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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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Lachen aus Hekate hervor. „Aber, wie ich zuvor schon gesagt habe: Selbst eine Hexen
göttin
ist nicht unfehlbar. Niemand mit einem freien Willen ist vor Fehlern, falschen Entscheidungen oder Täuschungen gefeit. Was Luzifer am Ende auch nur mit heißem Wasser kochen lässt, wie es die Menschen ausdrücken würden, nicht wahr?“
Nun musste auch Gwen lachen. Hekates „menschentypische“ Ausdrucksweise war einfach erfrischend amüsant. Es tat ungemein gut – das Lachen. Es nahm der Anspannung und Sorge auf das Kommende etwas von seiner Kraft, verlieh ihr ein Stückchen unbelasteten Boden. Für diesen einen andauernden Moment. Sie kostete ihn aus. Bis zum Grund. Dann sammelte sie die neu gewonnene Kraft in ihrer Brust und setzte zum Sprechen an: „Welche Teile meiner Aufgabe liegen noch vor mir? Was muss ich nun tun?“
„Die Dimension der Sensaten ist genaugenommen eine Spiegelung eurer Welt. Eine verzerrte, verdrehte und gespaltene, aber dennoch. Du musst den Ort des Anfangs aufsuchen. Nicht in deiner Welt, nicht auf der Seite, in der der Zauber gesprochen wurde, sondern auf Seiten seiner Spiegelung.“
Ihr fragender Ausdruck war genug, um Hekate zum Weitersprechen zu verleiten. „Einst hat Liliths Zauber, gesprochen in deiner Welt, die Sensaten hervorgebracht. Dieser Ort des Ursprungs existiert auch auf Seiten der Senatenwelt, hat dort einen magischen Abdruck hinterlassen. Gesprochen auf Boden deiner Welt muss der Zauber am gespiegelten Grund in der Sensatenwelt aufgehoben werden.“
„Ich muss in die Sensatenwelt?“ Furcht überkam sie, kroch ihr wuselnd über ihre Haut, wie Insekten.
„Du und Nikolaj.“
„Nikolaj?“
„Ja.“
Sie wartete, dass Hekate diese Offenbarung näher erläuterte, ihr erklärte, was das zu bedeuten hatte, doch sie tat es nicht. „Warum? Was muss er dort tun? Ich dachte, es sei meine Aufgabe den Zauber, den
Fluch
aufzuheben? Zu
korrigieren
?“
„Das entspricht der Wahrheit“, bekräftigte Hekate ihre Worte. „Doch auch Nikolaj hat eine wichtige Rolle inne – wenn er sich dafür entscheidet.“
„Was muss er tun?“
„Das kann ich dir nicht sagen.“
Das Gefühl, ihr Ziel würde mit jedem Herzschlag in noch weitere Ferne rücken, während die Startlinie sie einzuholen drohte, flutete ihr Inneres. „Warum nicht? Wenn ich nicht weiß, was …“
„Ich kann dir sagen, was du zu tun hast – und zugleich kann ich es nicht. Es ist ähnlich dem, was ich bei unserem letzten Treffen zu dir gesagt habe: Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen, diese Art von Fragen zu beantworten. Selbst wenn ich dir die Antwort geben würde, so würde sie dir doch recht wenig nützen. Weil sie aus dir selbst kommen muss. Nur wenn sie das tut, begreifst du auch wirklich, was sie bedeutet. Und nur dann verkörpert sie ihre rechtmäßige Kraft.“ Sie hielt kurz inne. „Und auch wenn ich dir sagen würde, was Nikolaj tun muss, würde es dich nicht weiterbringen. Weil es nicht in deiner Hand liegt. Du trägst Anteil daran, das lässt sich nicht leugnen, doch nur zu einem bestimmten und begrenzten Maße. Alles darüber hinaus liegt einzig und allein in Nikolajs Händen.“
Ihr Kopf begann zu rumoren. So viele Informationen – und doch so wenig Antworten. „Was muss
ich
tun? Jetzt? In diesem Moment?“
„Du musst den magischen Abdruck in der Sensatenwelt aufsuchen – zusammen mit Nikolaj. Du musst am Gegenstück des Ursprungsgrunds ein freiwilliges Opfer bringen.“
Sie sog nach Luft. „Ein Opfer …?“
Hekates Gesicht blieb verschlossen, blieb ihr eine Erklärung, eine Antwort schuldig. Wie schon so oft.
„Was meinst du damit? Was für ein Opfer?“
„Wenn ich dir sage, was für ein Opfer – ist es dann noch eines?“
Ihr Gehirn lief auf Hochtouren. „Ja, natürlich. Ich muss es ja dennoch tun.“
„Wenn du weißt, was du tun musst, ist es also immer noch ein freiwilliges Opfer?“ Hekate musterte sie durchdringend.
„Ja!“ Sie sprach mit Nachdruck. „Das Opfer bleibt ja immer noch bestehen, immer noch zu geben.“
„Ich weiß, was du sagen willst, Gwen. Du hast auch recht – aber gleichzeitig auch wieder nicht. Wenn ich dir sage, was zu tun ist, mindert das die Kraft deines
freiwilligen
Opfers. Wenn du weißt, was du tun
sollst
, wirst du genau das tun – nicht mehr und nicht weniger.“
Sie wollte protestieren, wollte aufbegehren. Diese Aussage war ein Widerspruch in sich, war unsinnig, war … keine Hilfe. „Du hast mich um meine Hilfe gebeten.“ Sie versuchte ihre Stimme nicht

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