Wenn heiße Wuensche erwachen
Ab einem bestimmten Punkt braucht ein Mann eine Frau, um eine Familie zu gründen und ein Zuhause zu haben. Du hattest schlimmes Pech, Bruce, aber dadurch, dass du Lyndie gerettet hast, hat sich alles verändert, verstehst du das nicht?”
„Es hat höchstens mich verändert”, konterte er. „Mir ist klar geworden, dass Lyndie mir etwas bedeutet. Und ich möchte sie nicht so verlieren, wie ich Katherine verloren habe. Doch die einzige Möglichkeit, das zu garantieren, ist, wenn ich mich von ihr fern halte. Was man nicht hat, kann man auch nicht verlieren.
„Lyndies Rettung war das Heilmittel gegen all die Schuld, an die du dich geklammert hast, siehst du das nicht?” wandte Hazel behutsam ein, denn es schien ihr der einzige Weg zu sein, ihn aus seiner inneren Isolation herauszuholen. Wenn ihre Argumente doch nur zu ihm durchdringen würden!
„Das Einzige, was ich sehe, ist das Whiskeyglas vor mir, altes Mädchen. Und das Einzige, was ich fühlen werde, ist irgendeine beliebige Frau neben mir in meinem Bett.”
Hazel starrte ihn frustriert an. Sie schob ihr leeres Whiskeyglas dem Barkeeper zu und rutschte vom Hocker. „Ich musste mich noch nie geschlagen geben, mein Junge, aber diesmal bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Ich kann dich nicht zwingen, etwas einzusehen, wenn du so störrisch bist und die Wahrheit nicht erkennen willst.” Nach diesen Worten ging sie zur Tür und warf einen letzten Blick zurück auf Bruce. „Du hast viele Möglichkeiten, Bruce Everett.
Ruinier nicht alles nur aus Angst. Wir alle werden mal verletzt.” Sie verließ den Saloon und fuhr Minuten später in ihrem zimtfarbenen und schwarzen Fleetwood davon.
Lyndie bekam Bruce zwei Tage nicht zu Gesicht, denn er war mit den Packpferden zum Lagerplatz am Lookout Mountain vorausgeritten, um alles für die Gäste vorzubereiten. Sie sah ihn erst wieder, als ihre Gruppe schon einen ziemlichen Teil der Strecke zurückgelegt hatte. Er kam ihnen auf ihrem Pfad entgegen. Als er zur Gruppe stieß, wurde er begeistert begrüßt. Die anderen Cowboys zogen Justin auf, da Bruce ihn nun damit beauftragte, sich um die weiteren Vorbereitungen im Camp zu kümmern.
Bruce übernahm die Führung der Gruppe. Er nickte Lyndie flüchtig zu und führte sie auf den zerklüfteten Gipfel des Lookout Mountain.
Lyndie war erstaunt, dass er ihr die kalte Schulter zeigte, nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten. Immer wieder versuchte sie eine Unterhaltung mit ihm anzufangen, aber es war nichts zu machen.
Nach dem Mittagessen ritt Susan an zweiter Stelle, während Lyndie sich freiwillig an das Ende der Gruppe begab. Danach schien Bruce aufzuleben. Er und Susan lachten zusammen, als ein Hase aus einem Gebüsch geschossen kam und blitzschnell wieder verschwunden war.
Lyndie beobachtete die beiden und fühlte sich elend. Ihr Arm schmerzte, und ihr ganzer Körper tat ihr weh. Doch das war nichts im Vergleich zum Schmerz in ihrem Herzen, als sie erkannte, wie sehr sie sich bereits in Bruce verliebt hatte, und wie kalt er jetzt zu ihr war.
Sie erreichten das Lookout-Camp lange vor Sonnenuntergang. Vom Bergrücken aus betrachtet schien es, als würden sich die gesamten Rocky Mountains vor ihnen ausbreiten, deren schneebedeckte Gipfel verlockend aussahen wie Eiscreme im Sommer.
Allerdings blies hier oben ein scharfer Wind, denn das Camp lag oberhalb der Baumgrenze. Obwohl es Juni war, lagen die Temperaturen hier oben in den Bergen unter null.
Ein paar Schneeflocken fielen, als der Proviantwagen aufgestellt wurde und die Steaks auf dem Grill brutzelten. Auf Lyndies Zelt lag bereits eine feine Schneeschicht. Jetzt fehlt nur noch eine rote Schleife, dachte sie, dann sieht es aus wie Weihnachten.
Das Abendessen verlief ruhig. Die Cowboys blieben unter sich. Lyndie bekam Bruce nicht einmal zu Gesicht. Roger und Annette zogen sich früh in ihr Zelt zurück, da sie müde waren.
Nur Susan und Kim blieben mit Justin am Lagerfeuer sitzen und tranken eine Flasche Rotwein. Ihr Lachen ging Lyndie schrecklich auf die Nerven.
Schließlich stand sie auf und wünschte allen eine gute Nacht. In ihrem Zelt hatte sie einen Krimi von ihrem Lieblingsautor Robert Ruthven. Vermutlich war es angenehmer, im Licht der Taschenlampe zu lesen, als sich weiter das ausgelassene Gelächter der Gruppe am Lagerfeuer anzuhören.
Also ging sie zu ihrem Zelt, von wo aus ihr Blick auf die Silhouette eines Cowboys ein Stück oberhalb des Lagers fiel. Er saß vor seinem Zelt und starrte
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