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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Dazutun aus dem Leben zu treten. Ich bekenne mich des Mordes an Oliver Marlowe, alias Mrs. Cumberland, und des Mordes an Mr. Knight schuldig. Ich bedauere diese Taten, die zu einer unerträglichen Last meines Gewissens wurden, auf das tiefste.“
    Broderick kaute schon wieder auf der Unterlippe herum. „Klingt ganz eindrucksvoll“, meinte er. „Aber irgendwie paßt es nicht zu Robert.“
    „Wieso?“
    „Er hätte nie so gehandelt oder gesprochen. Ich sagte dir doch, daß er ein kalter Hund war. Und außerdem...“
    „Nun?“
    „Außerdem wird es den Beamten auffallen, daß der Brief getippt ist. Hast du schon mal von einem Selbstmörder gehört, der seine letzten Worte mit der Maschine schrieb?“
    „Die Maschine steht aufgedeckt auf dem Schreibtisch. Warum hätte er sie nicht benutzen sollen?“
    „Es sieht ein bißchen komisch aus.“
    „Wenn schon! Niemand wird darauf kommen, daß wir an Colemans Tod beteiligt sein könnten.“
    „Du bist naiv. Die Polizei weiß genau, daß ich Colemans Freund war. Sie wird bei dem Hausmeister Erkundigungen einziehen, und der wird den Beamten bestätigen, daß ich hier fast täglich ein und aus ging.“
    „Ja, aber du hast ein Alibi“, lächelte sie.
    „Ein Alibi?“
    „Gewiß..., und ich habe auch eins.“
    „Ich verstehe dich nicht.“
    „Wir werden aussagen, daß wir den ganzen Vormittag in meiner Wohnung verbracht haben.“
    „Das glaubt uns niemand.“
    „Schon möglich. Aber was macht das? Wir sind bereit, das zu beschwören, und niemand kann uns das Gegenteil beweisen.“
    „Wenn man nun dich, oder mich auf dem Weg zu Colemans Wohnung gesehen hat?“
    „Das wäre Pech“, räumte das Mädchen ein. „Ich selbst habe mich mit größter Vorsicht nach hier begeben.“
    „Ich habe auch keinen Bekannten getroffen“, meinte Broderick. „Aber wir übersehen einen wichtigen Punkt: Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die Polizei heute Vormittag bei dir vorsprechen wird. Scotland Yard wird eine Menge Fragen an dich richten wollen... wegen deines Onkels und auch wegen des gestrigen Attentats. Der Polizei ist also bekannt, daß zu dieser Zeit keiner von uns beiden in deiner Wohnung war.“
    „Das stimmt“, sagte sie und legte die Stirn nachdenklich in Falten. „Wir müssen uns schon etwas anderes einfallen lassen.“
    „Da ist noch ein Punkt“, sagte er bitter und blickte auf den toten Coleman. „Kein Selbstmörder schafft es, gleich drei Schüsse auf sich abzugeben...“
    Sie legte mit einer jähen und erschreckten Bewegung die Hand vor den Mund.
    „Mein Gott“, flüsterte sie. „Daran dachte ich nicht.“
    Broderick starrte ihr düster in die Augen. „Du meintest, du bist so verteufelt schlau. Ich war ein Idiot, daß ich mich dazu überreden ließ, mit dir gemeinsame Sache zu machen. Jetzt ist alles viel schlimmer als vorher. Wir haben den Mord als Selbstmord hinzustellen versucht, und es fehlen die elementarsten Voraussetzungen, um den Selbstmord glaubwürdig zu machen.“
    „Ist es nicht möglich, daß Coleman in einem Reflex dreimal hintereinander abdrückte?“
    „Kaum. Wenn ja, würden die Einschüsse dicht beieinander liegen.“
    Ihr wurden plötzlich die Knie schwach. Sie mußte sich setzen. „Ich hätte mich nicht von meinem Haß hinreißen lassen dürfen“, erklärte sie nun.
    „Jammern hilft jetzt nichts“, sagte Broderick. „Wir müssen einen Ausweg finden.“
    „Können wir nicht einfach türmen?“
    „Wie stellst du dir das vor?“
    „Wir teilen uns das Geld und fliegen nach Südamerika. Noch ehe die Polizei Colemans Tod entdeckt hat, sind wir über alle Berge. Ich habe einmal gelesen, daß es in Südamerika Staaten gibt, die jede Auslieferung ablehnen.“
    „Auf diesen Unsinn eines Schreibers möchte ich mich nicht verlassen.“
    „Was schlägst du vor?“
    Er ging zum Barschrank, um sein Glas aufzufüllen.
    „Ich halte es für das beste, wir knallen uns gegenseitig ab“, meinte er bitter. „Das enthebt uns der Feststellung, hoffnungslos versagt zu haben.“
    Er füllte das Glas und grinste schwach. Dann stellte er die Flasche beiseite und prostete Miß Turner zu.
    „Auf dein Wohl... und dein Glück, ungeliebte Mörderin!“ sagte er. „Du wirst beides brauchen können... im Gegensatz zu mir. Ich habe noch keinen Menschen getötet. Alles, was ich zu fürchten habe, ist eine Zuchthausstrafe...“
    Miß Turner blickte ihm hart in die Augen.
    „Wenn ich sterben muß, stirbst auch du“, erwiderte sie.
     
    *
     
    Patrick

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