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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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das gewisse Etwas nicht, muss w o möglich einfach noch ein wenig länger üben, bis es klappt. Deshalb trainieren wir dir den grünen Daumen jetzt ei n fach an. Hier.“ Sie drückte Beth ein kleines, scharfes Rüs t messer in die Hand und begann ihre vorhergehenden Bewegungen bede u tend langsamer vorzuzeigen. „Es ist ganz einfach. Nimm anfangs vie l leicht nur e ine Bohne in die Hand, schneide Stiel und Spitze ab und le ge sie dann in diesen Korb zurück.“ Schwester Johanna deutete auf ein G e fäss, das vor ihr stand.
    „Das ist alles?“
    „Das ist alles“, b estätigte die Nonne. „Was hast du erwa r tet?“
    „Mensch, das sollte doch zu schaffen sein. Eigentlich habe ich nichts erwartet. Ich habe mir nämlich noch nie Gedanken darüber gemacht. “ Ganz so schnell wie Schwester J o hanna war sie auf keinen Fall, aber Beth war der Meinung, dass sie sich gar nicht so schlecht anstellte. Ihre einzige Sorge galt ihrem Daumen, denn das Rüstmesser war wir k lich sehr scharf.
    Schweigend arbeiteten die beiden Frauen , bis der B o den der Schüssel zu sehen war. Tatsächlich schien es auch, als hätte die Uhr einen Zahn zugelegt. Es war bereits mitten am Nachmittag, als Beth das Messer weglegte. „Und nun?“ Diese Art von Küche n arbeit an der frischen Luft begann ihr Spass zu machen und sie hoffte schon beinahe, dass es noch etwas anderes gab, das sie draussen erled i gen konnte.
    Anerkennend schaute sich Schwester Johanna die Bohnen an, die be i nahe aus dem Korb überquollen.
    „Wenn du möchtest , machen wir uns noch über die Ka r toffeln her. Die sind zwar erst für morgen, aber es schadet nicht, wenn wir sie bereits schälen. Wir mü s sen sie dann einfach kühl stellen. Dann geht das schon. Was meinst du dazu?“
    „Können wir die Kartoffeln auch hie r her nehmen?“
    „ Hilfst du mir den grossen Sack zu tr a gen?“
    „Klar!“
    „Dann können wir es auch hier m a chen.“
    Das Schälen der Kartoffeln bedeutete etwas mehr Au f wand, aber das störte Beth nicht. Sie mochte die Idylle, die sich in der Situat i on widerspiegelte. Die Sonne, die rauen Klostermauern, die Hol z bank und zwei Frauen, die konzentriert Kartoffeln schälten, erg a b en ein G e mälde von einfachem Landleben, das Glück in sich barg, welches für die geschäftige Welt draussen kaum mehr sich t bar war. Langsam verstand sie, weshalb sich Jérémie hier so wohl gefühlt und einen Neustart gefunden ha t te.
     
    Als dann wieder nach und nach die Nach t hereinbrach und immer noch keine Nachricht für sie eingega n gen war, wurde Beth trotz allem zunehmends unruhig er . Sie mahnte sich zur Geduld und besann sich darauf, dass sie Jérémie ve r trauen konnte und er sich melden würde, wenn er etwas zu sagen hatte. Damit schob sie alle weiteren Gedanken in diesem Zusammenhang einfach beiseite. Bis zum Zeitpunkt des Z u bettgehens klappte das auch erstaunlich gut, was grös s tenteils wohl daran lag, dass sie immer mehr oder weniger von dem Treiben der Schwe s tern abgelenkt wurde . In dem Moment, als sie dann wieder mit ihren Gedanken alleine war, wirbelte die Unruhe wie ein Hurrikan erneut alles durcheinander. Es war nicht da r an zu denken, sich hinzu legen. Sie würde den S chlaf vergeblich suchen. Also begann sie, Fi t nessübungen zu machen. Sie hüpfte, dehnte, trainierte ihre Muskeln und am Ende startete sie wieder einmal den sinnlosen Ve r such der Meditation. Nichts half. Der Zeitpunkt kam, da sie es nicht mehr aushielt. So unauffällig, wie es die ungeölten Scharniere eine r alte n Holztüre zulie s s en , schlüp f te sie aus ihrem Zimmer und schlich auf leisen Sohlen den Korridor hinunter. Bei jedem Geräusch zuckte sie schul d bewusst zusammen. Sie hatte das Gefühl, jeder in dem Kloster könnte ihre Gedanken hören und wüsste, was sie vor hatte. E i gentlich wartete sie nur darauf, dass alle Türen aufflogen und die Non nen sie mit v o r wurfsvollen Blicken löcherten , bevor in perfekte m Chor die Schimpftiraden losbr a chen.
    Natürlich blieb das jüngste Gericht aus, der Boden tat sich nicht auf und der Teufel erschien auch nicht. Im Gegenteil, Beth e r reichte unb e schadet ihr Ziel. Vorsichtig legte sie ihren Kopf an die Tür und lauschte angespannt. Als sich nichts regte, drüc k te sie mit zitternden Händen die Tür auf. Schnell schlüpfte sie in den dun k len Raum und schloss die Tür hinter sich. Daran ang e lehnt gönnte sie ihrem rasenden Herzen e inige Atemzüge lang eine Pause. Sie wagte es

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