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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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Was machst du hier? Warum …«
    »FASS MICH NICHT AN!«, brüllte er und hob die Hand, wie um sich vor ihr zu schützen. Mit der anderen umklammerte er den Gurt einer teuer aussehenden Kamera.
    Ian trat zwei Schritte zurück, sodass er hinter Dara stand. »Was wollen Sie?«, fragte er mit lauter, zitternder Stimme.
    »Ich will gar nichts von Ihnen«, sagte Stanley mit einer Bitterkeit, die seine Stimme auf Dara völlig fremd wirken ließ. »Irene hat mich gebeten, Ihnen zu folgen.« Er trat zu
Ian, und dieser wich zurück, bis er mit dem Rücken an seinen monströsen Jeep stieß. Er hatte den verwirrten Blick eines Menschen, der zum ersten Mal den Film Russian Ark sieht.
    »Irene?«, flüsterte er bebend. Mehr brachte er nicht heraus.
    Stanleys Lächeln wirkte beinahe höhnisch. Seine Augen waren so schwarz und kalt wie eine Novembernacht. Er beachtete Dara nicht, sondern konzentrierte sich auf Ian. Dara erlebte die ganze Szene wie in Trance. Sie starrte Stanley an, der sich weigerte, sie anzusehen.
    »Ganz recht«, sagte Stanley. »Irene. Ihre Frau.«
    »Du hast eine Frau?« Plötzlich ergaben all die Kleinigkeiten, die Dara im Laufe dieser Beziehung stutzig gemacht hatten, einen Sinn. Ian klappte den Mund auf und zu wie ein Karpfen am Angelhaken. Er sagte nichts.
    »Und du hast einen Freund«, sagte Stanley. Es war eine Feststellung, keine Frage, und als er sie nun zum ersten Mal anblickte, sah sie die unverkennbare Verachtung in seinen Augen. Sie sah aber auch einen Hauch von Resignation, und das war weit schlimmer. Sie wich zurück vor dieser Resignation, blickte stattdessen zu Ian Harte, der den Kopf schüttelte, als hätte er Wasser im Ohr. Er sah von Dara zu Stanley.
    »Ihr kennt euch?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Dara. »Wir …«
    »Nein, tun wir nicht«, fuhr Stanley dazwischen, und sein kalter Blick ruhte auf ihrem verwirrten Gesicht. »Ich kenne dich kein bisschen.«



58
    Als Stanley das Lokal betrat, stand Cormac am Tresen, wie üblich von einem Trupp Bewunderer umringt. Cora war nicht zu sehen.
    »Ah, da ist er ja. Stan my little man. Wie läuft’s?«, dröhnte Cormacs Stimme über den Lärm hinweg, und Stanley war, als hätte Cormac die Hand nach ihm ausgestreckt und ihn gepackt.
    Eigentlich hatte sich Stanley in eine dunkle Ecke verziehen und sich in aller Ruhe betrinken wollen, doch jetzt blieb er stehen und sah zu seinem ältesten Bruder hinüber, dessen Wangen bereits vom übermäßigen Alkoholkonsum gerötet waren. Er marschierte auf ihn zu.
    Cormac riss die Augen auf, als er Stanleys Blessuren und seine zerrissene Hose sah (Stanley war vorhin beim Sturz vom Baum mit dem Knie an einem Ast hängengeblieben). »Heiliger Strohsack, was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«
    Stanley antwortete nicht, sondern sagte: »Ich habe dich mehrfach gebeten, mich nicht so zu nennen.« Er ballte die Hände, die in den Jackentaschen steckten, zu Fäusten.
    Cormac lächelte milde. »Wie denn? Stan my little man? Aber so nenne ich dich doch immer.«
    »Ich weiß, und ich bitte dich jetzt ein allerletztes Mal freundlich darum, es zu lassen.« Stanley spürte einen kalten, weißen Zorn in sich aufsteigen.
    »Bleib locker, Stanley. Trink doch erstmal was. Das geht auf mich. Was darf’s denn sein? Eine schöne Weißweinschorle vielleicht?«
    Normalerweise ignorierte Stanley die herablassende Art, mit der ihn Cormac behandelte, doch heute nicht.
    »Fick dich doch.«
    »Meine Güte, Stanley, was ist los? Sind wir heute etwa auf Krawall gebürstet?«
    »Fick dich«, wiederholte Stanley und trat noch einen Schritt näher. So nah, dass ihm der Geruch des glitschigen Haargels in die Nase stieg, der Cormac anhaftete. So nah, dass er die dunkle Guinnesskruste in seinen Mundwinkeln und die roten Äderchen in seinen Augen sehen konnte.
    Cormac beugte sich schwankend über Stanley. »Geht es hier um Cora?« Sein Tonfall war so unbekümmert wie eh und je.
    »Nein«, sagte Stanley. »Es geht um dich und um das, was du mir angetan hast.«
    »Ach, Scheiße, Stanley, kannst du nicht endlich eine Brücke der Versöhnung bauen und zu mir rüberkriechen?«
    »Ich bin schon längst drüben, du Ignorant.«
    Cormac legte sich eine Hand auf den Mund, die andere stemmte er in die Seite. »Oho, Ignorant? Du fährst ja heute echt die schweren Geschütze auf, hm?«
    Stanley packte ihn mit einer Faust am Kragen. »Du kannst Cora gerne haben. Ihr habt einander verdient.«
    »Nimm deine Pfoten von mir, du kleiner Scheißer.«
    Cormac

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