Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)
auf negative …
„Sie war zwei Jahre jünger als ich“, warf er plötzlich ein. „Ich bin …
war
ihr großer Bruder. Große Brüder sollten dafür sorgen, dass ihren Schwestern keine Raufbolde auf die Pelle rücken, geile Hengste an die Wäsche gehen oder Casanovas ihre Herzen brechen. Sie vor Ausgeburten der Hölle fernzuhalten, sie beschützen zu müssen, damit sie nicht in einem Sarg landen, davon steht soweit ich weiß nichts in der Großer-Bruder-Stellenbeschreibung … “ Er hielt inne, schloss die Augen und sagte einige Momente nichts. „Aber wahrscheinlich …“, er sprach langsam, nur mit Mühe, so, als ob ihm das, was er zu sagen versuchte, die Luft abschnürte. „Wahrscheinlich, ist es wohl egal. Es geht nicht darum, vor was man sie beschützen sollte, sondern nur darum, dass man sie beschützt.“ Seine Stimme brach und als er fortfuhr, nahm sie wieder einen verbitterten Klang an. „Tja … und ganz besonders gilt das wohl für solche Brüder, die obenrein als
Hexenhüter
geboren wurden …“„Hexenhüter …?“ Sie durchforstete ihren Kopf nach Hekates Worten. Sie hatte doch etwas in dieser Richtung gesagt …?
„Ja, Hexenhüter …“, entgegnete Jonathan spöttisch. „Eine Aufgabe, deren Stellenbeschreibung in etwa so lautet: Die geistige und körperliche Unversehrtheit von Hexen bewahren, hüten und schützen. Im Klartext: Sich für Hexen prügeln, duellieren, selbst in Gefahr bringen oder umbringen lassen, wenn es nötigt ist. Ein tolles Schicksal … nicht wahr?“„Du bist also einer von Liliths Schutzgeistern?“, erwiderte sie erstaunt und mit einer Spur Ehrfurcht.Jonathan musterte sie einen Augenblick irritiert. „
Liliths Schutzgeistern?
Was meinst du damit?“Sie hatte Marah – und unwissend dem lauschenden Jonathan – erzählt, dass der Zauber von Lilith fehlgeschlagen und von Luzifer beeinflusst worden war und so zur Schöpfung der Sensaten geführt hatte. Über die Umwandlung der ursprünglichen Absicht, die sogenannten menschlichen Behüter, hatte sie nichts gesagt. Womöglich war auch darüber nichts Näheres bekannt – außer, dass es sie gab. Andernfalls könnte Jonathan schließlich nicht behaupten, er wäre ein Hexenhüter. Ihm fehlte ein Puzzelteil. Er wusste nicht alles. Ebenso so wie Nikolaj nur einen Bruchteil seiner eigenen Geschichte gekannt hatte, als er ihr in dem Bistro von
seinen Ahnen
erzählt hatte. „Ich habe Marah … Du hast ja mitbekommen, dass Hekate den Zauber von Lilith so weit gelenkt, beziehungsweise so beeinflusst hat, wie es ihr möglich gewesen ist, nachdem sie bemerkt hatte, dass Luzifer seine Finger im Spiel hat und Liliths wahre Gefühle ausnutzte. Den ursprünglichen Plan, die ursprüngliche Absicht, den Hexen Schutzgeister zur Seite zu stellen, hat sie umlenken können, sodass zumindest der Grundgedanke erhalten blieb. Sie sagte, dass diese Aufgabe seither Menschenmännern in die Seele gewebt wäre – diese Aufgabe jedoch nicht von ihnen angenommen werde müsste. Es läge an jedem selbst, sie zu seinem Schicksal zu machen, oder nicht. Alles liegt in der freien Entscheidung einer Person …“
Jonathan sagte nicht gleich etwas. Langsam, doch stetig, kroch ein harter Zug auf sein Gesicht. Darunter lag Schmerz – und Wut. „Ich wollte nichts von diesem Schicksal hören. Ebenso wenig wie von Hexen, Magie, Sensaten, einer
schicksalhaften
Aufgabe
oder sonst etwas derart Abstrusem. Also bin ich gegangen. Weg von meinen Eltern, weg von meiner Schwester, weg von meinem besten Freund. Und dann sind sie gestorben. Meine Schwester und mein bester Freund. Einer dieser Teufelsausgeburten hat sie umgebracht und ist ungeschoren damit davongekommen. Einer oder mehrere … Womöglich wäre Marah auch tot, wenn meine Schwester ihren Dickschädel nicht durchgesetzt und sie zu
meinem Schutz
hinter mir hergeschickt hätte …“
„Sie sind nicht nur …“, setzte sie an, um das Wesen der Sensaten klarzustellen, obwohl sie nicht recht wusste, warum sie es tat.
Jonathan schnellte herum, ehe sie ausgesprochen hatte. „Komm mir nicht damit! Damit, dass sie etwas Gutes in sich tragen oder unschuldig sind, für das, was sie sind. Sie sind weder gut, noch unschuldig! Egal, was du zu Marah gesagt hast. Egal, was Hekate dir erzählt hat. Egal, wie es sich abgespielt hat. Du musst du den Höllenfürst wohl persönlich fragen, was er sich gedacht hat, als er sie auf uns Menschen losgelassen hat. Und wenn du das tust, wird er dir nicht viel mehr antworten, als
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