Wenn heiße Wuensche erwachen
meine Sorgen, also sollte ich das wohl besser selbst entscheiden.”
Seine Miene löste eine so heftige Reaktion in ihr aus, dass sie abrupt zurückwich. Doch es war zwecklos, denn er nahm erneut ihren Arm und führte sie zu einer hübschen Palomino-Stute.
„Steig auf”, befahl er. „Warte, ich helfe dir hoch.”
Bevor sie protestieren konnte, legte er ihr den Arm um die Taille. Sofort dachte sie wieder an den Kuss bei der Mühle und das erregende Gefühl, das sich in ihr ausgebreitet hatte, als ihre Lippen sich berührt hatten. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, und schon war das erotische Knistern zwischen ihnen wieder allzu deutlich spürbar.
Er fuhr mit der Hand über ihren Oberschenkel und wollte Lyndie auf den Rücken der Stute heben. Selbst durch die Jeans hindurch spürte Lyndie die Wärme seiner Hände.
„Die Stute heißt Girlie. Passt zu dir, finde ich”, sagte er und betrachtete sie kühl.
Ihre Reaktion auf ihn wurde durch seine Worte noch verstärkt. Lyndie wollte sich in seiner Gegenwart nicht weiblich oder gar wie ein „Girlie” fühlen. Sie wollte unsichtbar sein, ein Neutrum, vor allem in Gegenwart dieses arroganten Cowboys, der die Verwundbarkeit einer Frau in Bezug auf das andere Geschlecht so zuverlässig aufspürte wie ein Bluthund die Spur eines Flüchtigen.
Benommen und durcheinander tätschelte Lyndie die hübsche helle Mähne des goldfarbenen Pferdes und versuchte Bruce zu ignorieren. Das Pferd warf den Kopf herum und verunsicherte die Reiterin.
Verängstigt schlug Lyndie nach ihrem Aufpasser. „He, ich brauche wirklich keine Reitstunde, wenn ich morgen abreise …”
Er schenkte ihr gar keine Beachtung. „Das Western-Pferd beherrscht verschiedene Gangarten - Schritt, Trab, Galopp …”, begann er aufzuzählen.
Lyndie hörte kaum hin. Ihre Schläfen pochten noch immer, und jetzt sah sie rot.
Dieser Mann war ein Flegel.
Erst versuchte er sie zu verführen, indem er sie zum Nacktbaden einlud, dann wies er sie zurück, und jetzt kommandierte er sie herum, als sei sie die Angestellte, nicht er. Was für eine Frechheit!
„Verstanden?” fragte er, nachdem er mit der Aufzählung fertig war.
„Klar”, erwiderte Lyndie und bedachte ihn mit einem zornigen Blick.
„Dann lass es Schritt gehen.” Sein Ton war der eines Kommandeurs bei den Marines.
Seine Lippen zuckten spöttisch. „Press deine Oberschenkel zusammen. Sowohl Männer als auch Pferde reagieren auf dieses Kommando.”
Bei dieser unverschämten Anspielung stockte Lyndie der Atem. Da sie sich unmöglich noch länger mit ihm auseinander setzen konnte, ließ sie Girlie den Druck ihrer Schenkel spüren und konzentrierte sich ganz auf das Pferd statt auf den Mann. Das Pferd machte einen Satz vorwärts und galoppierte los, so dass Lyndie fast aus dem Sattel geworfen wurde.
Sie warf Bruce einen hasserfüllten Blick zu und kochte innerlich.
Er lachte, und seine weißen Zähne blitzten auf. „Genau wie man sich einen Stadtmenschen vorstellt, der galoppieren will, ehe er überhaupt das Pferd Schritt gehen lassen kann.” Er ging zu der Stute und hielt die Zügel fest.
Sofort verlangsamte Girlie ihr Tempo. Lyndie hielt den Atem an und nahm sich zusammen. In der nun herrschenden Stille beobachtete sie Bruce, der in der Mitte des Kreises stand und ihr zusah.
Lyndie erinnerte sich an Hazels Worte über Bruce. „Es ist, als liefe er vor etwas davon. Ich will nur, dass er damit aufhört und wieder ein normales Leben führt.”
Sie schaute auf das helle Pferd unter ihr. Instinktiv vertraute sie der Stute. Girlie war zugänglich und sanft. Lyndie dachte, dass sie sich tatsächlich daran gewöhnen könnte, auf ihrem Rücken zu sitzen. Allerdings würde sie sich diesen Luxus nicht jetzt erlauben.
Hazel mochte vielleicht denken, dass Bruce aufhören musste, vor irgendetwas davonzulaufen. Doch während Lyndie im Kreis ritt und seine durchdringenden Blicke sie erschauern ließen, war sie diejenige, die am liebsten gerannt wäre.
Aber leider hatte er nun mal das Kommando und ließ sie nur Schritt gehen.
Na schön, sie war ein paar Mal vom Pferd gefallen.
Was soll’s, dachte Lyndie und humpelte zurück zur Schlafbaracke. Die ganze Plackerei war ohnehin umsonst, weil sie nämlich ihre Sachen packen und abreisen würde.
Allerdings musste sie zugeben, dass sie Girlie mochte. Die Stute hatte viel Geduld bewiesen. Während Lyndie verzweifelt im Sattel herumgerutscht war, um ihr Gleichgewicht zu behalten,
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