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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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sagen, ihm ihr Mitgefühl auszudrücken, doch urplötzlich besann sie sich anders. Sie hatten keine Zeit dafür. Die Situation ließ es nicht länger zu. Ihr tat leid, dass Corin, Jonathans Schwester, und Simon, sein bester Freund, tot waren. Ihr tat leid, dass es ihm schlecht ging. Ihr tat Leid, dass er sauer auf sie war, doch sie hatten keine Zeit dafür. Nicht, wenn sie am Leben bleiben wollten. Er musste endlich aus seinem Bau herauskommen und erkennen, dass er so viel und so lange wütend sein konnte – auf wen auch immer –, dass das jedoch weder Corin noch Simon wieder lebendig machen würde. „Ich fürchte Jo, wenn du an einem Zauber beteiligt wärst, würdest du ihn im Moment auch vergiften – so wie Lilith. Wahrscheinlich ebenso unbemerkt und ungewollt, aber trotzdem würdest du es tun.“
Widerwillen und Einsicht blitzten in Jo´s Blick auf. Doch er sträubte sich diesen Kampf auszufechten, brummte irgendetwas Unverständliches und ließ sie stehen.
Die Augen geschlossen, nahm sie einen tiefen Atemzug. Sie konnte ihm nicht gänzlich widersprechen. Sie war auch der Ansicht, dass das, was jemand tat, immer in dessen Eigenverantwortung und nicht bei jemand anderem lag. Die Sensaten als Feinde, als böse Wesen zu betrachten, war einfach gewesen. Einfacher, als nun zu wissen, dass ihnen die
gute
Seite
fehlte, weil Luzifer seine Finger im Spiel gehabt hatte und Lilith unwissentlich ihre negativen Gefühle in ihren Zauber gelegt hatte. Rache, Hass, Zorn … all das waren menschliche Gefühle. Gerade dann nachvollziehbar, wenn nahestehenden Menschen oder einem selbst Schlimmes angetan wurde. Dagegen war niemand gefeit.
Dennoch hatte Jonathan nicht ganz unrecht: Wenn sie den Funken Licht in den Sensaten entzündeten –
falls
ihnen das überhaupt gelingen sollte –, waren sie so etwas wie die „Retter ihrer Seelen“. Den Feind zu retten, statt ihn zu bekämpfen oder für das zur Rechenschaft zu ziehen, was er getan hatte, war eine bittere und schwer verdauliche Arznei. Und trotzdem brachten sie damit etwas in Ordnung. Etwas, in das eine Hexe und die Hexengöttin involviert waren.
Die Frage war nur: War sie bereit vollends in diese Sache zu springen – oder war sie bereits unabdingbar Teil der Geschichte, weil Lilith, eine ihrer Ahnen, darin verwickelt war?  

***
     

     

    Marah schüttelte sich, um ihr inneres Chaos loszuwerden. Das konnte sie bei ihrem Zauber überhaupt nicht gebrauchen. Nicht, wenn sie nicht vorhatte, es von vornherein zu versauen. Ein ganzes Haus, beziehungsweise ein Haus mit weiterführendem Radius in einen verhüllenden Kreis einzuflechten, war ein ziemlicher Kraftakt.
    Obendrein in ihrer derzeitigen Verfassung. Sie konnte nicht sagen, ob es einer anderen Hexe ebenso gegangen wäre, doch was sie betraf, war es so. Die letzte Zeit über war sie ohnehin zu nachlässig gewesen, was ihr inneres und äußeres Befinden anging. Normalerweise reinigte sie ihren Geist regelmäßig, brachte sich wieder ins Gleichgewicht und beseitigte Verschiebungen in ihrem Energiefeld, so, wie sie es von ihrer Mutter beigebracht bekommen hatte. Doch nachdem Corin gestorben und Jo in ein emotionales Loch gefallen war, hatte sie es einfach nicht geschafft, sich so diszipliniert zu verhalten, wie sonst.
Ihre Mutter hatte ihr das magische Erbe nie vorenthalten, sie bereits als Kind eingeweiht, Sprüche mit ihr gesprochen und Rituale abgehalten. Das jedoch weniger mit gezielter Absicht oder einschlagender Wirkung, denn mehr um der Übung willen und um sich selbst schützen zu können, falls es einmal nötig sein sollte. Zwar hatte ihre Mutter von Zeit zu Zeit kleinere Schutzbanne für andere gesprochen, doch hatte sie ihr sonst beigebracht, sich aus den Angelegenheiten anderer herauszuhalten. Ihrer Ansicht nach bestand keine Verpflichtung allen Menschen zu helfen, nur, weil sie Hexen waren. Aus diesem Grund hatte sie ihrer Mutter auch nicht gesagt, wohin sie ging und was sie vorhatte, als sie mit Jo aufgebrochen war, um Gwen zu finden. Sie hätte ohnehin nur versucht ihr die Sache auszureden – und da ihr Entschluss Gwen zu finden und ihr zu helfen derart klar in ihr gewesen war, hätte das nur unnötigen Streit gegeben.
Der Gedanke, dass sie besser wüsste, was zu tun war, oder dass ihre magischen Fähigkeiten weiter ausgeprägt wären, wenn sie bereits früher in anderen Größenordnungen gezaubert hätte, ging ihr immer wieder durch den Kopf. Gefolgt von dem unfassbaren Gedanken, dass sie anscheinend

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