Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
Vom Netzwerk:
hungrig. Sie schlug gerade die Ric h tung des Frühstücksraumes ein, als sie von Schwester Johanna au f gehalten wurde.
    „Guten M orgen! Hast du gut geschl a fen?“
    „Naja, es geht so. Aber ich gewöhne mich noch daran.“ Insgeheim hoffte Beth a l lerdings, dass das nicht nötig werden würde.
    „Ganz bestimmt. Wo wolltest du denn soeben so eilig hin?“
    Etwas überrumpelt von dem schne l len Themenwechsel brauchte Beth einen Moment für die Antwort. „Nun, ich dachte, es gäbe vielleicht Früh s tück?“
    „Natürlich!“ Schwester Johanna l ä chelte Beth gütig an. „Aber du wirst erst deinen Küchendienst leisten müssen, bevor es etwas zw i schen die Zähne gibt.“
    „Küchendienst?“
    „Ja. Jeder hat hier seine Aufgaben. Und für dich bedeute t das K ü chendienst. Erst kümmerst du d ich um das Frühstück der anderen, dann bekommst du selbst e t was.“
    „Aha.“ Resigniert liess sich Beth an ihren Bestimmungsort fü h ren und schickte ein weiteres Stossgebet los. Diesmal in Richtung Nizza, in der Hoffnung, Jérémie damit zu einem baldigen Erfolg zu verhe l fen .
     
    Schnell musste Beth allerdings feststellen, dass der Küchendienst mit knurrendem Magen im ersten M o ment zwar mühselig zu sein schien, der ganze Aufwand dann aber mit einem umso besseren Frühstück wett gemacht wurde. Ein weiterer Vorteil, so glaubte sie zumindest, war, dass sie den Rest des Tages qu a si frei hatte. Die Nonne, unter deren Fittiche sie in der Küche g e standen hatte , war nun dabei die Touristen ein wenig im Auge zu behalten. Eigentlich hätte Beth mitgehen kön nen. D a sie sich aber von Touristen fer n halten musste, blieb sie im Hintergrund und liess die Schwester ihre Aufgabe erl e digen . Nach einer Weile stellte sich aber heraus, dass das süsse Nichtstun langwe i lig wurde und auf die Stimmung drückte . Die Zeit wollte nicht vergehen, die Klostermauern verla s sen durfte sie nicht und ein spannender Roman war in der Bibli o thek kaum zu finden. Die Kluft zwischen Beths Vorstellung von einem erho l samen Tag und der Realität konnte grösser nicht sein. Eindeutig fehlte es am Meeresrauschen, den Beac h boys und einem lecke ren Cocktail.
    Letztendlich nahm sie sich dann doch ein Buch aus der Bibli o thek. Es gab wohl keinen besseren Ort noch einen geeigneteren Zei t punkt, um mit der Lektüre des meistverkauften Buches der Welt zu beginnen. Sie setzte sich auf dieselbe Steinbank, auf der sie schon am Tag zuvor mit Schwester Johanna gese s sen hatte, liess sich die Sonne in den Nacken scheinen und blätterte die ersten Seiten der Bibel um. Wenn sie au s blendete, dass dies ein Werk war, das aufgrund unterschiedlicher I n terpretation en ganze Kriege ausgelöst hatte, musste sie zugeben, dass einige der Geschichten eigentliche zie m lich spannend waren. Dennoch hatte sie mit der Zeit Mühe sich auf die Schreibweise zu konzentrieren , we s halb sie das Buch dann doch bald wieder zur Seite legte. Um einer neuen Beschäftigung nachgehen zu können, machte sie sich auf die S u che nach Schwester Johanna. Am Ende des Gartens entdeckte sie die Nonne, die vol l kommen in ihre Gedanken vertieft aus eine r grossen Schüssel auf ihren Knien eine Bohne nach der anderen fischte und diese mit flinken Fi n gern rüstete.
    „Kann ich I hnen helfen?“
    Irritiert hob Schwester Johanna den Kopf und blinzelte in die So n ne. Im ersten Moment hatte sie Mühe zu erkenne n , wer sie aus ihren Gedanken gerissen hatte. „ Wirst du von Langeweile geplagt Kin d chen?“
    „Ehrlich gesagt, schon ein wenig.“
    Gütig lächelnd tätschelte die Nonne auf den freien Platz neben sich. „ Setz dich . Hast du schon einmal Bohnen gerü s tet?“
    „Eh, nein. In Bezug auf Bohnen und Erbsen ist d ie Welt der Fe r tigwaren und Tiefkühlprodukte eher die Me i ne.“
    „Das habe ich mir gedacht. Ich nehme auch an, dass du w e der Zeit noch Musse hast , geschweige denn den Platz, um dir einen eig e nen Garten mit dem entsprechenden Gemüse anz u legen?“
    „ Um ihre Aufzählung zu komplettieren , müssen S ie noch das nicht vo r handene Know-how erwähnen .“
    „Das darf kein Grund sein. Man kann das Einmaleins des Gär t nerns leicht e r lernen.“
    „Ich widerspreche nur ungern, aber müsste man dafür nicht w e nigstens ein bisschen Talent oder in der Fachsprache ausgedrückt, einen grünen Daumen b e sitzen?“
    „Nun , ein klein wenig Begabung gehört vielleicht dazu, aber ich gla u be, auch derjenige, der denkt, er habe

Weitere Kostenlose Bücher