Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)
einräumen wollte, hat er sich darum bemüht, die Frequenz zu mir zu stören. Dabei trug noch jemand anderes Anteil an der Störung. Unbewusst und ungewollt, aber dennoch.“
„Doch nicht etwa … Nikolaj?“ Sie hauchte seinen Namen lediglich.
Hekate nickte. „Ja. Wie du selbst bemerkt hast, befindet er sich in einem aufgewühlten und zerrissenen Zustand. Er ist nicht bei sich selbst. Er bietet einen großen Raum für Dunkelheit, eine große Fläche, die sie anzieht. Zwar ist er halb Kind der Menschen, halb Kind von Luzifer, doch hat letzterer Anteil in Moment einen starken Einfluss. Auf ihn und auf das Umfeld, in dem er sich befindet. Das ist Luzifer natürlich nicht entgangen. Er hat seinen persönlichen Nutzen daraus gezogen. So, wie er es immer tut …“ Die Hexengöttin schüttelte verbittert den Kopf.
Gwen blieb stumm.
Ein halbes Kind von Luzifer.
Obwohl ihr diese Tatsache nun schon „länger“ bekannt war, vermochte sie sie immer noch nicht regungslos entgegenzunehmen.
„Nachdem Merkas abermals begonnen hat, sich in deine Träume zu drängen und Nikolaj fortan deinen Schlaf bewacht hat, war auch mir der Zugang verwehrt.“
„Deswegen sollte ich mich schlafen legen. Ich war – bin –allein im Zimmer.“
„So ist es. Es war der perfekte Moment. Und genau genommen … war es der richtige Moment.“
„Der richtige …?“
Hekate trat auf sie zu und nahm ihre Hände zwischen die ihren. „Verzeih mir, mein Kind. Ich wusste, dass ihr – du – den Kontakt zu mir gesucht habt. Weil du Fragen hattest. Ängste. Zweifel. Aber dennoch ist genau dies der richtige Zeitpunkt für unsere Zusammenkunft. Jedes frühere Treffen hätte den eigentlichen Sinn verfehlt, weil es einfach noch nicht an der Zeit gewesen war. Doch weil du nun getan hast, was nur du allein tun konntest, kam dieser richtige Zeitpunkt zustande.“ Sie drückte Gwens Hände. „Du hast einen Teil deiner Aufgabe erfüllt. Ich bin unsagbar stolz auf dich. Ich habe mich nicht getäuscht, was dich angeht. Was ich sah, das Licht, das ich in dir, deinem Herzen gesehen habe und noch sehe, ist wahrhaftig und hell.“
Gwen riss erstaunt die Augen auf. „Ich habe … was?“
„Denke nach. Was könnte ich meinen?“ Hekate lächelte aufmunternd, während sie darauf wartete, dass sie ihre eigene Frage selbst beantwortete.
„Ich habe …“, sie ließ ihre Gedanken schweifen und sie landeten bei Nikolaj. Bei Nikolaj, wie er fast an seinen Gefühlen zerbrochen war, als sie ihm gesagt hatte, dass es Merkas Intrige gewesen war, die sie zu ihrem Verrat gebracht hatte. Bei Nikolaj, der zitternd auf dem Bett gesessen hatte, als sie sich vor ihn gekniet und seine Hände gehalten hatte. Bei Nikolaj, der rückwärts gegen die Wand getaumelt war, als sie ihm … verziehen hatte. Als sie ihm gesagt hatte, dass sie ihm verzieh und ihn seinerseits um Vergebung gebeten hatte. Als sie wieder hatte spüren können, was ihr Herz wollte: einen gemeinsamen Weg mit ihm.
Sie sah Hekate in die Augen. „Ich habe Nikolaj verziehen. Weil ich … ihn liebe. Mein Herz liebt ihn. Es kann diese Liebe nicht von sich stoßen. Zwar weiß ich nicht genau, wie ich all das, was er getan hat, vergessen oder wie ich damit umgehen soll, aber dennoch kann ich die Liebe, die ich für ihn empfinde, nicht verdrängen oder verleugnen. Sie ist immer noch da. Genauso, wie vor allem, was passiert ist …“
Hekate nickte. „Du hast dich für die Liebe und gegen den Hass entschieden, Gwen. Auf den ersten Blick, von außen betrachtet, mag dies wie eine „leichte“ Entscheidung aussehen. Warum sollte man den Hass der Liebe vorziehen? Eine Frage, die logisch eine klare Antwort hat – wenn Liebe doch so viel mehr geben kann, als Hass. Dir und demjenigen, der dich in diese Entscheidungssituation gebracht hat. Weil der Hass dich am Ende nur selbst aufzehrt. Aber dennoch … wenn man in der Haut desjenigen, in deiner Haut steckt, ist es alles andere als leicht, sich für die Liebe zu entscheiden, nicht wahr? Selbst nachdem du am eigenen Leib gespürt hast, wie es sich anfühlt vom Hass durchdrungen zu sein, wie Lilith es war. Die Entscheidung für die Liebe, gegen den Hass fordert Kraft, Mut und ein gütiges Herz. Nicht nur zu vergeben, sondern auch weiter an der Seite desjenigen bleiben zu wollen, der einem Schmerz und Kummer zugefügt hat, ist das Größte, was ein Mensch tun kann. Liebe ist eine göttliche Kraft. Liebe macht göttlich.“ Ein Augenblick der Stille – dann brach ein herzhaftes
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