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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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stacheligen Sträuchern herumdrücken, um mit der Kamera Beweise für Verrat, Betrug und Heuchelei zu sammeln. Auch davon hatte er die Nase voll. Er ging weiter.
    Vorbei an Adrian und Neal und Declan und Lorcan, der sich mal wieder den Mund fusselig redete. Stanley musste nicht hören, was er sagte, um zu wissen, worum es ging.
    »Diese rückfettende Creme, die ich Mam geschenkt habe, wirkt bei zerstörten Hautzellen wahre Wunder«, erklärte Declan, als Lorcan kurz schwieg, um einen großen Schluck zu trinken.
    Neal war viel zu sehr damit beschäftigt, nach Freda der Bardame, Ausschau zu halten, die gestern vage angedeutet hatte, es bestehe eventuell die Möglichkeit, dass sie auch zu der Party kommen würde, was Neal als gutes Omen interpretiert hatte. Bisher ließ sie aber auf sich warten.
    Stanley ging weiter.



59
    Dara sah den Rettungswagen schon von weitem. Er parkte direkt vor dem Haus, die Lichter auf dem Dach pulsierten blutrot. Sie warf ihre Zigarette weg und spurtete los. In der Einfahrt standen zwei Gestalten. Miss Pettigrew, die langen, knochigen Finger auf den Mund gepresst, während sich Edward winselnd an ihre Schienbeine drückte, und daneben Elektro-Eddie, der etwas in den Armen hielt, das aussah wie ein bärtiger Drache. Dara rannte schneller, rang nach Luft. Als sie schon fast da war, sah sie, wie Angel von zwei kräftigen Männern in weißen Kitteln auf einer fahrbaren Krankentrage zum Wagen geschoben wurde. Sie hatte eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase. Ihre Augen waren geschlossen, die blassen Lider wirkten beinahe durchscheinend. Sie bewegte sich nicht. Eine Haarsträhne lag schlaff über ihrem Gesicht wie ein Schatten. Dara blieb erst stehen, als sie nahe genug war, um die Hand auszustrecken und Angel die Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, doch die beiden Männer stellten sich ihr in den Weg.
    »Ich bin ihre Schwester!«, schrie Dara. Ihre Stimme klang fremd, als würde sie aus einem Mund eines anderen Menschen kommen. Dara schob die Hand unter das Laken, das man über Angel gebreitet hatte, und drückte ihre Finger. »Angel«, flüsterte sie. Angels Hand war kalt und leblos.
    Die Männer bewegten sich wieder, schneller als vorher.
Dara hörte das Knirschen der Räder auf dem Straßenbelag, das Ächzen der Sanitäter, als sie Angel ins dunkle Innere des Ambulanzwagens hoben. Sie hörte, wie Elektro-Eddie in seinen Holzpantoffeln auf sie zukam, hörte das panische Winseln, mit dem Edward versuchte, die Aufmerksamkeit seines Frauchens wieder auf sich zu lenken. All diese Geräusche stürmten auf Dara ein, bedrängten sie von allen Seiten wie Menschenmassen. Sie hastete zum Heck des Rettungswagens.
    »Was ist passiert?«, schrie sie hinein.
    Einer der Männer drehte sich zu ihr um. »Ihr Zustand hat sich verschlechtert.«
    »Ist es … Ist es schlimm?« Dara umklammerte den Türgriff.
    »Wir bringen sie ins Beaumont, dort ist sie in guten Händen.« Der Mann wich ihrem Blick aus. »Würden Sie Ihrer Mutter sagen, dass wir jetzt fahren können? Sie kommt mit uns.«
    »Ich komme auch mit.« Dara stand bereits mit einem Fuß im Wagen.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber hier ist nicht genug Platz. Folgen Sie uns in Ihrem Auto.«
    »Das ist nicht mein Auto, sondern Angels.« Dara barg das Gesicht in den Händen und begann lautlos zu weinen. Heiße, salzige Tränen liefen ihr über die Finger.
    Der Sanitäter tätschelte ihr die Schulter und schob sie dann in Richtung Haus. »Wir kümmern uns schon um Angel. Holen Sie Ihre Mutter.«
    Dara nickte und stolperte durch den Vorgarten, vorbei an Edward und Miss Pettigrew und Eddie, die ein unnatürlich breites Lächeln aufgesetzt hatten, als könnten sie damit bewirken, dass Angel wieder gesund wurde.
    Mrs. Flood war oben in Angels Zimmer und warf wahllos Kleider in eine Plastiktüte – einen Pulli, den Angel nie trug, eine Leggings mit einem Loch am Knie, zwei verschiedene Socken, ein Exemplar aus ihrer Sammlung an überdimensionalen kratzenden Wollmützen.
    »Was ist passiert? Warum hast du mich nicht angerufen?« , fragte Dara. Mrs. Flood fuhr herum, und Dara bekam einen Eindruck davon, wie ihre Mutter als alte Frau aussehen würde. Ihr Gesicht wirkte schmaler, ihre blauen Augen kleiner und heller, ihre Haut faltiger. Dara trat zu ihr. »Es tut mir so leid, Mam«, sagte sie. »Ich hätte hierbleiben sollen. Ich dachte, es geht ihr gut.«
    Mrs. Flood bückte sich, um Angels iPod aufzuheben, der vom Schreibtisch gefallen

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