gegenüber zurückhaltend und scheu, denn wir waren widerspenstiger und rechthaberischer als die indischen Schwestern, und unsere Akzente waren für sie nur schwer zu verstehen. Wir übernahmen den indischen Singsang und indische Ausdrücke, um uns klarer verständigen zu können. »Als ich zum Orden kam, war es anfangs sehr schwer«, erklärte Schwester Christine. »Ich musste in der Gemeinschaft Englisch sprechen - und Bengali, wenn ich nach draußen ging, um in der Gegend von Kalkutta zu arbeiten. Ich konnte weder die eine noch die andere Sprache.«
»Welche Sprache hast du gesprochen, Schwester?«, erkundigte sich Betty.
»Meine Muttersprache ist Hindi. Es fiel mir schwer, irgendjemand in Kalkutta zu verstehen. Ich kam mir vor wie im Kindergarten, selbst unsere Schrift ist eine andere.«
»Aber gab es nicht andere Schwestern aus deinem Staat, mit denen du dich hättest unterhalten können?«
»Doch, aber Mutter Teresa ließ das nicht zu. Sie wollte, dass wir alle Englisch sprachen und uns nicht in Sprachgrüppchen aufteilten.«
»Das muss sehr schwer gewesen sein«, meinte Betty mitfühlend. Uns Postulantinnen fiel es auch ohne Sprachprobleme schon schwer genug.
»Ja, das Leben war hart, und ich hatte großes Heimweh, aber ich hielt durch. Nachdem ich einmal mein Zuhause verlassen hatte, gab es für mich kein Zurück mehr.«
Da der Orden größer wurde, mussten die indischen Schwestern sich daran gewöhnen, in Häusern auf der ganzen Welt Dienst zu tun. Schwester Christine war in ihrer Zeit als MN mehrmals sehr krank gewesen und wäre fast an Cholera gestorben. Ihr Leben war mit unserem in Australien nicht zu vergleichen.
Langsam gewöhnten wir uns an den Rhythmus eines Lebens als Missionarin der Nächstenliebe. Zu Hause hatten die Kookaburras in den Terpentinkiefern immer höflich bis zur Morgendämmerung gewartet, ehe sie mich mit ihrem Gelächter aufweckten, aber hier läutete die Glocke um zwanzig vor fünf.
»Lasst uns den Herrn loben!«, intonierte die Ruferin. Wir sprangen aus den Betten und
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