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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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dass er sich vervielfältigen und auf Erden sein Unwesen treiben wollte.“
Sie sah ihn schweigend an. Sie konnte seinen Zorn verstehen. Sie konnte nachvollziehen, was er dachte, was er da sagte. Ihre eigenen Gedanken und Gefühle waren wie der Wind: unbeständig, ruhe- und richtungslos. „Ich kann verstehen, dass du…“
„Hast du wirklich das Gefühl, dass etwas Gutes in ihnen steckt?“, unterbrach er sie. „Nach allem, was dir passiert ist? Nachdem, was du von ihnen mitbekommen hast? Glaubst du das wirklich – immer noch?“
Sie erwiderte seinen Blick, ihre innere Aufgewühltheit in den Augen stehend.
„Wenn du mich fragst“, setzte er mit leiserer Stimme an, „dann ist das ein Machtspiel. Ein Machtspiel zwischen Hekate und Luzifer, mit uns als Spielfiguren. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin nicht gern eine Figur, die durch fremde Hände gelenkt oder nach Belieben aus dem Spiel genommen wird. Ich bin gern mein eigener Herr.“
Sein Standpunkt war nachvollziehbar und doch stand er dem entgegen, was er tat. „Warum hast du Marah geholfen, mich aus dem Krankenhaus rauszubringen? Warum bist du hier bei uns in diesem Haus in Italien?“
Verwirrung huschte über sein Gesicht.
„Du hast gesagt, du bist hier, weil du hierher, in diese Geschichte gehörst – und gleichzeitig hältst du es alles für ein Spiel, für Nonsens, verachtest Hekate und willst überhaupt nichts damit zu tun haben. Warum bist du also hier? Warum riskierst du dein Leben für etwas, an das du nicht glaubst? Das du für eine Lüge hältst?“
Er presste den Kiefer aufeinander und riss einige Grashalme aus. „Vielleicht, weil ich etwas gutzumachen habe. Vielleicht, weil ich Rache nehmen will. Vielleicht, weil ich die Absicht habe, so viele Sensanten mit ins Grab zu nehmen, wie ich kann. Vielleicht auch alles zusammen.“ Er sprach bestimmend und zugleich schwermütig. „Möglicherweise will ich auch verhindern, dass nochmals jemand stirbt, dessen Tod ich verhindern hätte können …“ Er wandte ihr das Gesicht zu und atmete tief durch. „Wüsste ich nichts von dieser ganzen Sache, könnte mir niemand Schuld an dem geben, was passiert. Es wäre euer Ding, nicht meines. Aber ich weiß nun mal davon. Marah hat mir davon erzählt, mich hineingezogen und das heißt, wenn euch etwas passiert, trage ich eine Mitschuld. Bin ich mit von der Partie, kann ich tun, was immer ich tun kann, um ein Desaster zu verhindern. Bin ich nicht mit von der Partie, habe ich jeden Versuch etwas zu verhindern, ungenutzt gelassen.“
Merwürdigerweise verspürte sie bei Jonathans Worten einen Stich in der Brust. Er war nicht wegen ihr hier. Er wollte ihr nicht wirklich helfen. Er tat es aus Pflicht-, Rache- und Schuldgefühlen heraus. Sie versuchte ihr Bedauern herunterzuwürgen. „Ich verstehe …“, entgegnete sie leise. „Ich will nicht, dass du meinetwegen dein Leben riskierst. Ich gebe dir keine Schuld, wenn du gehst. Wenn du mit all dem nichts zu tun haben willst. Ebenso wie ich Marah keine Schuld gebe, wenn sie mit dir geht.“ Sie versuchte ihre Stimme kräftig zu halten. Sie meinte, was sie sagte. Auch, wenn sie dabei ein aufsteigendes Gefühl von Furcht und Einsamkeit überkam.
Um ihm keinen Anlasse zum Zweifeln zu geben, stand sie auf, wobei ihr rechter Fuß wegknickte, wie bei einem neugeborenen Rehkitz. Jonathan sprang ebenfalls auf die Beine und stützte sie.
„Danke, es geht schon. Mir ist nur der Fuß eingeschlafen …“
Er musterte sie eindringlich. „Ich will nicht, dass Marah etwas passiert“, sagte er mit einem Mal. „Oder dir. Möglicherweise klang das gerade eben nicht ganz danach, aber …“ Er seufzte.
Sie sah zu ihm auf.
„Im Moment bin ich weder die beste Gesellschaft noch der beste Gesprächspartner, aber leider gibt es mich momentan nur in dieser verbitterten, taktlosen, zynischen Version.“
Es gelang ihr, ein feines Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. „Danke. Dafür, dass du hier bist, obwohl du es nicht sein müsstest.“
Ein Hauch von Verlegenheit glitt über seine Züge. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ehe er leise erwiderte: „Sag das bitte nicht so, als wäre ich so was wie ein Held oder Ritter. Das bin ich nämlich nicht …“
Aus einem inneren, unwillkürlichen Impuls heraus, hob sie den Arm, drückte Jonathans Hand und schenkte ihm einen warmen Blick. „Nun … im Moment seid du und Marah meine Helden.“ Sie wollte ihn nur aufmuntern, doch als sie es aussprach, bemerkte sie, dass es

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