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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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überwältigend war, hatte sie dem näher gebracht, was verborgen gelegen hatte. Dem, was sich – nach wie vor – in ihrem Herzen befand: Liebe. Jetzt, da sie sie wieder spüren konnte, fühlte sie sich befreit, weniger schwer, ängstlich und ausgelaugt. Stärker.
Sie wusste nun, dass sie Nikolaj nicht so einfach aufgeben oder gehen lassen konnte – oder wollte. Und wenn man etwas wollte, wirklich wollte, dann schaffte man das. Daran glaubte sie aus tiefstem Herzen. Sie wollte einen gemeinsamen Weg, eine gemeinsame Zukunft finden – irgendwie. Und wenn Nikolaj es zwar wollte, jedoch nicht daran glaubte, dass er es konnte, dann musste ihr Glaube eben für sie beide reichen.  

***
     

     

    Als sie so dasaß, in die Luft starrte und nachdachte, überwältigte sie plötzlich ein starkes Gefühl von Müdigkeit. Diesem schloss sich sogleich eine alarmierte Warnung ihres Verstandes an: bloß nicht die Augen zumachen! Nikolaj war nicht hier und Marah ebenso wenig. Wenn sie ihre Augen schloss – und sei es auch nur für ein paar Minuten oder Sekunden – forderte sie damit ihr Glück heraus, so viel stand fest.
Sie dehnte die Arme in die Höhe und atmete tief durch, um sich wach zu halten, doch die Müdigkeit breitete sich in ihr aus, wie warmes und klebriges Karamell.
War es denn wirklich so schlimm, wenn sie sich auf dem Bett einrollte und ihre Augen schloss? Nur für ein paar Augenblicke? Nur, um der Müdigkeit etwas ihrer Kraft zu nehmen? Drohte abermals die Gefahr, dass Merkas sie heimsuchen würde? Würde er einen weiteren Versuch starten, nachdem ihm die vergangenen Tage kein Zutritt mehr möglich gewesen war?
Die Antwort ihrer ängstlichen, angespannten und besorgten Seite war ein unmissverständliches Ja, aber von irgendwoher in sich vernahm sie ein leises, luftiges Nein. Ein Nein, das wollte, dass sie sich hinlegte und ihrer Müdigkeit nachgab. Ein Nein, das ihr nicht nur erlaubte ihre Augen zu schließen, sondern sich auch in den Schlaf und einen möglichen Traum sinken zu lassen. Ein Nein, das jedoch nicht hinterlistig, falsch oder bedrohlich klang, sondern mehr wie ein Versprechen, dass es ungefährlich und unbedenklich war, die Augen zu schließen. Natürlich gab es dafür keinerlei Beweis, keine Garantie, nichts, dass es zur Wahrheit machte. Und doch fühlte es sich echt an, glaubhaft und vertrauenswürdig. Sogar eine Spur bekannt. Ohne dass sie sagen konnte, warum. Es war einfach ein Gefühl. Schleierhaft und unsichtbar, wie Ahnungen und Gefühle nun mal waren.
Die Frage war nur: Sollte – konnte – sie diesem Gefühl trauen? Oder sollte sie der Vorsicht Vorzug gewähren?
Zum Beispiel indem sie nach unten ging und Marah bat sich heute Nacht zu ihr zu legen? Zumindest so lange bis Nikolaj zurück war? Oder indem sie Nikolaj persönlich aufsuchte und ihn bat, wieder mit ihr nach oben zu kommen?
Oder sollte, konnte, durfte sie ihrer Müdigkeit nachgeben? Dem unsichtbaren Gefühl trauen und zulassen, dass ihr die Augen zufielen?
Drei Möglichkeiten, eine Entscheidung.
Ihre
Entscheidung. Eben diese Tatsache, dass sie die Wahl hatte, es ihre Entscheidung war, vermittelte ihr das Gefühl, ihr Leben selbst in Händen zu halten. Genau deswegen legte sie solch großen Wert darauf, dass niemand für sie entschied. Sie wollte ihren Weg selbst wählen. Wenn sie die falsche Richtung einschlug, so war es einzig an ihr. Niemand sonst hatte etwas damit zu tun. Niemand sonst trug „Schuld“ daran. Und so war es auch jetzt. Es war ihre Entscheidung. Und sie wollte der Müdigkeit nachgeben, wollte dem Gefühl vertrauen. Selbst wenn das bedeutete, die warnenden Rufe zu überhören, die der ängstliche, angespannte und besorgte Teil ihres Selbst von sich gab. Sie wollte sich einfach nur fallen lassen. In doppelter Hinsicht. In das weiche Bett und in das Gefühl, das ihr versicherte, es sei in Ordnung sich fallen zu lassen.
Sie krabbelte auf Höhe des Kissens, legte ihre Wange darauf nieder, winkelte die Beine leicht an und ließ ihre Lider langsam zufallen. Es war himmlisch der klebrigen karamelligen Schwere nachzugeben, statt weiter gegen sie anzukämpfen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann war sie auch schon in den Schlaf hinübergeglitten und hatte alle Fragen, Entscheidungen und Geschehnisse der Realität hinter sich gelassen.  

***
     

     

    Es war hell – gleißend hell, sodass sie ihre Augen zusammenkniff. Ein paar Augenblicke lang fragte sie sich verwundert wo jenes Licht herkam, dann drang eine

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